Sehen lernen in Paderborn

von Christof Beckmann

Mittwoch, 22.06.2022

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Barbara Klemm und Christoph Brech, © / Foto: Diözesanmuseum Paderborn

Sehen lernen. Das kann man jetzt im Diözesanmuseum Paderborn. Dort treffen kleinformatige und analoge schwarz-weiß Fotografien von Barbara Klemm auf großformatige digitale Foto- und Videoarbeiten von Christoph Brech.

INFO: Mit seiner diesjährigen Sonderausstellung „SO GESEHEN – Barbara Klemm · Christoph Brech“ öffnet sich das Diözesanmuseum Paderborn der zeitgenössischen Kunst: Die renommierte Fotografin Barbara Klemm trifft auf Christoph Brech, Schöpfer oft großformatiger digitaler Bild- und Video-Kunst. Beide nutzen die Galerien des musealen Großraumes zu einem furiosen Dialog ihrer Werke. Auch ausgewählte Sammlungsstücke des Museums werden mit einbezogen: So treffen zarte schwarz-weiße Wolkenstudien und Dirigentenportraits auf raumhohe Videos, auf denen sich feine Lichtbündel zu Klangwolken formen. Da turnen Trapezkünstlerinnen vor der zerstörten Ruinenkulisse Rostocks und zwischen goldenen Engeln, die im 18. Jahrhundert in einem Gestänge über einem barocken Festaltar aufgehängt waren. Monde schimmern entrückt über Wellen und Wolken am Horizont, wandern von Amseln vertont als Blutmond über den nächtlichen Himmel oder verwandeln sich in eine Mondsichelmadonna aus der Zeit der späten Gotik. Die Künstler haben jeweils besondere Werke aus ihren Oeuvres ausgewählt, einige auch neu geschaffen.

Die Künstler: Barbara Klemm, am 27. Dezember 1939 in Münster/Westfalen geboren, lebt in Frankfurt am Main und ist eine der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografinnen Deutschlands: Sie arbeitete ab 1959 unter anderem für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, schafft grundsätzlich analog und in kleinformatigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen (30 x 40 cm). Ihre Werke waren und sind auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Seit 1992 ist Barbara Klemm Mitglied der Akademie der Künste, Berlin-Brandenburg, von 2000 bis 2019 war sie Honorarprofessorin an der FH Darmstadt im Fach Fotografie am Fachbereich Gestaltung. 2010 wurde sie in den Orden „Pour le mérite für Wissenschaften und Künste“ aufgenommen. Eines ihrer bekanntesten Bilder ist die Ablichtung des „Bruderkusses“ 1979 zwischen dem sowjetischen Staatsoberhaupt Leonid Breschnew und dem DDR-Staatschef Erich Honecker. In Paderborn richtet sie ihren Blick auf Skulpturen und ihre Fragmente, auf Menschen im Museum, Friedhöfe oder Landschaften und antwortet damit auf Christoph Brechs detailreiche, oft hintergründige Bildkompositionen. Christoph Brech aus München, 1964 in Schweinfurt geboren, arbeitete nach seinem Studium der Malerei 1989 bis 1995 bei Professor Franz B. Weißhaar an der Akademie der Bildenden Künste in München, seit Ende der 90er Jahre vorrangig im Medium Film, aber auch als Fotograf und entwickelte darüber hinaus als Konzeptkünstler situativ bezogene Installationen. 2006 erhielt er das Villa Massimo-Stipendium in Rom und 2011 zusammen mit der Architektin Nicola Borgmann den Zuschlag für die erste und bisher einzige Videoarbeit für ein Kunst-am-Bau-Projekt in den Parlamentsgebäuden des Deutschen Bundestages in Berlin.

Ausstellung „So gesehen“: 21. Mai bis 9. Oktober, - Erzbischöfliches Diözesanmuseum, Markt 17, 33098 Paderborn, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr (jeden ersten Mittwoch im Monat bis 20.00 Uhr), Eintritt 8 Euro (erm. 4 Euro), Schüler und Studenten 2 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei.

Begleitprogramm zur Ausstellung: Die Ausstellung wird von einem museumspädagogischen Angebot begleitet: Neben Führungen für Erwachsene, Familien, Jugendliche, Kinder und Schulklassen stehen kreative Fotokurse für Jung und Alt auf dem Programm. Die Reihe „Dialoge im Museum“ wird unter dem Titel „Rück-Sichten: Inspiration – Natur – Medium“ weitergeführt. Auf die Kleinen warten die neugierige Handpuppe Amadeus und seine Freundin, die Theaterpädagogin Luisa Roensch. Sie zeigen Kita-Kindern ihre liebsten Fotos, Videos und Skulpturen in der Ausstellung. Unter dem Titel „So gesehen, Baby!“ haben Eltern mit ihren Babys unter einem Jahr die Ausstellung bei Kurzführungen ganz für sich allein. Aktuelle Veranstaltungen

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog im Hirmer Verlag: SO GESEHEN – Barbara Klemm · Christoph Brech, Hg. Holger Kempkens, Christiane Ruhmann, Beiträge u.a. von Hans von Trotha, 240 Seiten, 160 Abbildungen, 23x29 cm, ISBN: 978-3-7774-3942-6. Weitere Infos auf der Homepage: https://dioezesanmuseum-paderborn.de/sogesehen/

Das 1853 gegründete Diözesanmuseum Paderborn ist das älteste Museum seiner Art im deutschen Sprachraum. Seine Sammlung umfasst mehr als 12.000 Exponate – darunter herausragende Werke mittelalterlicher und barockzeitlicher Skulptur- und Schatzkunst. Der 1975 nach Entwürfen des Kölner Architekten Gottfried Böhm geschaffene Museumsbau bietet mit seiner Transparenz und seinem Großraum ideale Voraussetzungen zur Inszenierung von Objekten und thematischen Zusammenhängen. Seit 1999 ist das Haus überregional und international bekannt für große kunst- und kulturhistorische Mittelalterausstellungen mit europäischem Bezug. Adresse: Diözesanmuseum Paderborn, Markt 17, 33098 Paderborn, Tel. 05251 / 125-1400. E-Mail: museum@erzbistum-paderborn.de, Internet: https://dioezesanmuseum-paderborn.de/.

Buchung von Führungen: Tourist Information Paderborn, Marienplatz 2a, 33098 Paderborn, Tel. 05251 / 88-12980, E-Mail: tourist-info@paderborn.de, Internet: www.paderborn.de/tourismus.

Mittwoch, 22.06.2022