Obdachlose und Hitze

von Stefan Klinkhammer

Montag, 25.08.2025

Wasserspiel an einem heißen Sommertag, Foto: KIP NRW
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Wasserspiel an einem heißen Sommertag, Foto: KIP NRW

In genau vier Monaten ist schon wieder Weihnachten! Doch noch ist Sommer. Auch wenn es gerade nicht mehr so mega heiß ist: die Temperaturen machen vielen zu schaffen. Besonders auch Menschen die auf der Straße leben...

INFO: Immer mehr heiße Sommertage, immer mehr Gefahr für obdachlose Menschen: Bereits zum vierten Mal stellt das Land NRW 250.000 Euro für Hitzeschutzmaßnahmen bereit – und der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln koordiniert die landesweite Verteilung der Mittel.
„In den vergangenen Jahren haben sich die Sommer verändert. Die Hitze ist zur echten Gesundheitsgefahr für wohnungslose Menschen geworden“, sagt Bettina Rudat, Referentin für Gefährdetenhilfe beim Kölner Diözesan-Caritasverband. „Viele Menschen auf der Straße sind gesundheitlich vorbelastet, haben keinen Zugang zu Wasser oder Schatten – da kann ein Hitzetag schnell lebensbedrohlich werden.“
Mehr als 190 Einrichtungen in ganz NRW – von Streetwork-Teams über Fachberatungsstellen bis hin zu Notschlafstellen – haben Mittel beantragt. Das Förderportfolio reicht von Sonnencreme, Hüten, Trinkflaschen und leichten Sommerschlafsäcken bis hin zu Wasserspendern, Sonnensegeln und Ventilatoren.
„Was zählt, ist der direkte Schutz vor Ort“, betont Rudat. „Unser Ziel ist es, mit möglichst wenig Bürokratie möglichst viele Betroffene zu erreichen – passgenau und schnell.“
Der Bedarf steigt: Laut aktuellem Wohnungslosenbericht leben in NRW über 10.000 Menschen ohne festen Wohnsitz. Besonders die heißen Tage – inzwischen rund 40 im Jahr mit Temperaturen über 25 Grad – verschärfen ihre ohnehin prekäre Lebenslage.

Was können Bürgerinnen und Bürger tun?
Sensibilität und Hinsehen sind gefragt: Wer obdachlose Menschen in Not sieht, sollte sie ansprechen, Wasser anbieten oder im Zweifel Hilfe rufen. Auch kleine Gesten wie das Verschenken von Kopfbedeckungen oder das Weitergeben kühler Aufenthaltsorte können Leben retten.

Unsere Gesprächspartnerin: Bettina Rudat, Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln, Referentin Gefährdetenhilfe - Soziale Integration - Sprecherin des Fachausschusses Gefährdetenhilfe der LAG FW, Georgstraße 7, 50676 Köln, Tel.: 0221 / 2010 - 0, Internet: www.caritasnet.de

Frankfurt (KNA) Die Straßenambulanz des Caritasverbands Frankfurt schlägt wegen der extremen Hitze Alarm: Für wohnungslose Menschen werde der Sommer in der Großstadt oft zu einer lebensbedrohlichen Situation, erklärte die Caritas jetzt in Frankfurt. «Der Sommer in der Stadt ist für wohnungslose Menschen oft schlimmer als der Winter», warnte Carmen Speck von der Elisabeth-Straßenambulanz der Caritas.
Obdachlose seien besonders stark gefährdet, an Hitzetagen zu sterben. Menschen, die draußen lebten, hätten kaum eine Chance, einen kühlen Ort zu finden. Bibliotheken, Kaufhäuser und andere klimatisierte Orte blieben ihnen oft verwehrt; besonders, weil sie nicht den «gesellschaftlichen Normen» entsprächen, sagte Speck.
In der Straßenambulanz werden an heißen Tagen große Container mit Wasser und Getränken zur freien Verfügung bereitgestellt, damit Betroffene ihre Flaschen auffüllen können. Bürger, die tief schlafende Obdachlose in praller Sonne vorfinden, sollten sie behutsam wecken und motivieren, sich in den Schatten zu begeben, raten die Mediziner. Zudem sollte man Obdachlosen Mineralwasser anbieten. Dieses enthalte mehr Elektrolyte – also Mineralstoffe, die für viele Körperfunktionen wichtig sind – als stilles Wasser.
Die Elisabeth-Straßenambulanz wurde 1993 zur medizinischen Grundversorgung von wohnungslosen Menschen gegründet. Neben Pflegefachkräften arbeiten hier auch Ärzte der Allgemeinmedizin, Inneren Medizin und Psychiatrie. Die Mitarbeiter beobachten seit Jahren eine kontinuierliche Verschlechterung der gesundheitlichen Situation ihrer Klientel - besonders in den Sommermonaten.

Montag, 25.08.2025