Domwallfahrt und Jubiläum

von Stefan Klinkhammer

Dienstag, 27.09.2022

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Bild: Programmheft „Kölner Domjubiläum 2022“

Am Sonntag vor einer Woche ging es los am Kölner Dom – Start für die jährliche Dreikönigswallfahrt. Heute vor 700 Jahren wurde auch der beeindruckende gotische Chor mit dem prunkvollen Dreikönigenschrein geweiht. ...

INFO: Am Sonntag startete in Köln die diesjährige Dreikönigswallfahrt. Sie steht bis zum 27. September im Zeichen des 700-Jahr-Jubiläums der Chorhalle, des östlichen Teils der Kathedrale, der auch den prunkvollen Dreikönigenschrein beherbergt. Auf dem Programm stehen zahlreiche Gottesdienste, zudem gibt es ein Kulturprogramm mit einer Orgelnacht. Den Gottesdienst am Sonntag, 25. September, zelebriert Kardinal Rainer Maria Woelk, auf dem Roncalliplatz neben dem Dom findet erstmals ein Pilger- und Begegnungsfest statt. Vor und nach den Gottesdiensten, geistlichen Impulsen und Konzerten im Dom haben Besuchende Gelegenheit, sich dort auszuruhen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Zum Wallfahrtsauftakt wurde ein neues Reliquiar aus Messing vorgestellt. Das kunstvoll gefertigte Behältnis enthält aus dem Dreikönigenschrein entnommene Knochenpartikel der Heiligen Drei Könige. Das von der Nürnberger Silberschmiedin Juliane Schölß entworfene Gefäß soll Pilgern die Möglichkeit geben, den Heiligen Drei Königen „unmittelbar, auf Augenhöhe und durch eine haptische Erfahrung“ begegnen zu können. Der direkte Zugriff auf den Schrein ist wegen der Sicherheits-Glaseinfassung seit Jahren nicht möglich.
Die lange erloschene mittelalterliche Wallfahrtstradition zum Kölner Dom und den Reliquien der Heiligen Drei Könige wurde 2006, ein Jahr nach dem Weltjugendtag in Köln, wieder aufgenommen. Zentrales Element ist der Pilgerweg durch die Kathedrale, der unter dem Dreikönigenschrein entlangführt. Entsprechend dem eigentlichen Pilgerziel wurde die Domwallfahrt 2020 in Dreikönigswallfahrt umbenannt.

Pilgerweg: Der Pilgerweg im Chorumgang ist von Montag bis Samstag zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet, am Sonntag von 13 bis 16.30 Uhr. Während der Dreikönigswallfahrt schließt sich an alle Gottesdienste ab 10.30 Uhr eine Prozession zum Dreikönigenschrein an. Pilgerweg: Heiliger Christophorus, Mailänder Madonna, Schrein der Heiligen Drei Könige, Gerokreuz, Schmuckmadonna, Kapelle der Barmherzigkeit. Dienstag, 27.09. Abschluss: 10:30 Zu Besuch bei den hl. Dreikönigen, 12:00 Begegnung mit den hl. Dreikönigen- Mittagsimpuls, 15:00 Zu Besuch bei den hl. Dreikönigen mit den Mitarbeitenden des Kölner Doms, 18:30 Festhochamt
Internet: https://www.koelner-dom.de/dreikoenigswallfahrt. Das vollständige Programm und Tickethinweise im Internet: www.koelner-dom.de/erleben/domjubilaeum2022

Kölner Dom: Bereits an der Nordostecke der römischen Legionsstadt Colonia Agrippina gab es eine Vielzahl an Tempeln, Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n.Chr. baute dort der Kölner Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage. Als sein späterer Nachfolger Rainald von Dassel 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln brachte, entwickelte sich die Stadt zu einem der großen abendländischen Wallfahrtsorte. Der Grundstein für die gotische Kathedrale wurde am 15. August 1248 gelegt. Und die für die Reliquien gebaute „Hohe Domkirche Sankt Peter und Sancta Maria“ sollte das größte Bauwerk nördlich der Alpen werden. Die Weihe des Chors folgte erst 74 Jahre später: „Im Jahre 1322, am Tage des hl. Kosmas und Damian [27. September] werden die Drei-Könige zu der Stelle übertragen, wo sie jetzt sind und der neue Chor wird geweiht“, schreibt Levold von Northof in seiner um 1350 entstandenen Chronik der Grafen von Mark. Erzbischof Heinrich II. von Virneburg weihte den Altar und den östlichen Bauteil des Doms, in dem sich auch der Dreikönigenschrein befindet. Damit war der erste große Bauabschnitt des Doms abgeschlossen. Bis heute sind aus dieser Zeit etwa der Hochaltar, die Chorpfeilerfiguren, die Königsfenster und das mittelalterliche Chorgestühl erhalten.
Gebaut wurde bis 1560, als der Bau aus Mangel an Kapital und Interesse der Bürger beendet wurde. Mit neuer Begeisterung nahm man 1842 den Bau wieder auf. 1863 war das Innere fertiggestellt, die beiden 1880 vollendeten Türme waren das höchste Bauwerk der Erde. Der Domschatz in den unterirdischen Gewölberäumen des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes zeigt kostbare Reliquiare, liturgische Geräte und Gewänder, Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis zum 20. Jahrhundert, mittelalterliche Skulpturen und fränkische Grabfunde. Die wechselvolle Geschichte der Kölner Kathedrale präsentiert sich in dieser einzigartigen Kombination von historischen Gewölberäumen mit Resten der römischen Stadtmauer, Säulen vom Vorgängerbau des Domes, moderner Architektur und der neuartigen Präsentation des Domschatzes.
Das Fest zur 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung am 15.08.1948 fand kurz nach dem Krieg weltweite Beachtung und galt für Köln als eine Art Wiederauferstehung aus den Trümmern. Der gesamte Innenraum wurde nach Behebung der Kriegsschäden 1956 wiedereröffnet. Zur 750-Jahr-Feier wurde der Dom offiziell in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt. Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de.

