Demokratie braucht Erinnerung

von Christof Beckmann

Donnerstag, 12.11.2020

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André Kuper, Präsident des nordrhein-westfälischen Landtags, Foto: Wahlkreisbüro / Guido Kirchner

NRW-Landtagspräsident André Kuper plädiert für neue Formen des Gedenkens im November. „Es ist eine Gefahr, dass das Erinnern vergessen wird“, sagt er ...

INFO: Angesichts der durch Corona bedingten Einschränkungen für öffentliche Gedenktage plädiert der nordrhein-westfälischen Landtagspräsident Andre Kuper für neue Formen des Gedenkens im November. So plädiert er für Videoformate, etwa um Zeitzeugengespräche zu übertragen. Weiter empfahl der Präsident die Landtagsausstellungen „Du Jude - alltäglicher Antisemitismus in Deutschland“ oder „Ich wäre an eurer Stelle sehr, sehr vorsichtig“. Für eine stabile Demokratie sei die Erinnerungskultur sehr wichtig: „Es ist eine Gefahr, dass das Erinnern vergessen wird“, so Kuper. Inzwischen gebe es 75 Jahre lang eine Demokratie, was viele Menschen „als selbstverständlich, vielleicht sogar zu selbstverständlich“ hinnähmen. Die Generation, die hautnah den Krieg und seine Folgen erlebt habe, sterbe zunehmend aus. An der einen oder anderen Stelle seien noch weitere Gedenkstätten notwendig, um in einer pädagogischen, modernen und auch digitalen Form gerade jungen Menschen deutlich zu machen, warum sie sich für Demokratie und Frieden engagieren sollten.

Unser Gesprächspartner: André Kuper, Jahrgang 1960, stammt aus Wiedenbrück und wuchs in Rietberg auf. Nach Ausbildung bei der Stadt, Abitur am Abendgymnasium und Wehrdienst studierte er Verwaltungswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften. Der Dozent am Studieninstitut für kommunale Verwaltung in Bielefeld war von 1997-2012 Bürgermeister von Stadt Rietberg und ist seitdem Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Er wurde am 1. Juni 2017 zum Präsidenten des Landtages gewählt. Kontakt: Düsseldorfer Landtagspräsidentenbüro, André Kuper MdL, Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf, Tel. 0211 / 884 2200, E-Mail: praesident@landtag.nrw.de,

Volkstrauertag 2020: Der 15. November gilt des Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege und des Nationalsozialismus. Seit Anfang der 1950er Jahre findet der nationale Gedenktag jeweils im November statt, und zwar zwei Sonntage vor dem ersten Advent. Der Tag soll zu Versöhnung, Verständigung und Frieden mahnen. Ursprünglich galt der durch den 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeführte Tag als Gedenktag für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Die erste offizielle Feierstunde fand 1922 im Reichstag in Berlin statt. 1934 benannten die nationalsozialistischen Machthaber den Volkstrauertag in „Heldengedenktag“ um. Nach Gründung der Bundesrepublik fand 1950 erstmals eine Gedenkstunde im Bundestag statt, der Volkstrauertag wurde auf den November verlegt. „Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland“ ist seit dem Mauerfall die Neue Wache in Berlin-Mitte. Der Volksbund betreut 832 Friedhöfe in 46 Ländern, auf denen deutsche Soldaten bestattet sind.

Zentrale Gedenkstunde im Bundestag, 15. November 2020: Die zentrale Gedenkstunde veranstaltet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Berlin. Die Gedenkstunde steht traditionell unter der Schirmherrschaft des Bundestagspräsidenten, beginnt um 13.30 Uhr und wird vom ZDF direkt übertragen. Wolfgang Schneiderhan, der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr und Präsident des Volksbundes, wird mit der Begrüßungsansprache die Veranstaltung eröffnen. Das Totengedenken spricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die musikalische Gestaltung der Gedenkstunde haben das Musikkorps der Bundeswehr Siegburg unter der Leitung von Oberstabsfeldwebel Matthias Reißner und die Sopranistin Kathleen Ziegner übernommen. Mehr: https://www.volksbund.de/volksbund-volkstrauertag.html

Donnerstag, 12.11.2020