St. Martin@home

von Johanna Risse

Mittwoch, 11.11.2020

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Süße Martinsbrezel, Foto: Thekitchenlioness.com

Die Martinsumzüge in NRW sind abgesagt, doch Rezeptebloggerin Andrea Mohr hat eine Idee, wie St. Martin dennoch nicht ins Wasser fallen muss: Sie backt eine Martinsbrezel und lässt die Laterne leuchten ...

INFO: In vielen Regionen Deutschlands ist bis heute das Martinsbrauchtum verbreitet: Martinszüge mit Pferd und Laternen, Verteilung von Süßigkeiten, Gänsebraten machten das Brauchtum um den Heiligen zum immateriellen Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Die nach dem heiligen Martin von Tours benannten Umzüge rund um den 11. November erinnern an die Legende, nach der Martin seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte. Alle Infos dazu auf der Internetseite: http://www.martinstradition.de.

Wegen Corona sind die meisten Martinszüge rund um den 11. November abgesagt, doch die katholische Kirche lädt dazu ein, trotz Corona-Beschränkungen das Fest des Heiligen Martin zu feiern. So sind Kinder und Familien aufgerufen, in den kommenden Tagen abends Martinslaternen und Kerzen in die Fenster zu stellen. So wurden etwa in den Bistümern Limburg, Mainz, Trier, Freiburg, Rottenburg, Köln und Aachen vor allem über die kirchlichen Kindergärten mehrere Zehntausend feuerfeste Papiertüten verteilt, die mit Martins-Motiven bemalt und danach mit Kerzen beleuchtet werden können. Fotos der individuell gestalteten Laternen sollen unter dem Hashtag #stmartin2020 im Internet gepostet werden. Gemeinsam mit dem Kindermissionswerk und der Sternsinger-Aktion bitten die Veranstalter um Spenden, vor allem für Kinderhilfsprojekte in Libanon.

Das Erzbistum Paderborn rief zu einer ähnlichen Aktion auf. Unter dem Thema „Lichtermeer zur Martins Ehr“ sollen Familien vom 5. bis 12. November Laternen ins Fenster stellen und das Martinsfest begehen. „Lasst euch Sankt Martin nicht vermiesen“, ermunterte Erzbischof Hans-Josef Becker zu coronakonformen Martinsfesten in Familien und Kindertagesstätten: „Gelebtes Brauchtum und Rituale schenken Kindern in dieser dunklen Zeit Geborgenheit und Sicherheit.“ Sie seien die Leidtragenden der Pandemie und des Lockdowns. Für sie sei es daher besonders wichtig, Brauchtum und Rituale lebendig zu halten. Auch im Bistum Münster wird eingeladen, Fotos der Laternen unter dem Hashtag #stmartin2020 in den sozialen Netzwerken zu posten. Die Sternsinger laden zu ihrer Martinsaktion 2020 „Teile dein Licht!“ ein. https://www.sternsinger.de/bildungsmaterial/sankt-martin-und-corona/.

Martin von Tours, geboren um 316/17 in Sabaria (heute Szombathely) im heutigen Ungarn, war Soldat, Priester, Einsiedler und Bischof. Er trat als 15-Jähriger in Pavia in die römische Armee ein und gehörte zu einer in Gallien eingesetzten Eliteeinheit. Der Legende nach spielte sich 334 in Amiens jene Szene ab, die alljährlich bei den Martinszügen eine Rolle spielt: In einem strengen Winter begegnete er einem armen, unbekleideten Bettler, der um Hilfe bat. Martin teilte mit dem Schwert seinen Mantel und gab dem Frierenden eine Hälfte. In der Nacht sah er im Traum Christus bekleidet mit dem Mantelstück und Martin ließ sich taufen. Er wurde Priester, zog sich als Einsiedler zurück, gründete 361 mit dem Kloster Ligugé das erste Kloster im westlichen Abendland und wurde 371 vom Volk zum Bischof von Tours ausgerufen. Damit verbunden ist die Erzählung, dass Martin sich in einem Gänsestall versteckte, um so diesem Amt zu entgehen. Doch das Geschnatter des Federviehs – so die Legende - verriet ihn.
Martin, der 397 starb, hinterließ nachhaltigen Eindruck: Frankenkönig Chlodwig machte ihn gut 100 Jahre nach dessen Tod zum „Nationalheiligen“ des Reiches. Martin ist der erste Heilige der Kirche überhaupt, der kein Märtyrer ist. Er ist Schutzpatron Frankreichs und der Slowakei, Landespatron des Burgenlandes in Österreich, Patron der Bistümer Mainz und Rottenburg-Stuttgart sowie tausendfacher Namensgeber für Kirchen und Klöster weltweit. Katholiken verehren ihn ebenso wie Protestanten, Orthodoxe, Anglikaner und armenische Christen. Sein Gedenktag, der Martinstag am 11. November, galt früher als Winteranfang und Tag der Zins- und Pachtzahlungen. Zu den fälligen Naturalabgaben gehörte auch die Martinsgans als Höhepunkt eines üppigen Festtagsessens. In Gallien und auch in den Klöstern begann früher mit dem Martinstag die Adventszeit, die damals sechs Wochen dauerte und als Bußzeit mit dem Verzicht auf Fleischspeisen verbunden war. Somit bot sich der Vorabend des Martinstages an, noch einmal richtig zuzulangen und zu feiern: den 11.11. als Karnevalsbeginn, an dem heutzutage „Prinz Karneval“ proklamiert wird.

