Internationaler Männertag

von Stefan Klinkhammer

Montag, 20.11.2023

Logos Sozialdienst katholischer Männer (SKM), Männertelefon, Männertag, Collage: KIP
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Logos Sozialdienst katholischer Männer (SKM), Männertelefon, Männertag, Collage: KIP

Sie sollen stark sein, erfolgreich, kinderlieb und gute Köche. Es gibt Männer, die fühlen sich durch heutige Ansprüche überfordert. Und es gibt Männer, die darunter leiden, dass sie in alten Rollenbildern festhängen. Wie soll er denn sein, der neue Mann?

INFO: Gestern war Internationaler Männertag, 1999 in Trinidad und Tobago eingeführt und jährlich am 19. November auf dem Kalender. Ziele des von den Vereinten Nationen unterstützten Tages: Auf Männer- und Jungen-Gesundheit aufmerksam zu machen, das Verhältnis der Geschlechter verbessern, Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern und männliche Vorbilder zu zeigen, aber auch Benachteiligungen von Männern und Jungen in den Bereichen Gesundheit, Familienrecht, Bildung und Medien deutlich zu machen. Mehr: https://internationalmensday.com/

Aber auch immer mehr von Gewalt betroffene Männer in Deutschland suchen sich offenbar Hilfe. So wurden im vergangenen Jahr 421 Männer als Betroffene bei einer Männerschutzeinrichtung (MSE) registriert, wie die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) Anfang November 2023 in Dresden mitteilte. Das entspreche einem Plus von rund 67 Prozent zum Vorjahr (251 Männer). Deutschlandweit gibt es derzeit zwölf derartige Einrichtungen. Von den 99, die zeitweise in eine MSE eingezogen sind, waren die meisten (25 Personen) demnach zwischen 30 und 39 Jahre alt, 21 Bewohner zwischen 20 und 29 Jahren sowie 11 Bewohner 18 oder 19 Jahre. Über die Hälfte der Bewohner (53,5 Prozent) habe die deutsche Staatsangehörigkeit besessen. Genau ein Drittel blieb bis zu einem halben Jahr, knapp ein Viertel bis zu drei Monaten und rund 20 Prozent bis zu einem Monat. Nach einer Woche zogen etwa 13 Prozent wieder aus, hingegen lebten gut 8 Prozent sogar bis zu einem Jahr in einer Einrichtung.

Unterschiedlich sei auch die Art von Gewalt, die die Männer zuvor erfuhren, wobei es bei vielen mehrere Gewaltformen kombiniert seien. Fast alle MSE-Bewohner (97 Prozent) berichteten demnach, psychische Gewalt erlitten zu haben, rund 72 Prozent gaben auch körperliche Gewalt an. Etwa 7 Prozent berichteten demnach, Opfer sexualisierter Gewalt geworden zu sein. In knapp der Hälfte der Fälle (45,2 Prozent) sei die Gewalt von der Partnerin oder dem Partner ausgegangen, in 20 Prozent der Fälle von einem oder beiden Elternteilen. Rund 6 Prozent berichteten von Gewalt durch Geschwister, zwei Männer erfuhren demnach Gewalt durch eigene, erwachsene Kinder.

Männerhilfetelefon: 0800 / 1239900, www.maennerhilfetelefon.de.

Männerarbeit des SKM Rheydt: Der SKM Rheydt e.V., ein Fachverband der Caritas, setzt sich seit über 90 Jahren für Benachteiligte ein. Unter dem Motto „Schutz bieten – Kraft geben – Mensch sein“ bietet er neben der Arbeit für Kinder, Jugendliche, Familien, Flüchtlinge und Personengruppen in besonderen Lebenslagen auch geschlechtsspezifische Angebote für Männer, die Rat und Hilfe suchen. Themen der Männerarbeit sind Umgang mit Gewalt, eigene Opfererfahrungen, Lebens-, Sinnkrisen und Krisenverhalten, Probleme in Beziehung und Partnerschaft, Probleme im familiären Umfeld, berufliche Schwierigkeiten, Depressionen und Burn-Out, Krankheit und Gesundheitsfürsorge, Sexualität. Die Arbeit geschieht unabhängig von Religion, Nationalität, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Stand. Um auch für sie Schutzräume zu schaffen, haben die Ortsverbände des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) in Düsseldorf und Köln 2020 analog zu den Frauenhäusern das Projekt „Freiraum für Männer“ ins Leben gerufen. Von Gewalt betroffenen Männern werden im Verbund verschiedener SKM-Ortsverbände in Düsseldorf, Köln, Warendorf und im Kreis Heinsberg Gewaltschutz-Plätze angeboten. Inzwischen sind insgesamt 14 der insgesamt 27 Plätze in katholischer Trägerschaft. Durch Krisenberatung werden sie im Lebensalltag, bei Behördenangelegenheiten und beim Übergang von der Gewaltschutzwohnung bis hin zur Verselbstständigung in die eigene Wohnung begleitet. Die Unterbringung in der Wohnung ist auf rund drei Monate angelegt.

