Rundes Jubiläum: Dom zu Münster feiert 800 Jahre

von Christof Beckmann

Samstag, 05.07.2025

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Pauluskopf von Münster, Dom und Logo des 800-Jahr-Jubiläums, Collage KIP

Das Achthundertjährige der Grundsteinlegung für den St.-Paulus-Dom zu Münster wird jetzt am Wochenende groß gefeiert. Seit gestern wird der Reliquienschatz im alten Hochaltar gezeigt und am Sonntag zieht die Große Prozession durch die Stadt …

INFO: (pbm/sk). Im Jahr 1225 legte Fürstbischof Dietrich III., Graf von Isenberg, nach zwei Vorgängerbauten den Grundstein für den heutigen St.-Paulus-Dom in Münster. Das 800-jährige Jubiläum der Grundsteinlegung wird vom 28. Juni bis zum 6. Juli gefeiert. Das Jubiläum steht unter dem Leitwort: „Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus“. „Hiervon ausgehend möchten wir in den Tagen des Jubiläums daran erinnern, dass Jesus Christus der Ursprung und die Quelle unseres Glaubens, unserer Hoffnung und unserer Zuversicht ist“, sagt Dompropst Hans-Bernd Köppen.

Am Samstag, 28. Juni, wurde zum Auftakt zu den Feierlichkeiten um 18 Uhr im St.-Paulus-Dom erneut das Oratorium PAX von Roland Kunz aufgeführt – ein musikalisches Werk, das 2018 als einer der Höhepunkte des 101. Deutschen Katholikentages in Münster gefeiert wurde. Eröffnet wird das Jubiläum am Donnerstag, 3. Juli um 12.15 Uhr mit der Feier des Kapitelsamtes im St.-Paulus-Dom. Dem Gottesdienst wird Dompropst Köppen vorstehen.

Paulusaltar: Im Rahmen des Gottesdienstes wird auch der Domschatz im Paulusaltar enthüllt werden - ein sehr seltenes Ereignis. Erstmals seit 2014 präsentiert sich der Reliquien- und Domschatz wieder auf dem dafür 1622 geschaffenen Paulusaltar von Gerhard Gröninger im Westchor des Doms. Zuvor war der Altar in dieser Form zuletzt vor dem II. Weltkrieg zu sehen. Der Altar war 1619 vom Domkapitel bei Gröninger in Auftrag gegeben, um den gesamten Reliquienschatz des Paulus-Domes aufnehmen, verwahren und zur Schau stellen zu können. Der 1582 in Paderborn geborene Bildhauer, der sich 1609 nach seiner Wanderschaft als Bürger der Stadt in Münster niederließ, stand damals am Beginn seiner bedeutendsten Schaffensperiode. Im gänzlich geschlossenen Zustand – während der Advent- und Fastenzeit etwa – zeigt die Ansicht des ehemaligen Hochaltares auf den Außenflügeln verschiedene durch Paulus bewirkte Heilungen, auch in aufgeklappter Form sind Szenen aus dem Leben des Paulus zu sehen. Die oberste Sockelreihe zeigt zwischen 1380 und 1390 geschaffene 14 Büsten biblischer und jüdischer Patriarchen, Könige und Propheten. In den beiden mittleren Reihen finden sowohl die gotischen Apostelfiguren aus dem 14. Jh., die thronende Gottesmutter aus dem 13. Jh. und das Reliquienkreuz vom Anfang des 12. Jh. Platz. Insgesamt werden über 57 kostbare Reliquiengefäße aus Romanik, Gotik und Barock auf dem ehemaligen Hochaltar zu sehen sein.

Der Altar kann bis zum Nachmittag des 6. Juli besichtigt werden, wenn das Jubiläum mit der Feier der Vesper um 17.15 Uhr enden wird. Von Freitag, 4. Juli bis Sonntag, 6. Juli werden im Halbstundentakt Kurzführungen zu dem den Paulusaltar eingeräumten Domschatz angeboten. Eine Anmeldung hierzu ist nicht erforderlich. Interessierte werden im sogenannten „Paradies“ (Haupteingang des Doms) von Domführern (Cicerone) empfangen. Hier gibt es erste Erläuterungen. Im Westchor, wo sich der Paulusaltar befindet, findet der zweite Teil der Kurzführung vor den Objekten statt. An den Stufen zum Westchor wird eine Rollstuhlrampe installiert sein. Die Kurzführung dauert insgesamt ca. 20 Minuten. Treffpunkt ist jeweils zur halben bzw. vollen Stunde im Paradiesportal. Da Gottesdienstzeiten berücksichtigt werden müssen, finden die Kurzführungen in den folgenden Zeitfenstern statt: Freitag, 4. Juli: 10-15 Uhr und 16.30-20 Uhr; Samstag, 5. Juli: 10-11.30 Uhr und 13.30-20 Uhr; Sonntag, 6. Juli: 13 Uhr-16.30 Uhr. Weitere Domführungen wird es an diesen Tagen nicht geben. Mehr: https://www.bistum-muenster.de/themenseiten/800_jahre_paulusdom/paulusaltar

