Auf Verzicht verzichten?

von Johanna Risse

Mittwoch, 17.02.2021

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Bild: Website Wolfgang Picken / www.bonner-muenster.de

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken ist bekennender Karnevalsfan. Doch Weiberfastnacht, Rosenmontag und Veilchendienstag – gestrichen wegen der Corona-Pandemie. Aber was ist denn eigentlich dann mit Aschermittwoch?

INFO: „Wir brauchen irgendwas, was die Seele innerlich aufhellt. Und der Karneval ist immer eine gute Gelegenheit dafür“, meint der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken. Und er hat in der diesjährigen Corona-geprägten Fastenzeit nichts gegen einen Verzicht auf Verzicht. Wichtig sei es, die Fastenzeit als innere Vorbereitungszeit auf das Osterfest zu nutzen. Sie könne eine Chance sein, um in Ruhe über Dinge nachzudenken. „Vielleicht ist es so, dass wir gerade in der Corona-Zeit eine ganz lange Fastenzeit der Entbehrung haben und wir nach einer Antwort suchen“, sagte Picken. Der Mensch frage etwa, was Hoffnung, Halt und Stärke gebe. „Ich könnte mir vorstellen, dass dann ein Osterfest eine ganz besondere Ausdruckskraft besitzt.“

Aschermittwoch: Am heutigen Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit der Vorbereitung auf Ostern. Der variable Termin errechnet sich im christlichen Festkalender von Ostern her. Die 40 Tage der österlichen Fastenzeit (Quadragesima) gehen auf das Fasten Jesu in der Wüste (Mt 4, 2) und weitere Termine aus dem Alten Testament zurück. Schon seit dem fünften Jahrhundert rückte während der Vorbereitungszeit auf Ostern das Fasten in den Mittelpunkt. Seit Ende des 11. Jahrhunderts werden die Katholiken in den Gottesdiensten an diesem Tag mit einem Aschenkreuz bezeichnet. Die aus gesegneten Palmzweigen gewonnene Asche gilt als Symbol der Trauer und Buße, steht aber zugleich für die Hoffnung der Christen auf Auferstehung. Der Aschermittwoch ist neben dem Karfreitag der einzige Tag, der in der katholischen Kirche als strenger Fastentag gilt. Das Abstinenzgebot verpflichtet vom 14. Lebensjahr an, das Fastengebot vom 22. bis zum 60. Lebensjahr. Traditionell verzichten viele Menschen auf Genussmittel wie Alkohol und Süßigkeiten. In der Fastenzeit kann es aber auch darum gehen, Gewohnheiten zu unterbrechen. So schlagen kirchliche Organisationen zum Beispiel Handy-, Computer- und Autofasten vor. Die religiös motivierte Fastenzeit ist nicht nur ein katholisches Phänomen. Der Islam kennt den Fastenmonat Ramadan, die Angehörigen der Ostkirchen befolgen vier Fastenzeiten im Kirchenjahr, die viel strenger gelebt werden als die Fastenzeit vor Ostern in der katholischen Kirche. Auch in der evangelischen Kirche gibt es zahlreiche Fastenaktionen.

Fastenzeit in der Bonner Stadtkirche: Die Bonner Stadtkirche feiert an Aschermittwoch, 17. Februar, um 12.15 Uhr und um 18 Uhr die Heilige Messe in Sankt Remigius. In den Gottesdiensten wird das Aschenkreuz ausgeteilt, dabei wird die geweihte Asche coronakonform auf den Kopf der Gläubigen gestreut. Die Messe um 18 Uhr kann per Livestream verfolgt werden. Darüber hinaus lädt die Münsterpfarrei jeden Freitag (19. und 26. Februar sowie 5., 12., 19. und 26. März) um 18 Uhr zu den „Kreuzweg“-Messen ein, die ebenfalls in St. Remigius angeboten werden. 