Adresse: Waisenhausstr. 22, 41236 Mönchengladbach, Eingang B, Beratungszeiten: nach Vereinbarung, Termine vorwiegend dienstags von 10:00 – 13:30 Uhr und freitags von 10:00 – 12:30 Uhr. Gruppenangebote: verschiedene Gruppenangebote wie die freizeitorientierte Erlebnisrally, den Männerstammtisch, den Männergesprächskreis (Flyer) und Männerabende zusammen mit dem SKM Krefeld, der Männerseelsorge des Bistums Aachen und dem Kath. Beratungszentrum in Mönchengladbach. Die Termine werden unter „Veranstaltungen“ auf der Webseite und meist auf Facebook veröffentlicht.

Ansprechpartner: Christoph Föhles, Dipl.-Sozialarbeiter, Krisen- und Gewaltberater für Jungen und Männer, Tel. 02166 / 130 97 30, E-Mail: c.foehles@skm-ry.de; Andreas Hesse, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge (B.A.), Freiraum – Gewaltschutzwohnung für Männer, Tel. 02166 / 130 97 19, E-Mail: a.hesse@skm-ry.de. Der Flyer der Männerarbeit des SKM Rheydt kann hierheruntergeladen werden. Internet: skm-ry.de.

Mehr: Männerarbeit im SKM Rheydt, Krisen- und Gewaltberatung für Jungen und Männer, Freiraum – Gewaltschutzwohnung für Männer, Männergesprächskreis im SKM Rheydt, Flyer hier

Unser Gesprächspartner: Björn Süfke, einer der wenigen Männertherapeuten in Deutschland, zeigt nicht nur in seinem Buch „Männer: Was es heute heißt, ein Mann zu sein” schonungslos, aber mitfühlend die heutigen Krisen des Mann-Seins auf: die Orientierungslosigkeit von Jungen und Männern, die Doppelanforderung im Hinblick auf Partnerschaft, Kind & Karriere und das Nicht-Ernstnehmen von Vätern. Er plädiert für eine vollständige Gleichstellung von Vätern bei der Erziehungsarbeit, damit die nachfolgende Generation – vor allem Jungen – auch mit männlichen, emotional präsenten Identifikationsfiguren aufwachsen kann. Auch müsse es in unserer Gesellschaft möglich werden, über männliches Leid zu sprechen, ohne ausgelacht oder in einen unwürdigen Geschlechterkampf hineingezogen zu werden.

Dass das traditionelle Verständnis von Männlichkeit im Zerfall begriffen ist, ist für Süfke eine positive und notwendige Entwicklung. Denn dieses Bild von Männlichkeit, mit seinem expliziten Verbot von Gefühlen, hat verheerende Konsequenzen für Männer in puncto Gesundheit, Beziehungen, Sexualität, Gewalt und psychischem Wohlergehen. In „Männer. Erfindet. Euch. Neu.“ fordert Süfke die Männer daher auf, sich von den Ansprüchen der Gesellschaft, den traditionellen wie den modernen, loszusagen und ihre eigene Männlichkeit „neu zu erfinden“. Und er appelliert an die Frauen, diese Veränderungen auch wirklich zuzulassen. Denn nur so werden wir letztlich alle profitieren: durch Partner- und Elternschaft auf Augenhöhe und eine wahrhaft gleichberechtigte Gesellschaft.

Björn Süfke, Jahrgang 1972, lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Bielefeld, wo er von 1992 an Psychologie studiert hat. Seit 1998 ist er als Männerberater tätig. Darüber hinaus hält er Vorträge zu Männerthemen und bietet Fortbildungen im Gesundheits- und Beratungsbereich, an Hochschulen und Ausbildungsinstituten an. Mehr Informationen auf www.maenner-therapie.de

Montag, 20.11.2023