Umarmen

Wir sind alle Engel mit nur einem Flügel. Um fliegen zu können, müssen wir einander umarmen. Das hat der Schriftsteller Luciano De Crescenzo hat das einmal gesagt. Tja, und dann kam Corona. Nichts mehr mit umarmen.

Der fehlende Flügel ist täglich bewusst. In nahezu jedem Bereich unseres Lebens. Die Stelle, wo er fehlt, tut weh. Sehr weh. Und ein zweiter Flügel wird uns nicht wachsen.

"Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei." So steht es in der Bibel. Und ich frage mich: Wieso lässt Gott es dann zu, dass wir Abstand halten müssen? Uns nicht umarmen dürfen? Nicht fliegen können?

Ähnliche Fragen können wir jeden Tag stellen. Warum lässt Gott Kinder verhungern? Warum lässt er Kriege zu? Warum gibt es Neid, Eifersucht, Hass? Aber ich merke: Solche Fragen bringen mich nicht weiter.

Was aber dann? Wenn wir mit einem Flügel nicht fliegen können, was gibt es dann für Möglichkeiten? Sich gemeinsam auf einen Weg machen vielleicht.

´Auf einen Weg machen´ aber auch im übertragenen Sinn. Versuchen zu verstehen, warum ein anderer so denkt und handelt, wie er es tut.

Sich gemeinsam auf einen Weg machen kann befreiend sein. Ein bisschen wie fliegen. Und wenn es auch die Umarmung nicht ersetzt: Es weckt Hoffnung.