Ein Täubchen in Ehren

von Johanna Risse

Donnerstag, 28.05.2020

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Heiliggeistkrapfen, Foto: thekitchenlioness.com

Wenn am kommenden Wochenende viel von Taubenvögeln die Rede ist, dann nicht, weil die Rassegeflügelzüchter tagen. Die Taube als Symbol des Hl. Geistes kommt oft in der Bibel vor – und unsere "Küchenlöwin" aus Bonn hat das passende Rezept...

INFO: Unsere „Küchenlöwin“ Andrea Mohr aus Bonn kennt viele fromme Rezepte und weil alles, was sie in Küche und Ofen zaubert, so lecker ist, veröffentlichen wir immer wieder gerne Rezepte von ihr, die gut ins Kirchenjahr passen. Kontakt: N. Andrea Mohr, E-Mail: nclndrmhr@gmail.com, Internet: http://kitchenlioness.blogspot.de. Nun aber zu ihrer Beschreibung zu dem Rezept:

„Heiliggeistkrapfen sind ein Festtagsgebäck, das speziell in Süddeutschland und auch in Österreich zu Pfingsten gebacken wird. In seiner runden, gekräuselten Form soll das Gebäck an die Flügel einer Taube, die ja ein Sinnbild für den Heiligen Geist ist, erinnern.

Die Heiliggeistkrapfen sind ein knuspriges Schmalzgebäck aus einfachen Zutaten. Der eher neutrale und nicht sehr süße Teig enthält nur wenige Zutaten und zwar Weizenmehl, Salz, etwas Anis und Vanille, sowie frische Sahne und Eigelb. Wenn man die Möglichkeit hat die Eier und die Sahne frisch vom Bauernhof zu holen, werden die Krapfen umso köstlicher.

Die Heiliggeistkrapfen werden nach dem Ausrollen des Teigs in heißem Fett ausgebacken und sofort mit einer in der Mitte des Teiges senkrecht angesetzten Gabel im Uhrzeigersinn gedreht. Dadurch entsteht (mit etwas Phantasie) eine Taube, das Zeichen für den Heiligen Geist. Nach dem Erkalten werden sie großzügig mit Puderzucker bestreut. Die Krapfen lassen sich wegen ihres Fettgehalts sehr gut aufbewahren. Man legt sie am besten in eine gut schließende Dose und deckt sie lagenweise mit Pergamentpapier ab. Wenn man sie aufbewahren möchte, sollte man sie erst kurz vor dem Verzehr mit Puderzucker bestreuen. Sie schmecken besonders gut zu einer Tasse Kaffee oder Tee. Gegessen werden sie traditionell gemeinsam, indem sich jeder am Tisch ein Stück von dem köstlichen Gebäck abbricht.

Die Windungen im Teig der Krapfen die durch das schnelle Ausbacken in sehr heißen Fett entstehen, sollen die 7 Gaben des Heiligen Geistes darstellen - es sind die Gaben der Weisheit, der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis, der Stärke, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht.

Rezept: Heiliggeistkrapfen (für 10 Krapfen)

Zutaten
250g Weizenmehl (Type 405), plus etwas für die Arbeitsfläche
1 Prise Salz, fein
½ TL Anis, gemahlen
8g Bourbon Vanillezucker
125ml Sahne
5 Eidotter (M), Bio- oder Freilandhaltung
1 EL Rum
Pflanzenfett, Butterschmalz oder Öl zum Ausbacken
Puderzucker (nach Geschmack)

Zubereitung
Für die Heiligengeistkrapfen das Mehl mit dem Salz, Anis und Vanillezucker vermengen.
Die Eidotter mit der Sahne verrühren, zur Mehlmischung geben und zu einem glatten Teig verkneten.
Das Ganze auf der Arbeitsfläche mit ein wenig Mehl zu einem glatten Teig kneten. Zu einer dicken Rolle formen, in Folie einwickeln und 1 Stunde ruhen lassen.
Dann von der Rolle kleine Stücke abschneiden und diese zu hauchdünnen Kreisen ausrollen – der ausgerollte Teig sollte so dünn wie Strudelteig sein. Die Teigkreise auf ein bemehltes Küchentuch legen und jeweils abdecken bis der Teig verarbeitet ist.
Inzwischen das Fett schmelzen lassen. Die Teigkreise ins auf ca. 160 °C erhitzte Fett geben, mithilfe von zwei Holzlöffeln in die Teigkreise während des Backens Windungen hineindrehen, dann den Krapfen umdrehen und ca. 2 Minuten auch auf der zweiten Seite goldbraun backen – der Krapfen ist schnell ausgebacken und wird schnell zu dunkel.
Nach dem Abtropfen und Auskühlen die Heiligengeistkrapfen mit Puderzucker bestreuen.“

Das Pfingstfest: Pfingsten (von Griechisch: „pentecoste”, der Fünfzigste) bezeichnet den 50. Tag nach Ostern. An ihm empfingen die Jünger im Abendmahlssaal von Jerusalem den Heiligen Geist - so berichtet es die Apostelgeschichte. Die mutlos und ängstlich zurückgezogenen Jünger Jesu gingen nach dem Kommen des Heiligen Geistes in „Sturm und Feuer” mit neuer Begeisterung auf die Menschen zu, um ihnen die „Frohe Botschaft” zu verkündigen. Pfingsten, das Fest der Geistsendung, gilt als „Geburtstag” der Kirche. In der Kunst erscheint der Geist im Zeichen der Taube, in Sturm und Feuer. Mit dem Pfingstfest endet die Osterzeit, das Fest ist in Deutschland wie Weihnachten und Ostern besonders hervorgehoben durch einen zweiten Feiertag, den arbeitsfreien Pfingstmontag.
Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten. Der Heilige Geist, die „Dritte Person” Gottes (die hebräische Bezeichnung für Gottes Geist ist weiblich) umschreibt gleichsam die „Innenseite” Gottes (Atem, Hauch) und gleichzeitig auch seine „kommunikative Seite”: Er bringt den Menschen zum Leben – wie bei der Erschaffung des Menschen. Heiliger Geist ist die Weise, in der Gott „im Menschen” wohnen kann, ihn beseelt, entflammt, vitalisiert, dynamisiert, begeistert. Dieser Glaube kommt im „Großen Glaubensbekenntnis” zum Ausdruck: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird.”
Die Apostelgeschichte berichtet, wie die Jünger Jesu durch das Pfingstwunder „mit Heiligem Geist erfüllt wurden und begannen, mit anderen Zungen zu reden”. Das so genannte Sprachenwunder will darauf hinweisen, dass die Verkündigung der Botschaft von Jesus Christus sprachübergreifende Bedeutung für die ganze Welt hat. Lukas beschreibt das Pfingst-Ereignis in der Apostelgeschichte im zweiten Kapitel: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie (die Jünger) waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.” In Jerusalem lockt dieses seltsame Ereignis eine neugierige Menschenmenge an, Juden aus allen möglichen Landesteilen, viele aus der Diaspora, darunter Ägypter, Römer, Kreter oder Araber, geraten „außer sich vor Staunen”, denn jeder hört die Jünger plötzlich in seiner Muttersprache reden, versteht auf wundersame Weise, was gesprochen wird. Pfingsten wird damit als Wunder Grenzen überschreitenden Verstehens beschrieben.

Donnerstag, 28.05.2020