Beichte: Genau wie der „Tag der Versöhnung“, der am Donnerstag, 18. März, auf dem kirchlichen Fastenzeit-Programm steht. Von 16 bis 18 Uhr und von 18.45 bis 20 Uhr gibt es die Möglichkeit zur Beichte. Um 18 Uhr findet eine Bußandacht statt.

Predigtreihe: Unter dem Titel „Geschunden“ lädt die Bonner Stadtkirche zur Predigtreihe ein, mit der Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken die Gläubigen in den sonntäglichen Messen durch die Fastenzeit begleitet. Auftakt ist am Sonntag, 21. Februar, um 12 Uhr in der Kirche Sankt Remigius, Brüdergasse 8. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes liegt in den Händen von Regionalkantor Markus Karas. Die Predigtreihe wird am 28. Februar, am 7., 14. und 21. März fortgesetzt, und zwar jeweils um 12 Uhr in Sankt Remigius. Die Messen werden mit Vokal- oder Instrumentalmusik gestaltet. Die Gottesdienste werden auch live im Internet übertragen.

Geistliche Atempause und Bußandacht: Ebenfalls in Sankt Remigius wird die „Geistliche Atempause“ fortgesetzt. Samstags von 12 bis 13 Uhr gibt es Musik und Texte der Zuversicht. Auftakt ist am 20. Februar. Weitere Termine sind 27. Februar, 6., 13., 20. und 27. März.

Frühschichten: Für Frühaufsteher bietet sich die „Frühschicht für junge Leute“ an. Zu dieser lädt die Bonner Stadtkirche jeweils dienstags (23. Februar, 2., 9., 16., 23. und 30. März), 7 Uhr, ein. Ort ist die Campanile-Kirche St. Franziskus, Adolfstraße 77.

Unser Gesprächspartner: Dr. Wolfgang Picken, Stadtdechant von Bonn und Pfarrer am Bonner Münster, Jahrgang 1967, studierte in Bonn, Rom und Köln Katholische Theologie, Philosophie sowie Politik- und Sozialwissenschaften. Er war Seminarist im römischen „Collegium Germanicum et Hungaricum“, war tätig bei Radio Vatikan und wurde nach Diakonat in Siegburg 1993 zum Priester geweiht. Nach Stellen als Kaplan in den Pfarreien St. Nikolaus, Bensberg und St. Joseph, Moitzfeld in Bergisch Gladbach wurde er 2004 in Politikwissenschaften promoviert und übernahm die Pfarrei der Katholischen Kirchengemeinde St. Andreas und Evergislus in Bonn-Bad Godesberg. Im sogenannten „Rheinviertel“ gründete er 2005 die „Bürgerstiftung Rheinviertel“, mit mehr als 1.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern eine der größten Bürgerstiftungen Deutschlands. Zahlreiche soziale Projekte, wie ein Kindergartennetzwerk mit vierzehn Kindertagesstätten, konnten seit der Gründung umgesetzt werden. 2008-2016 war Dr. Picken Dechant des Dekanats Bad Godesberg 2012, übernahm zudem die Pfarren St. Marien und St. Servatius, St. Martin und Severin, gründete 2015 den „Runden Tisch Flüchtlingshilfe Bad Godesberg“ und wurde 2019 als Stadtdechant von Bonn und Pfarrer der Münsterbasilika St. Martin zu Bonn eingeführt. Er ist Vorsitzender des Caritasrates Bonn, Vorstandsmitglied der „Münsterstiftung Bonn“ und Delegierter des Priesterrates im Erzbistum Köln für den synodalen Weg der Katholischen Kirche in Deutschland.

Kontakt: Dr. Wolfgang Picken, Stadtdechant, Stadtdekanat Bonn, Gangolfstraße 14, 53111 Bonn, Tel. 0228/98588-93, E-Mail: Stadtdekanat@kath-bonn.de, Internet: Katholisch-bonn.de, Facebook: facebook.com/katholisch.bonnfacebook.com/bonner.muenster, Kanäle: youtube.com/bonnermuenster,

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