Vor 10 Jahren: Flughafen Oscar Romero El Salvador

von Christof Beckmann

Mittwoch, 24.04.2024

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Oscar Romero, Universität von El Salvador, Wandgemälde von Giovani Ascencio Ardón y Raul Lemus, GNU Free Documentation License

Vor 30 Jahren begann sein Seligsprechungsprozess: Óscar Romero, Erzbischof von San Salvador, wurde 1980 am Altar erschossen. Bis heute ist das Land im Ausnahmezustand …

INFO: Vor genau 500 Jahren schlugen die Bewohner des heutigen El Salvador den ersten Eroberungsversuch der spanischen Konquistadoren noch zurück: 1524 zwangen die Krieger der Pipil die Truppen unter dem Kommando von Pedro de Alvarado zum Rückzug. Doch aus der Spirale der Gewalt scheint das kleinste Land in Mittelamerika einfach nicht herauszukommen. 6,7 Millionen Menschen leben auf einer Fläche der Größe von Hessen, Hauptstadt ist San Salvador. Etwa 50 Prozent der Bevölkerung gehören der katholischen Kirche an, etwa 40 Prozent sind Protestanten, Tendenz steigend. In der jüngeren Geschichte des Landes wurde die indigene Bevölkerung El Salvadors seit der Unabhängigkeit von Spanien 1821 nahezu ausgelöscht, mächtige Familien und Militärs beherrschten Staat und Wirtschaft. Allein im Bürgerkrieg zwischen 1980 bis 1992 starben schätzungsweise 75.000 Menschen, darunter viele Oppositionelle, die sich der herrschenden Militärjunta entgegenstellten. Gewalt prägt bis heute das Leben der Menschen in dem von Kriminalität und Perspektivlosigkeit geprägten Land, insbesondere durch die mafiaähnlich organisierten Jugendbanden, die Maras. Die Zahl der Morde hält El Salvador im weltweiten Vergleich auf einem der vordersten Ränge.

Im März 2022 rief die salvadorianische Regierung nach einer außergewöhnlichen Gewaltzunahme für alle Personen, die sich in El Salvador aufhalten, den Ausnahmezustand aus, hat ihn seitdem regelmäßig verlängert und zahlreiche Grundrechte sind außer Kraft setzt. Nach der seit Oktober 2023 unverändert geltenden aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes gilt derzeit in El Salvador der Ausnahmezustand immer noch: Er soll so lange verlängert werden, bis alle Mitglieder der „Maras“ verhaftet sind. Besucher können sich weitgehend uneingeschränkt im Land bewegen, sollten allerdings unbedingt beachten, dass zurzeit das Recht auf unmittelbares rechtliches Gehör bei Verhaftung und Zugang zum Rechtsbeistand stark eingeschränkt sind.

Unter dem 2009 ins Amt gewählten Reform-Präsidenten Mauricio Funes wurde Mitte Januar 2014 der Internationale Flughafen der Hauptstadt umbenannt in „Aeropuerto Internacional El Salvador Monseñor Óscar Arnulfo Romero" – damit nach einem Nationalhelden: Die auf Betreiben der damaligen Militärjunta durchgeführte Ermordung von Erzbischof Oscar Romero (1917-1980) am 24. März 1980 markierte den Beginn des bis 1992 dauernden Bürgerkrieges, dessen Ursachen das mittelamerikanische Land noch heute beschäftigen. Erst Anfang der 1990er Jahre begannen eigenständigen Untersuchungen zu den Hintergründen seiner Ermordung. Sofort nach Veröffentlichung 1993 erließ das Parlament eine Generalamnestie für alle Verbrechen im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg, erst 2004, zehn Jahre nach der Aufnahme des kirchlichen Seligsprechungsprozesses für Romero, wurde mit einem Kommandeur der Todesschwadronen zum ersten Mal jemand im Fall Romero verurteilt.

Erzbischof Oscar Romero, geboren am 15. August 1917 in bescheidenen Verhältnissen in Ciudad Barrios/El Salvador, wuchs mit sechs Geschwistern auf. Mit 13 Jahren Internatsschüler im Seminar von San Miguel, Theologiestudium ab 1937 am jesuitischen Priesterseminar in San Salvador, Abschluss an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom 1941 mit dem Lizenziat der Theologie und Priesterweihe am 4. April 1942, Pfarrer und Redakteur kirchlicher Zeitschriften in San Miguel. Gefragter Prediger und Unterstützer der Laienbewegungen, 1967 Monsignore und Generalsekretär der Nationalen Bischofskonferenz in San Salvador. 1970 Weihbischof in der Erzdiözese San Salvador, 1974 Bischof der Diözese Santiago de Maria, 1977 Erzbischof von San Salvador als Wunschkandidat der Konservativen und Oligarchen.

