Matthäi am Letzten

von Margret Wand

Donnerstag, 02.07.2020

Ein Mann zeigt seine leeren Hosentaschen
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Da geht nicht mehr viel - oder Matthäi am Letzten

“Aller guten Dinge sind drei“ oder “Wer zuerst kommt mahlt zuerst“ - es gibt eine Menge uralter Redewendungen, die immer noch gebraucht werden. Margret Wand hat sich auf die Spuren eines ganz besonderen Sprichwortes begeben.

"Tja, bei dem ist Matthäi am Letzten." Meine Oma hat das oft gesagt. Mit einem bedauernden Unterton. Ich habe lange nicht verstanden, was genau damit gemeint war. Ich wusste nur: Da geht’s jemandem schlecht. Und irgendwas hat es mit dem Matthäus aus der Bibel zu tun.

 

"Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende".

 

Das steht am Ende des Matthäus-Evangeliums. Und was ist daran nun so schlimm? Da steht doch gar nichts davon, dass es jemandem schlecht geht. -  Vielleicht hilft es zu wissen, dass der biblische Matthäus Steuereintreiber war. Also jemand, der nach landläufiger Meinung den Leuten das sauer verdiente Geld aus der Tasche zog. Mit "Matthäi am Letzten" meinte meine Oma dann wohl: Der hat nichts mehr, der ist pleite, der Arme. Und das "am Letzten" bezieht sich wahrscheinlich auf den Schluss-Satz des Evangeliums:

 

Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

 

Da haben wir´s: Ende. Das Wort klingt bedrohlich. Ende. Keiner weiß, was danach kommt. Die Redensart lässt aber außen vor, wie der Rest des Satzes lautet: "Und siehe, ich bin bei euch alle Tage." Das ist Verheißung, nicht Bedrohung. Da klingt Hoffnung mit, Geborgensein. Vielleicht klingt das ja demnächst für dich mit, wenn mal jemand sagt: "Bei dem ist Matthäi am Letzten." Und vielleicht kannst du dann diesem jemand irgendwie helfen.

Donnerstag, 02.07.2020