Wo der Geist weht: Zeit für Berufungen

von Christof Beckmann

Samstag, 27.05.2023

Die beiden Diakone Patrick Vitt aus Netphen und Philipp Neumann aus Gronau (r.) werden heute im Paderborner Dom zu Priestern geweiht. Foto: Thomas Throenle / Erzbistum Pa-derborn
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Die beiden Diakone Patrick Vitt aus Netphen und Philipp Neumann aus Gronau (r.) werden heute im Paderborner Dom zu Priestern geweiht. Foto: Thomas Throenle / Erzbistum Pa-derborn

Pfingsten voraus: Heute, am 27. Mai, werden im Paderborner Dom zwei Kandidaten zu Priestern geweiht. Nicht viele im Vergleich zu früheren Jahrzehnten, aber es gibt sie noch: Berufungen, die dringend gebraucht werden …

INFO: Die beiden Diakone Patrick Vitt aus Netphen und Philipp Neumann aus Gronau werden am Samstag, 27. Mai 2023, von Erzbischof Hans-Josef Becker im Hohen Dom zu Paderborn zu Priestern geweiht. Philipp Neumann ist gegenwärtig als Diakon im Pastoralverbund Attendorn tätig, im Pastoralen Raum Wünnenberg-Lichtenau wirkt aktuell Patrick Vitt als Diakon. Am 17. Juni werden in der Paderborner Universitäts- und Marktkirche drei Kandidaten auch zu Diakonen geweiht. 

Priesterweihen in NRW: Insgesamt werden in den fünf katholischen Bistümern in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr elf neue Priester geweiht. Damit bleibt die Zahl der Priesterweihen auf demselben niedrigen Niveau wie in den drei Vorjahren. Die Zahlen beliefen sich 2022 auf 12, 2021 auf 13 und 2020 auf 10. Auch in den Jahren davor lagen sie im unteren zweistelligen Bereich. In vier von fünf Diözesen in NRW finden die Weihen traditionell am Pfingstwochenende statt. Am Freitag empfing im Bistum Essen wie im Vorjahr ein Kandidat die Weihe. Am Samstag folgen das Erzbistum Paderborn und die Diözese Aachen mit jeweils - wie 2022 - zwei Weihekandidaten. Im Bistum Münster gibt es in diesem Jahr keine Weihe (2022: drei). Im Erzbistum Köln steht die Weihe erst am 16. Juni an, diesmal mit sechs Kandidaten (2022: vier). (KNA)

Die Kandidaten in Paderborn

Philipp Neumann: „Das Evangelium in Wort und Tat verkünden“, das ist für Diakon Philipp Neumann die zentrale Berufung und Aufgabe eines Priesters. Er wurde 1989 in Balve geboren, wuchs dort auf und machte sein Abitur am Städtischen Walram-Gymnasium in Menden. Danach zog er nach Gronau (Westfalen), seine Heimatkirchengemeinde ist St. Antonius Gronau. Nach verschiedenen Tätigkeiten begann Philipp Neumann ein Theologiestudium in Münster, 2015 ging er nach Paderborn und durchlief im Erzbischöflichen Priesterseminar das Propädeutikum, einen einjährigen Einführungskurs für Priesteramtskandidaten. Danach setzte er sein Theologiestudium an der Theologischen Fakultät Paderborn fort. Am St. Patrick’s College in Maynooth (Irland) verbrachte Neumann zwei Auslandssemester, schloss 2022 das Theologiestudium in Paderborn mit dem Magister Theologiae ab und trat in den Pastoralkurs des Priesterseminars ein. Sein Schul- und Gemeindepraktikum absolvierte Weihekandidat Philipp Neumann im Pastoralverbund Attendorn und war dort auch als Diakon eingesetzt. Seine Berufung zum priesterlichen Dienst bedeutet für Philipp Neumann, „mein ganzes Leben in Christi und seiner Kirche Dienst zu stellen“. Eine besondere Bedeutung hat dabei für den zukünftigen Priester die Feier der Eucharistie, „durch die Christus und sein Erlösungswerk in der Welt lebendig bleibt und erinnert wird“. Der Weihekandidat erklärt: „Ich denke, dass der priesterliche Dienst der Weg meines Lebens ist, auf dem ich als Christ glücklich werde und Gottes Weg gehe!“.