Große Prozession: Weiterer Höhepunkt des Domjubiläums ist am Sonntag, 6. Juli, die Große Prozession mit dem Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eteroviæ. Der Brauch der Großen Prozession reicht zurück bis ins Jahr 1382. Damals starben in Münster mehr als 8.000 Menschen an der Pest. Im Jahr darauf verwüstete ein Großbrand weite Stadtgebiete. Seitdem ziehen aufgrund eines damaligen Gelöbnisses jedes Jahr Gläubige mit dem Allerheiligsten zu einer überpfarrlichen Buß- und Bittprozession durch die Altstadt. Aufgrund dieses Ursprungs wird eine Nachbildung des historischen Pestkreuzes, dessen Original im Stephanschor des Doms hängt, der Prozession vorausgetragen. Die Große Prozession beginnt um 10 Uhr mit einem Stationsgottesdienst in der St.-Lamberti-Kirche. Danach zieht die Prozession über die Salzstraße, Klosterstraße, Verspoel, Ludgeristraße und Prinzipalmarkt zum Domplatz. Die Gemeinden anderer Sprachen und Riten werden in diesem Jahr von der Kroatischen Mission Münster vertreten. Im St.-Paulus-Dom wird um 11 Uhr die Heilige Messe gefeiert, der der Nuntius vorstehen wird. Mit Erzbischof Eteroviæ zelebrieren Dompropst Hans-Bernd Köppen, Stadtdechant Ulrich Messing und P. Nikola Matanoviæ. Die musikalische Begleitung übernehmen der Knabenchor Capella Ludgeriana, der Domchor St. Paulus, Dombläser und das Domorchester. An diesem Sonntag fallen die Messen um 10 Uhr und 11.45 Uhr im Dom aus.

Weitere Informationen zum Domjubiläum auf www.800jahre-paulusdom.de, www.bistum-muenster.de/lebefreiheit, www.lebefreiheit.de.

Paulusdom in Münster: Als Bischofskirche ist der St.-Paulus-Dom das geistliche und religiöse Zentrum des im Jahr 805 gegründeten Bistums Münster, das auf die Missionstätigkeit des aus Friesland stammenden und in England ausgebildeten Missionars Liudger zurückgeht. Er gründete im sächsischen Mimigernaford sein „Monasterium“, aus dem der Name der heutigen Stadt entstand. Der Dom ist der dritte an gleicher Stelle und hatte bereits zwei Vorgängerbauten zu Anfang des 9. und Ende des 11. Jahrhunderts. Nach dem Brand des Doms 1071/1090 wurde der neue spätottonische Bau südlich des karolingischen Dombaus aufgeführt und 1090 von Bischof Erpho eingeweiht.

Nach Zerstörungen durch zwei große Feuersbrünste legte Bischof Dietrich von Isenburg 1225 den Grundstein zum Bau des heutigen Doms, der am 30. September 1264 nach knapp 40-jähriger Bauzeit durch Bischof Gerhard von der Mark geweiht wurde. Mit einer Gesamtlänge von fast 109 Metern, rund 44 Metern breiten Querschiffen im Westen und Osten und zwei 56 Meter hohen Türmen ist der Paulusdom die größte Bischofskirche Westfalens. Als einzige Kathedrale in Deutschland trägt er das Patrozinium des „Völkerapostels" Paulus. Die Haupt- und Mutterkirche des Bistums ist Sitz („cathedra“) des Diözesanbischofs, auch Abbild der Kirche und „steinernes Zeugnis des Glaubens“. Im Zweiten Weltkrieg erlitt er schwerste Zerstörungen und konnte 1956 wieder eingeweiht werden. Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen fanden 1985, 2001/02 und von Juni 2010 bis Anfang 2013 statt. 2014 wurde das 750-jährige Domjubiläum begangen. Mehr: https://www.paulusdom.de, mehr zur Astronomischen Uhr, #astronomischeuhr, #stpaulusdommünster.

Besondere Lichtshow im Dom von Münster im September: (KNA) Der Sankt-Paulus-Dom in Münster wird Schauplatz einer besonderen Klang- und Lichtshow. Ab 4. September wird dort an mehreren Tagen erstmals in Deutschland das multimediale Event “Luminiscence“ aufgeführt, wie die Veranstalter am Dienstag mitteilten. Anlass ist der 800. Jahrestag der Grundsteinlegung der Kathedrale, die in diesem Jahr gefeiert wird. Die Schau haben in Frankreich und Spanien bereits mehr als 500.000 Zuschauer gesehen. „Luminiscence“ macht die Architektur und Geschichte von Kathedralen erlebbar, wie es hieß. Dabei werde über 50 Minuten innovative Technologie und Live-Musik mit Chor und Orgel kombiniert - untermalt „von einer mystischen Stimme aus dem Off“. Diese führe durch unterschiedliche Epochen des Doms. Inhaltlich entwickelt wurde die Aufführung den Angaben zufolge von Brainpool Live Entertainment zusammen mit dem Bistum Münster. Technisch umgesetzt wird es von Cape Cross Entertainment Services. Deren Geschäftsführer Manuel Meloh erklärte: „Kathedralen beeindrucken durch ihre jahrhundertealte Geschichte und spirituelle Atmosphäre. Für die Bespielung mit moderner 360°-Projektionstechnik ist höchste Präzision nötig - insbesondere bei der genauen Ausrichtung auf die Architektur und dem sensiblen Umgang mit der komplexen Akustik.“

Münsters Dompropst Hans-Bernd Köppen sagte: „Geschichte ist mehr als eine Erzählung der Vergangenheit. Sie will mit dem Licht der jeweiligen Zeit betrachtet werden.“ In diesem Sinne leiste die Lichtshow einen wunderbaren Beitrag zum Jubiläum der Grundsteinlegung des Domes.

St.-Paulus-Dom in Münster aus einer ganz neuen Perspektive: Der Filmemacher und Fotograf Heiko Albrecht zeigteaus Anlass des 750-jährigen Domjubiläums den St.-Paulus-Dom in Münster aus einer ganz neuen Perspektive: von oben. Albrecht widmete die in Kooperation mit der Redaktion Katholische Kirche im Privatfunk (KiP-NRW) entstandene Produktion über das Domkapitel dem Paulusdom zum runden Jubelfest.

Samstag, 05.07.2025