Auf der Spur bleiben: Sternsingen 2021

von Elvis Katticaren

Mittwoch, 06.01.2021

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Der Kölner Dom – ein Schrein für den Schrein der „Hl. Drei Könige“, Foto: KIP

Einfach losziehen – so einfach wird es für die Sternsinger dieses Jahr nicht. Auch im Kölner Dom mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige ist jetzt nicht so viel los wie sonst. Trotzdem können sie Vorbilder sein, sagt der Dom- und Stadtdechant Kleine.

INFO: Im Mittelpunkt des am 6. Januar gefeierten „Festes der Erscheinung (griech.: Epiphanie) des Herrn“ steht die Nachricht vom ersten öffentlichen Auftreten Jesu Christi bei der Taufe durch Johannes den Täufer im Jordan (Mt 3,13-17). Die Taufe und die Offenbarung des dreieinigen Gottes stehen im Mittelpunkt des Festes bei den orthodoxen Christen. Nach ihrem Verständnis wurde durch das Eintauchen Christi das Wasser und die ganze Schöpfung geheiligt. Darum wird an diesem Tag die Wasserweihe (Segnung der Flüsse, Seen, des Meeres und des Wassers allgemein) vollzogen.

In Deutschland gedenkt man zugleich besonders der „Heiligen Drei Könige“, die durch ihre Geschenke und ihre Anbetung im Jesuskind den Gottessohn bekennen. Das Matthäus-Evangelium berichtet - je nach Übersetzung - von Weisen, Magiern oder Astrologen aus dem Osten, die einem Stern folgend über Jerusalem nach Bethlehem kamen, um den neugeborenen König der Juden zu suchen: „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“ Der Volksglauben machte aus den Magiern Könige verschiedener Erdteile und legte ihre Zahl in Anbindung an die Zahl der Geschenke auf drei fest. Seit dem 6. Jahrhundert werden ihre Namen mit Caspar, Melchior und Balthasar angegeben. In der Kunst wird zumeist Caspar als Myrre schenkender Afrikaner, Melchior als Goldschätze überreichender Europäer und Balthasar als asiatischer König gezeigt, der Weihrauch zur Krippe bringt. Das Fest ist in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt Feiertag.

Weihnachtsstern am Kölner Dom: Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt. In diesem Jahr setzt erstmals eine Beleuchtung den goldenen Kupfersterns auf dem Vierungsturm des Kölner Doms während der Weihnachtszeit besonders in Szene. Er soll die weihnachtliche Botschaft auf besondere Weise sichtbar machen. Seit Heiligabend leuchtet er ab 19.15 Uhr und wird er bis zum 10. Januar jeweils von 16.00 Uhr bis 8.00 angestrahlt. Dabei beleuchten vier Scheinwerfer 19-zackigen und etwa anderthalb Meter großen Stern aus 70 Metern Entfernung heller als den Rest der Kathedrale. Er markiert seit 1860 die Vierung des Dom in einer Höhe von 109 Metern und ist Ersatz für einen mittelalterlichen Vorgänger. Nach alten Plänen sollten die Reliquien der Heiligen Drei Könige eigentlich unterhalb des Sterns und damit am Schnittpunkt von Lang- und Querhaus aufgestellt werden. Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de.

Dreikönigsschrein: Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom ist ein als Goldschmiedearbeit hergestelltes Reliquiar aus der Zeit Ende des 12. Jahrhunderts. Er ist 500 Kilo schwer und mit 220 cm Länge, 110 cm Breite und 153 cm Höhe der größte erhaltene mittelalterliche Schrein und gehört zu den wichtigsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters. Er dient der Aufbewahrung von Gebeinen, die von Konstantinopel nach Mailand gelangten und die Erzbischof Rainald von Dassel, der für Italien zuständige Reichskanzler von Kaiser Barbarossa, aus der Kirche Sant´Eustorgio als Kriegsbeute in den karolingischen Hildebold-Dom nach Köln brachte. Sein Nachfolger Erzbischof Philipp von Heinsberg beauftragte Nikolaus von Verdun mit der Herstellung des zweigeschossigen Schreins aus Gold, vergoldetem Silber, Kupfer und Emaille, die 1225 abgeschlossen war. Mit zahlreichen goldenen Figuren, Edelsteinen und antiken Schmucksteinen, die auf einem Eichenholzkern aufgebaut sind, illustriert er die christliche Heilsgeschichte von den Anfängen des Alten Testaments bis zum Jüngsten Gericht. Er wurde im 1248 begonnenen gotischen Dom zum Ziel großer Pilgerströme, auch für die in Aachen gekrönten deutschen Könige war er ein Pflichttermin. Seit 1948 steht der Schrein hinter dem Hochaltar. Er enthält die Schädel und Knochen von drei Männern unterschiedlichen Alters, zudem die Gebeine von Gregor von Spoleto sowie weitere unbeschriftete Skelettteile, die lange den Heiligen Felix und Nabor zugeschrieben wurden. Die Untersuchung der Stoffe, die die Knochen umhüllten, ergab in den 1980er Jahren, dass sie im Nahen Osten hergestellt wurden und aus dem 2. und 4. Jahrhundert stammen.

Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates. Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: presse@katholisches.koeln, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.

