Münster: Jubiläum zum Westfälischen Frieden

von Christof Beckmann

Dienstag, 23.05.2023

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Der „Friedensreiter“ auf Flugblatt von 1648

Der große Friedensschluss von Münster und Osnabrück vor 375 Jahren setzte Maßstäbe, die bis heute gelten. In Zeiten von Krieg und vielen Dramen unserer Zeit ein Blick mit Prof. Norbert Köster auf den „Westfälischen Frieden“ von 1648 …

INFO: Die kommenden sieben Monate stehen in Münster und Osnabrück im Zeichen des Friedensschlusses von 1648: Über 200 Veranstaltungen widmen sich dem Jubiläum „375 Jahre Westfälischer Frieden“. Am Gesamtprogramm der Stadt Osnabrück wirken über 120 Einrichtungen, Vereine und Initiativen mit. Heute beginnt etwa das Ausstellungsprojekt „Dem Frieden ein Gesicht geben - Leben und Verhandeln beim Westfälischen Friedenskongress 1643 - 1648“, das bis zum 1. November im Diözesanmuseum, in vier Kirchen sowie in der Innenstadt zu sehen ist (Diözesanmuseum, 49074, Domhof 12, Veranstalter: www.ikfn.uni-osnabrueck.de). Jubiläumsprogramm „375 Jahre Westfälischer Frieden“: https://friedensstadt.osnabrueck.de/de/

Die Stadt Münster geht in den kommenden Monaten mit rund 300 Veranstaltungen von 50 Institutionen an 41 Orten ins Rennen: Den Auftakt machten Schülerinnen und Schüler mit einer Friedensdemonstration am 12. Mai. Zum Abschluss am 24. Oktober findet eine ökumenische Andacht sowie ein Expertenforum zum Thema Krieg und Frieden statt. „375 Jahre Westfälischer Frieden“ ist ein Projekt für die gesamte Stadtgesellschaft – alle sind eingeladen mitzumachen. Der bundesweite Tag des offenen Denkmals soll im September in Münster eröffnet werden und der Kulturbereich, etwa das Theater Münster, setzt sich mit dem Friedensschluss auseinander. Zwischen Münster und Osnabrück soll es geführte Radtouren und Wanderungen zum Jubiläum geben. Auch die Universität Münster beteiligt sich am Jubiläumsprogramm, etwa mit einem Gesprächsabend, dem Abschlussforum im Oktober und einer internationalen Tagung im September zum Zusammenleben nach dem Friedensschluss. Während der Tagung wird auch der Historiker*innenpreis der Stadt Münster an die Historikerin Ute Daniel verliehen. Zwischen dem 31. August und 7. September befassen sich eine Tagung und eine Schulaktionswoche im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Münster 1848: Dialoge zum Frieden“ mit dem Thema Denkmäler. Internet: https://www.stadt-muenster.de/frieden/startseite.

Zum Abschluss des Jubiläumsjahres am 24. Oktober, dem historischen Datum des westfälischen Friedensschlusses, laden die Städte Münster und Osnabrück in Kooperation mit IHK Nord Westfalen, Stiftung Westfalen-Initiative und dem Exzellenzcluster „Religion und Politik" zum „Westphalian Peace Expert Forum“ ins Theater Münster ein. In der mit internationalen Expertinnen und Experten aus dem globalen Norden und Süden hochkarätig besetzten Veranstaltung wird es ebenfalls um die Frage gehen, wie sich Kriege beenden lassen und Frieden bewahren lässt. 

Der Internationale Preis des Westfälischen Friedens wird 2024 an Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und das deutsch-polnische Jugendwerk vergeben.

Das „Wunder von Westfalen“: Der Westfälische Frieden wurde 1648 in Münster und Osnabrück geschlossen, beendete den Dreißigjährigen Krieg in Europa. Die Niederlande und die Schweiz wurden unabhängig, Spanien verlor seine Machtposition, Frankreich und Schweden erhielten Reichsterritorien im Elsass, in Lothringen sowie Norddeutschland und Pommern. Fünf Jahre lang verhandelten die europäischen Mächte mit 37 ausländischen und 111 deutschen Gesandten in den beiden Städten, während die Kriegshandlungen ununterbrochen fortgeführt wurden.
Als am 24. Oktober 1648 der „Westfälische Friede“ ausgehandelt war, läuteten gegen 21.00 Uhr alle Glocken Münsters, die 70 Kanonen auf den Wällen Münsters schossen je dreimal Salut – das Ende einer Katastrophe, die sich aus einem lokalen Ereignis zu einem unentwirrbaren Knäuel von Konflikten entwickelte.
Im Wesentlichen ging es um die Hegemonie in Europa und die Machtbalance zwischen Kaiser, Fürsten und Städten im Reich - ein Konkurrenzkampf, der durch die tiefen religiösen Spaltungen zwischen Protestanten und Katholiken verschärft wurde. Laut Berechnungen von Historikern gab es im damaligen Reich einen Bevölkerungsrückgang um von 18 auf 11 Millionen Einwohner – vergleichsweise mehr als im Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Der Friede von Münster und Osnabrück legte den Grundstein für das moderne Völkerrecht, für die Entstehung einer europäischen Friedensordnung gleichberechtigter Staaten und wurde zum Vorbild für spätere Friedenskonferenzen, da er dem Prinzip der Gleichberechtigung und Souveränität der Staaten zur Durchsetzung verhalf.

Unser Gesprächspartner: Prof. Dr. Norbert Köster von der Katholischen Fakultät der Universität Münster, Jahrgang 1967, stammt aus Ibbenbüren und wuchs in Rheine auf. 1986–1988 Studium der katholischen Theologie (Diplom), Universität Münster, 1988–1989 Stipendiat des DAAD an der katholischen Fakultät der Dormition Abbey, Jerusalem, und 1989–1991 Studium der katholischen Theologie (Diplom) an derUniversität Münster. 1992 Diakonenweihe und Diakonatsjahr in Billerbeck, 1993 Priesterweihe und 1993–1997 Kaplan in Sendenhorst, St. Martin. 1997–2000 war Köster Kaplan in Warendorf, St. Laurentius und Diözesankurat der DPSG, 2000–2005 Rektor im Deutschen Studentenheim, Münster und 2005–2007 Diözesanjugendseelsorger, Diözesanpräses des BDKJ und Leiter der Jugendkirche effata. 2006 wurde Norbert Köster zum Dr. theol. promoviert, war 2010-2016 Wissenschaftlicher Assistent und Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte in Münster, schloss 2015 seine Habilitation ab und war bis September 2018 Generalvikar im Bistum Münster. Seit 2019 ist er Professor für Historische Theologie und ihre Didaktik an der Universität Münster. Kontakt: Katholischen Fakultät der Universität Münster, Seminar für Historische Theologie und ihre Didaktik, Postanschrift: Johannisstraße 8-10, 48143 Münster (Raum 209), Tel. 0251 / 83-25057, E-Mail: n.koester at uni-muenster. de, https://www.uni-muenster.de/FB2/personen/histheol/koester.html

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