Familienvater wird Priester

von Stefan Klinkhammer

Freitag, 06.06.2025

Thomas Kuhn aus Dorsten wird am Pfingstsonntag in Münster zum Priester geweiht. Foto: Bischöfliche Presse-stelle/Michaela Kiepe
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Thomas Kuhn aus Dorsten wird am Pfingstsonntag in Münster zum Priester geweiht. Foto: Bischöfliche Presse-stelle/Michaela Kiepe

Pfingsten steht vor der Tür und ist für viele traditionell ein langes Wochenende. Ebenso traditionell ist an Pfingsten in der katholischen Kirche die Priesterweihe. In Münster wird dieses Jahr Thomas Kuhn geweiht, ein zweifacher Familienvater...

INFO: (pbm/mek). Am Pfingstsonntag, 8. Juni, empfängt Thomas Kuhn im St.-Paulus-Dom in Münster die Priesterweihe – ein Moment, der für den 54-Jährigen nicht nur ein geistlicher Höhepunkt, sondern auch ein sehr persönlicher Schritt ist. Begleitet wird er dabei von seinen Zwillingstöchtern (32) und seinem Sohn (30). „Es ist sicher kein gewöhnlicher Lebensweg, den ich gegangen bin“, sagt Kuhn und fügt lachend hinzu: „Hätte mir das jemand vor 30 Jahren erzählt, hätte ich ihn für verrückt erklärt.“

Aufgewachsen in Dorsten, engagierte sich Kuhn in der Jugendarbeit der Pfadfinder. Nach einer Ausbildung zum Elektroinstallateur folgte der Wechsel zum Erzieherberuf. Das Soziale lag ihm mehr am Herzen als das Handwerk. Gemeinsam mit seiner Frau Jutta und den eigenen Kindern arbeitete er als Außenstelle der Caritas Duisburg. Über 20 Jahre hinweg nahm die Familie immer wieder Kinder mit besonderem Bedarf auf. „Wir mussten immer mit Überraschungen leben, denn bei ihnen war neben ihrer schwierigen Kindheit nicht klar, was sie bereits im Leben geprägt hatte“, erinnert sich Kuhn. „Aber wir waren ein eingespieltes Team. Jeder brachte seine Stärken ein – das hat uns getragen.“

Sein Glaube war stets ein fester Anker. 2012 empfing Kuhn die Weihe zum Ständigen Diakon mit Zivilberuf. Durch die familiäre Struktur konnte er in seiner Pfarrei St. Agatha in Dorsten Dienste übernehmen, die andere zeitlich nicht leisten konnten wie etwa Beerdigungen. Doch dann veränderte sich das Leben der Familie, denn 2016 starb seine Frau nach schwerer Krankheit. „Der Glaube hat uns durch diese Zeit getragen“, sagt Kuhn. „Die Gewissheit, dass das Leben nicht endet, sondern verwandelt wird, hat uns Kraft gegeben.“

Ein paar Wochen nach dem Tod seiner Frau zog sich Kuhn für einige Zeit in ein Benediktinerkloster in Salzburg zurück. Dort nahm er sich Zeit zum Trauern und sortierte seine Gedanken. „Ich habe gespürt, dass da noch mehr ist. Aber den Gedanken habe ich im Alltag wieder verdrängt“, gibt er zu. Doch blitzte eine Frage immer wieder auf: „Was hat Gott mit mir vor?“ Ein langer Spaziergang brachte schließlich Klarheit. Der Gedanke, Priester zu werden, war nicht neu, aber nun war er reif. „Ich habe es mit meinen Kindern und meiner Mutter besprochen. Ihre Reaktionen haben mich überrascht: Sie hatten es geahnt. Und sie standen hinter mir.“

2021 bewarb sich Kuhn im Priesterseminar Borromaeum in Münster und begann später dort seine Ausbildung. Es folgten ein Gemeindepraktikum in Damme, ein Studienjahr an der Universität, Unterricht an der Hildegardisschule und pastorale Kurse. Vieles war ihm vertraut, denn als Ständiger Diakon hatte er bereits zahlreiche Trau- und Trauergespräche geführt, Beerdigungen geleitet und am Altar assistiert. „Ich bringe eine gewisse Gelassenheit und Routine mit“, sagt er. „Und ich sehe mich als modernen Konservativen – verwurzelt im Glauben, offen für die Menschen.“

Seine letzte Ausbildungsstation führte ihn nach Lüdinghausen und dorthin wird er auch als Kaplan zurückkehren. „Ich freue mich, dort anzukommen. Eine Wohnung habe ich schon.“ Konkrete Schwerpunkte gibt es noch nicht, aber Kuhn kann sich gut vorstellen, integrativ zu arbeiten. Sicherlich werde er vor allem in Lüdinghausen und Seppenrade tätig sein, doch auch den pastoralen Raum mit Nordkirchen, Olfen, Selm und Senden möchte er in den Blick nehmen. „Ich finde es wichtig, nach vorn zu schauen und den Weg zu wagen.“

Nach der Weihe freut er sich schon auf seine Primiz in Dorsten. Seine Töchter werden im Chor singen und er ist gespannt, wer alles in der Kirche sein wird. „Das wird eine bunte Mischung“, sagt er mit einem Lächeln. Auf seinem Primizzettel steht der Satz aus der Regel des heiligen Benedikt „Damit in allem Gott verherrlicht werde.“ Die Vorderseite ziert ein Motiv der Osterkerze der Pfarrei von 2012 – gestaltet von seiner Frau Jutta. Ein Symbol für das, was ihn trägt: Glaube, Familie, Gemeinschaft – und die Hoffnung, dass jeder Weg, so ungewöhnlich er auch sein mag, seinen Sinn hat.

Fünf katholische Neupriester in Nordrhein-Westfalen 2025: In den fünf katholischen Bistümern Nordrhein-Westfalens empfangen in diesem Jahr fünf Männer die Priesterweihe. Im vergangenen Jahr waren es sieben Neupriester. In den Jahren davor lagen die Zahlen im unteren zweistelligen Bereich.

Am 7. Juni empfängt in Paderborn ein Mann (2024: drei) die Weihe. Am selben Tag wird auch in Aachen wie schon im Jahr zuvor ein Kandidat geweiht. In Essen steht wie 2024 keine Weihe an. Nachdem es in Münster zwei Jahre in Folge keine Weihe gab, empfangen dort nun zwei Männer an Pfingsten das Sakrament. In Köln findet die Weihe erst am 27. Juni statt, diesmal mit nur einem Kandidaten (2024: drei).

Die Priesterweihen zählen zu den bestbesuchten Gottesdiensten in den Kathedralkirchen. Daran nehmen Familien und Freunde der Weihekandidaten, Wegbegleiter und bereits geweihte Priester teil. Das Priesteramt in der katholischen Kirche können in der Regel nur unverheiratete Männer ausüben. Die Weihe gilt als Sakrament und wird von einem Bischof durch Handauflegung und Gebet gespendet. In vier der fünf Diözesen finden die Weihen traditionell rund um das Pfingstfest statt. (KNA)

Freitag, 06.06.2025