Bier, das flüssige Brot

von Christof Beckmann

Dienstag, 23.04.2024

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Logo Tag des deutschen Biers, Deutscher Brauerbund / Collage KIP

Heute auf dem Kalender: Georg, Welttag des Buchs und Tag des deutschen Biers. Na - so ein Zufall. „Hopfen und Malz – Gott erhalt´s!“ …

INFO: Heute steht der seit 1995 begangene internationaler Welttag des Buches und des Urheberrechts auf dem Kalender, der 460. Geburtstag von William Shakespeare (1564), der Todestag von Miguel de Cervantes (www.welttag-des-buches.de), auf dem Kirchenkalender ist es zugleich der Gedenktag des Heiligen Georg. Seit 1994 begehen die Bierbrauer im Deutschen Brauerbund ihren „Tag des deutschen Bieres“: Brauer, Gastronomen, Getränkehändler und viele andere begehen in jedem Jahr den 23. April mit verschiedensten Aktionen wie z.B. Brauereifesten, Lesungen, Jazzfrühschoppen, Bierseminaren, Braukursen und Brauereibesichtigungen. Anlass ist das Bayerische Reinheitsgebot, zum 500-jährigen Bestehen 2016 bundesweit groß gefeiert – es gilt als eine der ältesten Lebensmittelverordnungen der Welt. 

„Item wir ordnen / setzen / und wöllen mit Rathe unnser Lanndtschaft / das füran allennthalben in dem Fürstenthumb Bayren / auff dem Lande / auch in unnsern Stetten unnd Märckthen / (…) das füran allenthalben in unsern Stetten / Märckthen / unnd auf dem Lannde / zu kainem Pier / merer Stückh / dann allain Gersten / Hopffen / und Wasser / genommen und gepraucht sölle werden.“ So lautet die entsprechende Passage aus der am 23. April 1516 durch die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. in Ingolstadt erlassenen neuen Landesordnung. Nach der Lebensmittelvorschrift dürfen auch bis heute deutsche Biere nur aus Wasser, Hopfen und Malz unter Zugabe von Hefe gebraut werden. Aus nur vier natürlichen Zutaten entsteht so in rund 1.500 deutschen Brauereien Tag für Tag eine weltweit einzigartige Vielfalt von ca. 50 verschiedenen Sorten mit rund 7.500 Biermarken.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamt in Wiesbaden liegt Bayern im Bundesländer-Vergleich mit 624 Braustätten (2022) deutlich an der Spitze, dahinter folgen Baden-Württemberg mit 212 Braustätten auf Platz zwei und Nordrhein-Westfalen mit 148 Betrieben auf Platz drei, Niedersachsen und Bremen mit insgesamt 83 Braustätten auf Platz vier, Rheinland-Pfalz/Saarland mit 81 Betrieben auf dem fünften Platz. In den 31 Brauereien (mit mindestens 20 Beschäftigten) Nordrhein-Westfalens wurden im Jahr 2022 insgesamt 16,4 Millionen Hektoliter alkoholhaltiges Bier (ohne Biermischgetränke) gebraut. Nach Angabe von Information und Technik Nordrhein-Westfalen am 23. April 2023 waren das 4,7 Prozent bzw. 732 000 Hektoliter Bier mehr als 2021 mit einem Absatzwert von 1,52 Milliarden Euro (+12,4 Prozent gegenüber 2021). In ganz Deutschland wurden im Jahr 2022 rund 76,1 Millionen Hektoliter (+1,3 Prozent) alkoholhaltiges Bier mit einem Absatzwert von 6,0 Milliarden Euro (+10,1 Prozent) produziert, der Anteil Nordrhein-Westfalens an der bundesdeutschen Bierproduktion lag bei 21,6 Prozent.

Seit März 2020 zählt das handwerkliche Bierbrauen zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Doch die Geschichte des 10.000 Jahre alten Getränk geht natürlich noch weiter zurück: Schon bei den alten Sumerern hatte es sogar eine sakrale Bedeutung. Und der Bezug zur Religion hielt an: Am Rhein zogen zwar die Römer den Wein der übelriechenden „Cervesia“ vor, doch im Mittelalter sorgten Klöster und christliche Spitäler für den wichtigsten Technologieschub. Sie machten Bier durch die eingeführte Heilpflanze Hopfen zum lager- und exportfähigen Massenprodukt. Das Hausgewerbe in den Städten war meist Frauensache und setzte ein Brau- und Backhaus voraus. Die nach und nach immer mehr regulierten Braurechte führten zur Gründung von Bruderschaften – auch am Rhein: Kölner Mönche und Brauer etwa schlossen sich im 13. Jahrhundert in der St. Peter von Mailand-Bruderschaft zusammen. Sie fand eine Heimat an dem 1233 erwähnten Kloster „zum Heiligen Kreuz“ der kurz zuvor gegründeten Dominikaner. Sie machten ihren Ordensheiligen Petrus von Mailand zum Patron der Bruderschaft. Die bis heute bestehende St. Peter von Mailand-Bruderschaft führt ihr Bestehen auf die Unterzeichnung des Verbundbriefes im Jahr 1396 zurück.

Als weitere Schutzheilige der Brauer gelten Amandus, Arnulf, Augustinus, Benno, Bonifatius, Dorothea, Florian, Hadrianus, Laurentius, Magnus, Martin, Medardus, Nikolaus von Myra, Thomas von Aquin, Vitus und Georg.

Buch: Gunther Hirschfelder/Manuel Trummer: Bier. Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute, Darmstadt 2016. Theiss Verlag, 271 Seiten, 24,95 Euro.

Dienstag, 23.04.2024