Die Orgel - Instrument des Jahres 2021

von Christof Beckmann

Donnerstag, 01.04.2021

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Stephanie Borkenfeld-Müllers, Kantorin in St. Laurentius in Mönchengladbach-Odenkirchen, Foto: Olaf D. Hennig

Die Orgel ist das Instrument des Jahres 2021. Und sie ist älter als man denken mag. Vor mehr als 2000 Jahren wurde die Orgel im ägyptischen Alexandria erfunden – kein Aprilscherz ....

INFO: Ab heute Abend schweigen die Orgeln in den Kirchen. Wenn des Abendmahls Jesu am Vorabend der Kreuzigung gedacht wird, erklingt sie ein letztes Mal nach dem Gloria. Nach der letzten Messfeier vor Ostern werden Blumenschmuck und Kerzen abgeräumt, in den katholischen Kirchen wird das Allerheiligste aus dem Tabernakel entfernt und erst zur Osternacht setzt wieder von Orgel begleiteter Gesang ein.

Orgeln in der Musikgeschichte: Nirgendwo auf der ganzen Welt gibt es so viele Orgeln wie bei uns, die wahrscheinlich älteste spielbare steht in NRW – in St. Andreas Ostönnen, Teil von Soest. Sie verfügt heute über acht Register mit 576 Pfeifen, von denen noch mehr als die Hälfte aus der Zeit vor 1500 stammen. Damit zählt sie neben den Instrumenten in Sion, Kiedrich, Rysum und Bologna zu den ältesten spielbaren Orgeln der Welt. Doch die Orgel – von altgriechisch „organon“ - ist noch viel älter: Die erste wird dem Mechaniker Ktesibios (285-222 v.Chr.) im ägyptischen Alexandria zugeschrieben, der den benötigten Winddruck auf die Pfeifen durch Wasser erzeugte. Orgelmusik war Disziplin bei den Olympischen Spielen, wurde bei Theateraufführungen und als Zeichen kaiserlicher Macht in den Arenen des römischen Reichs eingesetzt. Über Byzanz gelangte die Orgel ins christliche Abendland. Die erste Orgel in Deutschland wurde vor fast genau 1200 Jahren für die Kaiserpfalz in Aachen gebaut und wurde ab der Gotik zum klassischen Instrument der Kirchenmusik. Ihr Frequenzspektrum reicht vom tiefsten Laut, den das menschliche Ohr wahrnehmen kann, bis in die höchsten Höhen. Die größte im Passauer Dom St. Stephan zählt 229 Register und 326 Pfeifenreihen.

Immaterielles Kulturerbe der Unesco: Allein in Deutschland gibt es rund 50.000 Orgeln in Kirchen, Konzert- oder Wohnhäusern, 400 Orgelbau-Betriebe beschäftigen über 2.800 Menschen, Zehntausende arbeiten haupt- und ehrenamtlich als Kirchenmusiker. Die Bundesrepublik nahm 2014 den „Orgelbau und Orgelmusik“ in das „Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes“ auf, im September 2018 folgte die offizielle Aufnahme des deutschen Orgelbaus und der deutschen Orgelmusik in die Liste des internationalen immateriellen Kulturerbes der Unesco - als eines der ersten deutschen Kulturgüter. Deutschland zählt weltweit zu den wichtigsten Ländern für Orgelbau und -musik.

Deutscher Orgeltag: Seit 2010 führt die Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands den „Tag der Orgel“ durch. Höhepunkt ist der „Tag des offenen Denkmals" am 12. September. Für das Jahr 2021 haben die 16 Landes-Musik-Räte die „Königin der Instrumente“ zum Instrument des Jahres bestimmt und wollen damit Aufmerksamkeit und Neugier für das Tasten-Instrument wecken. Mehr: http://www.orgeltag.de/.

„Orgel App“ des „Bund deutscher Orgelbaumeister“ (BDO): Sie versammelt Orgelkonzerte und nützliche Informationen zum Instrument weltweit. Die App erlaubt eine weltweite Suche und listet Details zu den über 150 BDO Mitgliedswerkstätten auf. Download bei Apple und Google unter: https://apps.apple.com/de/app/orgel/id1541476040 bzw. https://play.google.com/store/apps/details?id=de.nmds.Orgel&hl=de&gl=US. Links zu Verbänden: Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands e.V., Bund Deutscher Orgelbaumeister e. V.. Gesellschaft der Orgelfreunde e. V.

Unsere Gesprächspartnerin: Stephanie Borkenfeld-Müllers studierte Katholische Kirchenmusik an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf bei Prof. Rosalinde Haas und legte das A-Examen sowie das Kantoren-Examen ab. Es folgte ein Aufbaustudium der Instrumentalpädagogik mit dem Hauptfach Cembalo bei Prof. Dr. Werner Smigelski und Kristin Wachenfeld sowie das Fach Dirigieren mit Schwerpunkt Chorleitung bei Prof. Volker Hempfling mit dem Abschluss als Diplommusikerin. Seit 1990 ist Stephanie Borkenfeld-Müllers hauptamtliche Kantorin an Sankt Laurentius in Mönchengladbach-Odenkirchen, wo sie für die Pfarrkirche St. Laurentius die Disposition für das neue Instrument entwarf. Die 1993 erbaute Orgel der Firma Richard Rensch / Lauffen a. Neckar gehört mit 40 Registern und rund 2.700 Pfeifen zu den klangvollsten Orgelbauten am Niederrhein. Neben ihren liturgischen Diensten übt Stephanie Borkenfeld-Müllers eine rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland aus. Konzertreisen führten sie nach Italien (u.a. Mailand, Basilika San Lorenzo /Asti, Kathedrale), Frankreich (Kathedrale Notre Dame), Kroatien (Kathedrale Zagreb) sowie nach Österreich und in die Schweiz. Stephanie Borkenfeld-Müllers ist Leiterin des Vokalensembles cantica vobis Mönchengladbach.
Da die Rensch-Orgel an Sankt Laurentius in Mönchengladbach-Odenkirchen derzeit gereinigt wird, ist sie von Mitte Mai bis voraussichtlich Mitte Juli nicht spielbar. In der 2. Jahreshälfte sind dann wieder Konzerte und Veranstaltungen geplant, die auf der Homepage der Pfarrei unter www.st-laurentius-mg.de / Kirchenmusik abrufbar sind. Darüber hinaus kann man der Kirchenmusik St. Laurentius auch bei facebook folgen.

Kontakt: Stephanie Borkenfeld-Müllers, Chordirektorin BDC, von-der-Helm-Straße 21, 41199 Mönchengladbach, Tel. 02166 / 96 49 50 oder 02166 / 68 06 26, Fax 02166 / 96 49 520, E-Mail: sbm-musik@t-online.de, Internet: https://st-laurentius-mg.de/unsere-pfarre/miteinander/kirchenmusik/

Donnerstag, 01.04.2021