63. Aktion Dreikönigssingen: „Segen bringen, Segen sein. Kindern Halt geben – in der Ukraine und weltweit“ lautet das Motto der 63. Aktion Dreikönigssingen, die am 29. Dezember mit einem Gottesdienst mit Bischof Helmut Dieser im Aachener Dom eröffnet wurde. Normalerweise sind um den Dreikönigstag am 6. Januar jährlich rund 300.000 Kinder als Heilige Drei Könige verkleidet unterwegs und bitten um Spenden für ihre Altersgenossen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Vor einem Jahr sammelten die Kinder rund 52,4 Millionen Euro etwa für Gesundheits- und Bildungsprojekte. Die Sternsinger bringen zudem den Segensgruß „C + M + B“ für „Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus) in die Häuser. Zugleich weisen die Buchstaben auf die allgemein verbreiteten Namen der drei Weisen aus dem Morgenland hin, die sich nach biblischem Bericht an einem neu aufgegangenen Stern orientierten und so nach Bethlehem zum neugeborenen Jesuskind kamen. Der Tradition nach hießen sie Caspar, Melchior und Balthasar. 2004 wurden die Sternsinger in Münster mit dem Westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet, seit 2015 ist das Sternsingen, das bereits auf mittelalterliche Heischebräuche zurückgeht, Unesco-Kulturerbe.

Hilfsprojekte: Die bundesweite Aktion gilt als die weltweit größte Solidaritätsinitiative von Kindern für Kinder in Not. Träger sind seit 1959 das in Aachen ansässige Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) als Dachverband vieler katholischer Jugendorganisationen. Seither haben die Sternsinger rund 1,19 Milliarden Euro für mehr als 75.600 Projekte etwa im Bildungs- und Gesundheitsbereich gesammelt. 2019 standen dem Hilfswerk der Sternsinger Einnahmen in Höhe von insgesamt rund 79 Millionen Euro für die Arbeit zur Verfügung. Gefördert wurden Projekte in 108 Ländern. Beim Sternsingen zum Jahresbeginn 2020 hatten die Mädchen und Jungen aus 10.034 Pfarrgemeinden, Schulen und Kindergärten rund 52,4 Millionen Euro gesammelt. Neben der Förderung der Kinder-Hilfsprojekte zählen der Einsatz für die Rechte von Kindern weltweit sowie die Bildungsarbeit zu den Aufgaben. Mehr als 1.600 Projekte für Not leidende Kinder weltweit werden jährlich so vom Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ unterstützt. Die nächste bundesweite Aktion Dreikönigssingen wird um den Jahreswechsel 2021/22 zentral im Bistum Regensburg eröffnet.

Besuche bei der Politik: Der Einsatz der kleinen und großen Könige Kinder erfährt große Wertschätzung. So empfangen der Bundespräsident und die Bundeskanzlerin Sternsinger-Delegationen, am Neujahrstag feiern Sternsinger mit dem Papst Gottesdienst im Petersdom und bringen dem Heiligen Vater die Gaben zum Altar. Darüber hinaus sind die in den ersten Januartagen im Europaparlament in Brüssel, in Bundesministerien und in den Staatskanzleien der Bundesländer zu Gast. Diesmal fallen die Besuche bei Bundespräsident und Kanzlerin. Stattdessen wollen die Mädchen und Jungen eine Videobotschaft sowie ein Paket mit Segensaufklebern und Informationen zur aktuellen Aktion an die Politiker senden. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wollen ihrerseits mit einer Videobotschaft antworten. Informationen auf Sternsinger-Seite zu digitalen Besuchen: https://www.sternsinger.de/sternsingen/digitaler-besuch/

Corona: Wegen der Corona-Pandemie müssen die Mädchen und Jungen dieses Mal allerdings zuhause bleiben. Die Aktion läuft dafür länger als sonst - bis zum 2. Februar. Alternativ finden mancherorts digitale Formate statt. Unter www.sternsinger.de/corona gibt es Tipps und Empfehlungen zur Organisation des Sternsingens unter veränderten Rahmenbedingungen.

175 Jahre Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘: Die Aktion geht auf die damals 15-jährige Auguste von Sartorius (1830-1895) zurück, die den Anstoß zur Gründung eines Hilfswerks gab. Es wurde unter dem damaligen Namen „Verein der heiligen Kindheit“ am 2. Februar 1846 in der Aachener Pfarrei St. Foillan ins Leben gerufen. Ihren Verein erhob 1922 Papst Pius IX. den Verein zum Päpstlichen Werk mit dem Namen „Päpstliches Missionswerk der Kinder in Deutschland“. Seit 1934 wurde das Werk immer mehr durch staatliche Maßnahmen eingeschränkt und durch die Gestapo überwacht, 1941 wird die Zentrale in der Stephanstr. 35 zwangsgeräumt. 1946 wird das 100-jährige Jubiläums des Werkes der hl. Kindheit im Aachener Dom gefeiert, 1959 die erste Aktion Dreikönigssingen ausgerufen und seit 1961 als gemeinsame Aktion des Kindermissionswerkes und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) durchgeführt. Seit 1976 ist das Kindermissionswerkes der päpstlichen Kongregation für die Evangelisierung der Völker in Rom zugeordnet, seit 1980 sind die Präsidenten von Missio Aachen und Missio München Co-Präsidenten. 2017 überspringt das Sammelergebnis der Sternsinger eine Milliarde Euro insgesamt, 2019 liegt das Jahresergebnis erstmals über 50 Millionen Euro.

Kontakt: Kindermissionswerk ,Die Sternsinger‘ e.V., Stephanstraße 35, 52064 Aachen, Tel. 0241 / 44 61-0, E-Mail: kontakt@sternsinger.de. Mehr: http://www.kindermissionswerk.de. Spendenkonto: Pax-Bank eG, IBAN: DE 95 3706 0193 0000 0010 31, BIC: GENODED1PAX.

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