Nach Übergriffen auf Priester, Folter, Angriffe auf kirchliche Druckereien und Häuser, Wahlfälschungen und Schüssen auf Demonstranten, Repressalien gegen den Klerus verweigerte Romero die Teilnahme an offiziellen Veranstaltungen. 1977 wurde er für seinen Einsatz für die Menschenrechte zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen. In Hirtenbriefen und per Radio verbreiteten Predigten sprach sich Romero gegen Gewalt und Terror aus, unternahm politische Vermittlungsversuche bei den Putschen und einem Massenaufstand, sprach sich gegen weitere Militärhilfe aus den USA aus und erhielt seit 1980 Todesdrohungen. Ein in Nicaragua angebotenes Asyl lehnte er ab. Am 24. März 1980 wurde Oscar Romero während einer Predigt vor dem Altar der Krankenhauskapelle der „Divina Providencia” von einem Scharfschützen erschossen. Bis heute sind die Hintergründe nicht vollständig geklärt, doch werden die Drahtzieher des Attentats in der Armee vermutet. Im anschließenden Bürgerkrieg zwischen Sicherheitskräften, rechten Todesschwadronen und linksgerichteten Guerillagruppen kamen bis 1992 rund 75.000 Menschen ums Leben.

Seine Verehrung ist seit seinen Lebenszeiten ungebrochen. Das Verfahren zur Seligsprechung von Romero war 1990 in San Salvador eröffnet, vier Jahren später mit einem positiven Votum beendet und ab 1997 im Vatikan fortgesetzt worden. Es war mehrfach blockiert, weil Romero Beteiligten des Verfahrens als Repräsentant der Befreiungstheologie verdächtig schien. Benedikt XVI. gab den Prozess im Dezember 2012 wieder frei und durch Papst Franziskus erhielt er kurz nach seiner Wahl im März 2013 einen neuen Anschub. Anfang Februar 2015 hatte Papst Franziskus Romero als Märtyrer anerkannt und damit den Weg für eine Seligsprechung freigemacht. Am 23. Mai 2015 wurde Oscar Romero seliggesprochen und damit von der Kirche offiziell als Märtyrer anerkannt. Papst Franziskus folgte damit dem Urteil einer theologischen Kommission der Heiligsprechungskongregation: Die Rekonstruktion seiner Ansprachen sowie eine unparteiische Analyse der gesellschaftlichen Lage des Landes El Salvador am Vorabend des 70.000 Opfer fordernden Bürgerkriegs (1980-1991) brachte den Nachweis, dass Romero getötet wurde, weil er die Soziallehre der Kirche und die Liebe Christi zu den Armen verteidigte. Nur drei Jahre später, am 14. Oktober 2018, folgte in Rom die Heiligsprechung, ebenfalls durch Papst Franziskus.

Christliche Initiative Romero (CIR): Im Sinne ihres Namensgebers setzt sich die Christliche Initiative Romero (CIR) seit 1981 für Arbeits- und Menschenrechte in Ländern Mittelamerikas ein. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Unterstützung von Basisbewegungen und Organisationen in Nicaragua, El Salvador, Guatemala und Honduras sowie die Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland. Durch Kampagnenarbeit in Deutschland – die CIR ist beispielsweise Mitglied in der internationalen Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign/CCC) sowie im CorA-Netzwerk für Soziale Unternehmensverantwortung – will CIR den Opfern der Globalisierungsauswüchse eine Stimme geben. Rund 30 Jahre nach ihrer Gründung ist die Christliche Initiative Romero eine mittelgroße Nichtregierungsorganisation mit einem jährlichen Spendenvolumen von etwa 500.000 Euro. Die Projekte der Christlichen Initiative Romero werden zum Teil von der Europäischen Union, vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie vom Weltgebetstag der Frauen finanziell unterstützt. Kontakt: Christliche Initiative Romero (CIR) e.V., Breul 23, 48143 Münster, Tel. 0251 / 89 503, Fax 02 51 / 82 541, E-Mail: cir(at)ci-romero.de, Internet: www.ci-romero.de

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