Jeder Mensch ist wertvoll

von Carsten Griese

Dienstag, 25.01.2022

Mann sitzt mit gesenktem Kopf in der Öffentlichkeit
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Nächstenliebe praktisch werden lassen

Nächstenliebe – das Wort an sich geht leicht über die Lippen. In der Praxis ist die Umsetzung heraufordernder. Aber Nächstenliebe lohnt sich:

Max hat die letzten zwei Wochen in der Gartenhütte einer sechsköpfigen Familie gelebt. Er stand eines Abends vor ihrer Haustür. Er ist schon länger ohne festen Wohnsitz. Man kannte sich noch von früher. Deshalb war er bei der Familie aufgetaucht und sie half ihm kurzfristig. Aber jetzt ist die Gartenhütte keine Lösung mehr. Warum?

Susanne ruft Freitagabend bei Carsten an. Der ist Pfarrer der örtlichen Gemeinde. „Hast Du eine Idee? Kann die Kirchengemeinde helfen?“, fragte sie. „Bei uns geht es nicht mehr. Aber es ist nicht ganz einfach mit ihm.

„Das hört sich ja verheißungsvoll an“, schießt es Carsten durch den Kopf. Was kann er tun? Weitervermitteln oder selbst aktiv werden an diesem Wochenende? „Gott ist die Liebe“, denkt er. Und er wird aktiv.

Inzwischen ist ein Jahr vergangen. Max hat inzwischen eine kleine Wohnung, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Ab und zu arbeitet er im Garten oder auf dem Friedhof der Kirchengemeinde. Die Gemeinde hat ihn unterstützt. Heute ist Carsten froh, dass er ihn nicht einfach weitervermittelt, sondern begleitet hat. Er ist eine Hilfe und verlässlich da, wenn man ihn fragt.

Es war nicht immer einfach mit ihm. Das liegt wohl auch an seiner Geschichte. Er wird es vermutlich auch in Zukunft nicht einfach haben. Dazu hat er zu lange ohne eine feste Wohnung gelebt und hat Ängste, die man nicht sofort versteht. Er wird weiterhin an sich arbeiten müssen, aber vor allem braucht er Menschen, die ihn nicht aufgeben.

Dienstag, 25.01.2022