Patrick Alexander Vitt, Jahrgang 1994, engagierte sich als Messdiener und Lektor in der Kapellengemeinde St. Josef Eckmannshausen der Pfarrei St. Martin in Netphen. Nach der Hochschulreife an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Siegen absolvierte er sein Theologiestudium an der Theologischen Fakultät Paderborn und am Newman-Institut in Uppsala (Schweden). Das Studium schloss er 2022 in Paderborn mit dem Magister Theologiae ab und trat in den Pastoralkurs des Erzbischöflichen Priesterseminars ein. Sein Schul- und Gemeindepraktikum absolvierte Priesterweihekandidat Patrick Vitt im Pastoralen Raum Wünnenberg-Lichtenau, wo er nach dem Empfang der Diakonenweihe als Diakon eingesetzt war. Für Patrick Vitt steht im Hinblick auf das Christsein das Unterwegssein und Mitgehen mit Jesus Christus im Vordergrund: Jesus Christus wünsche für jede und jeden ein gelingendes Leben, Jesus sei ein „Freund des Lebens“, ist er überzeugt. „Wie dieses gelingende Leben aussieht, gilt es herauszufinden und dann als Christ mitten in der Welt, mitten im jeweiligen Alltag zu leben. Es gilt dann, das zu bezeugen, was ich von Jesus Christus und seinem lebensspendenden Wort erfahren habe.“ Die Menschen sollten erfahren, dass sie von Gott bedingungslos geliebt und angenommen seien, erklärt Diakon Vitt.

Priesterweihe – Live-Stream: Der Gottesdienst mit der Spendung der Priesterweihe wird am Samstag, 27. Mai 2023, dem Vigiltag von Pfingsten, im Hohen Dom zu Paderborn gefeiert. Der Gottesdienst unter der Leitung des emeritierten Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker beginnt um 10 Uhr. Die Weihe-Liturgie wird via Live-Stream übertragen. Informationen zum geplanten Live-Stream sind seit dem Vortag der Weihe unter www.priesterseminar-paderborn.de zu finden.

Fürbittnovene: Mit einer Fürbittnovene zur Weihe der zukünftigen Priester lädt die Diözesanstelle Berufungspastoral dazu ein, gemeinsam für die Weihekandidaten zu beten und ihnen Gottes Segen für ihre Aufgaben und ihren Einsatz in den unterschiedlichen Pastoralen Räumen zu erbitten. Die Fürbittnovene eignet sich für den Einsatz sowohl innerhalb der Eucharistiefeier als auch in der Wort-Gottes-Feier. Verschiedene Autorinnen und Autoren stellen ihre Fürbitten ab dem 15. Mai 2023 bis zum Tag der Weihe am 27. Mai 2023 zur Verfügung.
 

Pfingsten: 50 Tage nach Ostern

Das Pfingstfest (von Griechisch: „pentecoste”, der Fünfzigste) bezeichnet den 50. Tag nach Ostern. An ihm empfingen die Jünger im Abendmahlssaal von Jerusalem den Heiligen Geist - so berichtet es die Apostelgeschichte. Die mutlos und ängstlich zurückgezogenen Jünger Jesu wurden durch das Kommen des Heiligen Geistes in „Sturm und Feuer” neu „in Fahrt gebracht”, sie gingen mit neuer Begeisterung auf die Menschen zu, um die „Frohe Botschaft” zu verkündigen. Pfingsten, das Fest der Geistsendung, gilt als „Geburtstag” der Kirche. In der Kunst erscheint der Geist im Zeichen der Taube, in Sturm und Feuer. Mit dem Pfingstfest endet in der katholischen Kirche die Osterzeit und ist in Deutschland wie Weihnachten und Ostern besonders hervorgehoben durch einen zweiten Feiertag, den arbeitsfreien Pfingstmontag.

Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten. Der Heilige Geist, die „Dritte Person” Gottes (die hebräische Bezeichnung für Gottes Geist ist weiblich) umschreibt gleichsam die „Innenseite” Gottes (Atem, Hauch) und gleichzeitig auch seine „kommunikative Seite”: den Atem haucht er aus und dem Menschen ein. Damit bringt er den Menschen zum Leben – wie bei der Erschaffung des Menschen. Heiliger Geist ist die Weise, in der Gott „im Menschen” wohnen kann, ihn beseelt, entflammt, vitalisiert, dynamisiert, begeistert. Er ist nicht nur Gabe, sondern Spender des Lebens ist und dass ihm mit dem Vater und dem Sohn göttliche Anbetung und Verherrlichung gebührt. Dieser Glaube kommt im „Großen Glaubensbekenntnis” zum Ausdruck: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird.”

Die Apostelgeschichte berichtet, wie die Jünger Jesu durch das Pfingstwunder „mit Heiligem Geist erfüllt wurden und begannen, mit anderen Zungen zu reden”. Das so genannte Sprachenwunder will darauf hinweisen, dass die Verkündigung der Botschaft von Jesus Christus sprachübergreifende Bedeutung für die ganze Welt hat. Lukas beschreibt das Pfingst-Ereignis in der Apostelgeschichte im zweiten Kapitel: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie (die Jünger) waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.” In Jerusalem lockt dieses seltsame Ereignis eine neugierige Menschenmenge an, Juden aus allen möglichen Landesteilen, viele aus der Diaspora, darunter Ägypter, Römer, Kreter oder Araber, geraten „außer sich vor Staunen”, denn jeder hörte die Jünger plötzlich in seiner Muttersprache reden - und verstand. Pfingsten: Das Wunder Grenzen überschreitenden Verstehens.

Samstag, 27.05.2023