Durchkreuzt: Symbol und Kompass

von Johanna Risse

Montag, 14.09.2020

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Gestern haben alle Wähler ihr Kreuz gemacht. Und heute ist Kreuzerhöhung – ein Kirchenfest mit alter Tradition. Und es ist überall: Wer genau hinschaut, kann es überall entdecken. Mehr mit dem Kölner Weihbischof Ansgar Puff ...

INFO: Am 14. September feiert die Kirche das Fest „Kreuzerhöhung“ – der Tag erinnert an die Wiederauffindung des Kreuzes Christi durch Kaiserin Helena. Die Mutter von Kaiser Konstantin suchte um 325 nach Orten und Gegenständen, die mit dem Leben Jesu in Verbindung stehen. Der Fund des Kreuzes und des Grabes, von dem in zeitgenössischen Quellen berichtet wird, gab Anlass für den Bau der Konstantinischen Basilika in Jerusalem. Die heutige „Grabeskirche“ wurde am 14. September 335 an der als Ort von Kreuzigung und Grablegung Christi verehrten Stätte eingeweiht. Damals wurde in der neuen Kirche dem Volk auch zu ersten Mal das Kreuzesholz gezeigt („erhöht“) und als das „Wahre Kreuz“ (vera crux) zur Verehrung ausgestellt. Daneben entwickelte sich eine Karfreitags-Liturgie, die über den byzantinischen Ritus in die katholische Karfreitagsliturgie einging.

Das Kreuz blieb allerdings nicht vollständig erhalten, sondern wurde geteilt: Ein Teil wurde nach Rom in die Palastkapelle Santa Croce in Gerusalemme gebracht, ein anderer nach Konstantinopel, ein anderer blieb in Jerusalem, wie Pilger berichten. 614 wurde das silberne Kreuzreliquiar in Jerusalem nach der Eroberung der Stadt durch Perserkönigs Chosrau II. in die Nähe von Bagdad verschleppt. Nach einem Sieg über die Perser brachte der oströmische Kaiser Herakleios das Kreuz am 21. März 630 wieder nach Jerusalem, wo es nach der Eroberung 638 durch die Muslime verschwand. Bei den Kreuzzügen berichtet Wilhelm von Tyros 1099 von dessen Wiederauffindung in der Grabeskirche. Knapp 100 Jahre begleitete es anschließend die militärischen Auseinandersetzungen in der Region. Mit der Niederlage der Kreuzfahrer bei der Schlacht von Hattin 1187 geriet das in Jerusalem bewahrte Kreuz in die Hände der Muslime und ist seither verschollen.

Die in Konstantinopel erhaltenen Kreuzreliquien gerieten in die Auseinandersetzungen des chaotischen 4. Kreuzzugs von 1202-04, der gegen die christliche Hauptstadt des byzantinischen Reichs umgeleitet wurde. Vor allem französische und venezianische Heere plünderten die Stadt vollständig. Dabei wurde nach der Kölner Königschronik das dort erhaltene Stück des Kreuzes in Hunderte kleinster Splitter aufgeteilt, die sich in ganz Europa verbreiteten. Die größten unter den dafür geschaffenen Reliquienbehältern (Staurotheken) sind die im Vatikan, auf dem Berg Athos, in Brüssel, Venedig und Gent Paris und Limburg. Bis heute werden in den katholischen Kirchen am Karfreitag Nachbildungen des Kreuzes Christi gezeigt und verehrt, zahlreiche Kirchengebäude sind dem Heiligen Kreuz geweiht.

Unser Gesprächspartner: Ansgar Puff wurde am 21. September 2013 zum Weihbischof in Köln geweiht. Als Weihbischof ist er für den Pastoralbezirk Süd des Erzbistums Köln beauftragt. In Vertretung des Erzbischofs hält er dort den Kontakt zu den Gemeinden und Mitarbeitern, führt Visitationen durch und firmt die Jugendlichen. Der Pastoralbezirk Süd umfasst die Stadt Bonn, die Kreise Euskirchen und Altenkirchen sowie Rhein-Sieg- und Rheinisch-Bergischen Kreis mit insgesamt gut 600.000 Katholiken. Als Bischofsvikar ist Ansgar Puff für die Armen und die Caritas zuständig. Mehr zu Weihbischof Ansgar 

Montag, 14.09.2020