Europäischer Martinsweg: Europäische Martinswege gehen inzwischen durch Frankreich, Ungarn, Italien, England, Kroatien und Slowenien. Denn seit einigen Jahren entsteht auf Initiative des Europarats ein europäisches Netz von Pilgerwegen, die ähnlich wie die Jakobswege nach Santiago de Compostela in Nordspanien durch ganz Europa führen, an den populären Heiligen der Mantelteilung erinnern wollen und seinen Geburtsort im heute ungarischen Szombathely (Steinamanger) mit dem französischen Tours verbinden. Die Hauptroute der „Via sancti Martini“ verläuft von Ungarn aus nach Slowenien, über Venedig nach Mailand, durchs Aosta-Tal und überquert beim Kleinen Sankt Bernhard die Alpen Richtung Lyon und endet der Weg in Tours. Die Route berührt damit eine Reihe von Orten, an denen Martin laut historisch gut gesicherten Erkenntnissen auch gewesen ist. Ein zweiter Weg durch Österreich, Deutschland, Luxemburg und Frankreich wird Mittelroute genannt. Für die Strecke durch die Bistümer Freiburg, Speyer, Mainz und Trier wurde im November 2016 wird das letzte durch Deutschland führende Teilstück zwischen Trier und Luxemburg eröffnet. Hinzu kommen zwei weitere Routen: Die eine führt in Süd-Nord-Richtung vom spanischen Saragossa durch die Pyrenäen nach Tours, die andere verbindet als Nord-Süd-Tour das niederländische Utrecht mit der Stadt an der Loire. Erkennbar sind alle Wege an bordeauxroten Tafeln mit einem gelben Kreuz und dem Signet des Europarates. Das Wegenetz umfasst rund 2.500 Kilometer. Infos: www.saintmartindetours.eu, www.martinuswege.eu, http://culture-routes.net/routes/the-saint-martin-of-tours-route, http://www.vianovis.net/martinusweg/datagis/pdf/karte-via-sancti-martini-21-mars-2015.pdf

BUCHHINWEIS: Judith Rosen, Martin von Tours. Der barmherzige Heilige, Verlag Philipp von Zabern – WBG, 2016, 280 Seiten, Preis: 29,95 Euro, ISBN: 9783805350242. Zum 1700. Geburtstag im Jahr 2016 zeichnete die Bonner Autorin Judith Rosen ein auf breiter Quellenbasis beruhendes, anschauliches Portrait dieser zentralen Figur des spätantiken Christentums und seiner Zeit.

Das Rezept zum Tag: Unsere „Küchenlöwin“ Andrea Mohr aus Bonn kennt viele fromme Rezepte und weil alles, was sie in Küche und Ofen zaubert, so lecker ist, veröffentlichen wir immer wieder gerne Rezepte von ihr, die gut ins Kirchenjahr passen. Kontakt: N. Andrea Mohr, E-Mail: nclndrmhr@gmail.com, Internet: http://kitchenlioness.blogspot.de.
Sie empfiehlt, auf das Basteln von Martinslaternen nicht zu verzichten und sie mit Kerzen oder Lichterketten im Garten oder auf dem Balkon zum Leuchten zu bringen. Zum Tag gehört die Geschichte vom Heiligen Sankt Martin vorlesen, man kann am Abend mit den Kindern und den erleuchteten Laternen spazieren gehen. Und natürlich können die Kinder auch dabei helfen Martinsbrezel oder Weckmänner zu backen. Ihre Martinsbrezel sind aus einem lockeren süßen Hefeteig mit einer Garnitur aus Butter und Zimt-Zucker – oder wer lieber Hagelzucker mag, nimmt eben den. Hier ihr Text und Rezept zum heutigen Tag:

 

Rezept: Süße Martinsbrezel (Zutaten für 8 Brezel)

Zutaten

Für die Brezel
150ml lauwarme Milch
80g zerlassene Butter
200g Schmand, Zimmertemperatur
½ Würfel Hefe (21g) oder 1 Pck. Trockenbackhefe (7g)
80g feinster Zucker
1 Prise Salz
500g Weizenmehl (Type 550)

Für die Butter-Zimt-Zucker Glasur
1 Vanilleschote (oder 2 Päckchen Bourbon Vanillezucker)
100g Zucker
½ TL Zimt
50 g zerlassene Butter

Zubereitung

Die Milch, die Butter und den Schmand in eine große Schüssel geben, die Hefe dazu geben und gut verrühren. Den Zucker, das Salz und das Mehl dazugeben und mit einem Handrührgerät zu einem glatten Teig verkneten. Kurz mit den Händen durchkneten, zurück in die Schüssel geben und abgedeckt ca. 1 Stunde an einem warmen Ort gehen lassen, bis er sich sichtbar vergrößert hat.

Zwei Backbleche mit Backpapier auslegen.

Für die Glasur die Vanilleschote längs einschneiden und das Mark herauskratzen (oder Vanillezucker verwenden). Das Vanillemark mit dem Zucker und dem Zimt vermengen und beiseite stellen.

Den Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche kurz durchkneten und in 8 gleichgroße Teile teilen. 

Jedes Stück zu einer etwa 50 bis 60 cm langen Rolle rollen dabei die Mitte dicker lassen und nach außen dünner auslaufen lassen, die Teigstränge werden 2 Mal eingedreht und anschließend unter dem Bauch der Brezel befestigt.

Die Brezel auf die vorbereiteten Backbleche geben. Abgedeckt erneut ca. 30 Minuten gehen lassen.

Den Backofen auf 180° C (Ober-/Unterhitze) oder 160°C (Heißluft) vorheizen.

Die Martinsbrezel im vorgeheizten Backofen etwa 10 bis 15 Minuten backen. 

Die noch warmen Brezel mit der zerlassenen Butter bepinseln und sofort in der vorbereiteten Zucker-Vanille-Zimt-Mischung wälzen. Nach Belieben abkühlen lassen oder noch warm genießen.

Mittwoch, 11.11.2020