Bauzeichnungen der Kathedrale sind zu sehen: Anlässlich des 700-Jahr-Jubiläums des Kölner Doms werden erstmals alle erhaltenen mittelalterlichen Bauzeichnungen der Kathedrale nebeneinander gezeigt. Sie sind bis zum 13. November in der Domschatzkammer ausgestellt. Darunter ist demnach ein berühmter Aufriss der Westfassade, der sogenannte Riss F. Mit einer Höhe von über vier Metern sei er eine der größten erhaltenen Architekturzeichnungen des Mittelalters. Weil er für die Räume der Domschatzkammer zu groß ist, wird er in der Ausstellung in einer hochauflösenden Reproduktion in verkleinertem Maßstab präsentiert. Die meisten der Zeichnungen stammen den Angaben nach wahrscheinlich aus dem alten Archiv der mittelalterlichen Dombauhütte. Es wurde nach der Einnahme der Stadt Köln durch die französischen Revolutionstruppen 1794 nach Paris verbracht und gilt seither als verschollen, doch einige Bauzeichnungen wurden jedoch im frühen 19. Jahrhundert wieder aufgefunden. Sie haben sich bis heute im Dombauarchiv, im Kölnischen Stadtmuseum sowie in der Akademie der Bildenden Künste in Wien erhalten.
Die Ausstellung: „Aufgerissen“, 16. August bis 13. November, Schatzkammer des Kölner Doms, geöffnet täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, Eingang an der Nordseite des Kölner Doms, Eintritt 6 Euro (ermäßigt 3 Euro). Internet: https://www.koelner-dombauhuette.de/aktuelles/detail/schatzkammerausstellung-baurisse

Dreikönigsschrein: Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom ist ein als Goldschmiedearbeit hergestelltes Reliquiar aus der Zeit Ende des 12. Jahrhunderts. Er ist 500 Kilo schwer und mit 220 cm Länge, 110 cm Breite und 153 cm Höhe der größte erhaltene mittelalterliche Schrein und gehört zu den wichtigsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters. Er dient der Aufbewahrung von Gebeinen, die von Konstantinopel nach Mailand gelangten und die Erzbischof Rainald von Dassel, der für Italien zuständige Reichskanzler von Kaiser Barbarossa, aus der Kirche Sant´Eustorgio als Kriegsbeute in den karolingischen Hildebold-Dom nach Köln brachte. Sein Nachfolger Erzbischof Philipp von Heinsberg beauftragte Nikolaus von Verdun mit der Herstellung des zweigeschossigen Schreins aus Gold, vergoldetem Silber, Kupfer und Emaille, die 1225 abgeschlossen war. Mit zahlreichen goldenen Figuren, Edelsteinen und antiken Schmucksteinen, die auf einem Eichenholzkern aufgebaut sind, illustriert er die christliche Heilsgeschichte von den Anfängen des Alten Testaments bis zum Jüngsten Gericht. Er wurde im 1248 begonnenen gotischen Dom zum Ziel großer Pilgerströme, auch für die in Aachen gekrönten deutschen Könige war er ein Pflichttermin. Seit 1948 steht der Schrein hinter dem Hochaltar. Er enthält die Schädel und Knochen von drei Männern unterschiedlichen Alters, zudem die Gebeine von Gregor von Spoleto sowie weitere unbeschriftete Skelettteile, die lange den Heiligen Felix und Nabor zugeschrieben wurden. Die Untersuchung der Stoffe, die die Knochen umhüllten, ergab in den 1980er Jahren, dass sie im Nahen Osten hergestellt wurden und aus dem 2. und 4. Jahrhundert stammen.

Domführungen (Gruppen): Domforum – Besucherzentrum des Doms, Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 925847-30, Fax -31, Internet: www.domforum.de

Dienstag, 27.09.2022