Bernhard, Bonn und Bienen

von Johanna Risse

Donnerstag, 20.08.2020

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St. Bernhard von Clairvaux, Collage: KIP-NRW

Da läuft man durch die Gegend und übersieht so manches Detail: Wie an einer Bonner Kirche: Da gibt es eine Mönchsfigur, die mit einem Bienenkorb dargestellt ist. Der Hl. Bernhard – heute auf dem Kalender - ist auf einem Seitenaltar dargestellt.

INFO: Da läuft man durch die Gegend und übersieht so manches Detail. Wie an einer Bonner Kirche: Da gibt es eine Mönchsfigur, die mit einem Bienenkorb dargestellt ist - der Hl. Bernhard von Clairvaux (1090-1153), Kirchenlehrer und „zweiter Gründer des Zisterzienserordens". Er gilt bisweilen als Patron der Imker, doch sein Symbol hat einen ganz anderen Ursprung: Er galt als begnadeter Prediger, seine Worte flossen „wie Honig über seine Lippen", wie es hieß. Der einflussreiche Kirchenmann gründete zu seinen Lebzeiten fast 70 Klöster.
Darauf bezieht sich auch Patrozinium der Kirche in Bonn-Auerberg: Der Hauptaltar der Mutterpfarrei St. Margareta in Graurheindorf stand früher in enger Beziehung zu einem ehemals dort bestehenden Kloster der Zisterzienserinnen. Gegründet wurde die selbstständige Kirchengemeinde nach einem starken Zuzug im Stadtteil Auerberg am 22.Oktober 1956. Die Pläne für die Kirche lieferten die Bonner Architekten Toni Kleefisch und Carl Legers, der Grundstein für das Gotteshaus mit seinem hohen Langhaus und einem Seitenschiff wurde am 21. August 1955 gelegt. Nach dem Richtfest am 19. November 1955 wurde es am 23. Dezember 1956 von dem Kölner Weihbischof Josef Ferche eingeweiht. Der zeittypisch karge Kirchensaal karg wirkt durch den Lichteinfall auf die Innenwände, die Chorwand beherrscht das von Paul Magar 1961 geschaffene monumentale Fresko, das sich an dem Lied „Wachet auf" orientiert. Im Kirchenfenster über dem Eingangsbereich ist der Heilige Bernhard mit seinem Wappen dargestellt, die bunten Fenster im Seitenschiff zeigen Szenen des Leidensweges. Über dem Hauptportal steht zudem eine 1966 von Willi Möhle aus weißem Marmor geschaffene Steinfigur des Patrons. Seit 1979 erklingt eine Orgel mit 23 Registern der Firma Speith, Rietberg.
Der in den 1980er Jahren umgestaltete Altarraum wurde 1986 durch Weihbischof Plöger eingeweiht und die Kirche um weitere neue Ausstattungsstücke ergänzt. Seit Januar 2010 gehörte St. Bernhard gemeinsam mit den Nachbargemeinden St. Aegidius, St. Antonius, St. Hedwig, St. Laurentius, St. Margareta, St. Paulus und St. Thomas Morus zum Kirchengemeindeverband „Im Bonner Nordwesten“, im Januar 2013 wurde aus dem Kirchengemeindeverband eine fusionierte Pfarrei, die den Namen „St. Thomas Morus“ trägt.
Kontakt: St. Bernhard, Eupener Str. 26, 53117 Bonn-Auerberg, Tel. 0228 / 67 23 35, Fax 0228 / 68 63 86, E-Mail: st-bernhard@thomas-morus-bonn.de, Öffnungszeiten: Dienstag 9-11 Uhr, Donnerstag 16-18 Uhr

Heiliger Bernhard: Der Hl. Bernhard von Clairvaux stammte aus einer adligen Familie in Burgund, wo er um das Jahr 1090 in Fontaines-les-Dijon geboren wurde und die Klosterschule besuchte. Um das Jahr 1111 sammelte er etwa 30 gleichgesinnte Gefährten – unter ihnen seine vier Brüder - und trat mit ihnen am Osterfest 1112 oder 1113 in das strenge Reformkloster der Zisterzienser zu Citeaux ein, dessen Gemeinschaft zu diesem Zeitpunkt 21 Mönche zählte. Bereits zwei Jahre später wurde Bernhard zum Abt des neugegründeten Klosters in Clairvaux gewählt, das bald auf 700 Mönche anwuchs. Dort lebte er bis zum Jahr 1128 und förderte weitere Neugründungen - am Ende seines Lebens sollten es 68 neue Klöster sein. Mit ihnen setzte er sich für eine Reform der Kirche und des Mönchtums ein, setzte auf Bescheidenheit, Beschränkung auf das Wesentliche und auf Einfachheit im alltäglichen Leben. Ab 1130 war er über den Bereich des Ordens hinaus im Einsatz, nahm u.a. am Konzil in Pisa (1137) und in Reims (1148) teil und warb in Deutschland 1146 mit seinen Predigten für den 2. Kreuzzug. Eine sehr vertraute Beziehung pflegte Bernhard in seinem Beten und Meditieren zur Gottesmutter Maria, die ihm als Vorbild des einfachen Lebens und des Glaubens galt. Am 20. August 1153 ist er im Kloster von Clairvaux gestorben, wurde in der berühmten Reformabtei Cluny beigesetzt und 1174 heiliggesprochen.

Ein Gebet von ihm passt auch in unsere Zeit: „Komm, Herr Jesus, und erfreue uns durch deine göttliche Gegenwart! Wir bedürfen des Rates, der Hilfe und des Schutzes. Komm und heile unsere Blindheit, komm und hilf unserem schwachen Wesen. Komm, du Glanz der göttlichen Herrlichkeit, Gottes Kraft und Gottes Weisheit! Wandle unsre Nacht zum Tag, schütze uns vor Gefahr, erleuchte das Dunkel, stärke den Mut, führe uns treu an deiner Hand und leite uns nach deinem Willen von dieser vergänglichen Welt in die ewige Stadt, die du selbst gegründet und erbaut hast. Amen.“

Der Zisterzienserorden mit heute rd. 2.800 Mitgliedern weltweit entstand durch Reformen im Benediktinerorden. Sie führen in der Tradition der Gründer des 1098 gegründeten Neuklosters in Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit. Für ihren Aufstieg sorgte vor allem der heilige Bernhard von Clairvaux. Um 1300 war der Orden in allen wichtigen Ländern Europas vertreten und zählte ca. 700 Niederlassungen, auf dem Gebiet des späteren Deutschlands entstanden insgesamt 91 Männerklöster. Das erste deutsche Zisterzienserkloster war das 1123 gegründete Kloster Kamp (Kamp-Lintfort). Zwischen 1200 und 1250 entstanden auch ca. 160 Frauenklöster des Ordens im deutschen Sprachraum. Mehr: http://www.ocist.org/.

Donnerstag, 20.08.2020