Karwoche: Gottesdienste im Cyberspace

von Manfred Rütten

Donnerstag, 09.04.2020

Pfarrer auf einem Handy-Bildschirm
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Ein gutes Smartphone, guten Ton und ein paar Helfer - mehr braucht es heute nicht mehr, um einen Gottesdienst oder eine Andacht im Netz zu übertragen. (Foto: Pixabay/Collage: M.Rütten)

In der gerade laufenden Karwoche mit Gründonnerstag, Karfreitag und dem anschließenden Osterfest sind die Kirchen normalerweise gut gefüllt. Aber diesmal müssen sie wegen Corona alle geschlossen bleiben. Das hat aber auch seine guten Seiten …

Schon lange gab es in der Kirche nicht mehr so einen Aufbruch wie derzeit – Corona sei Dank. Seit das Virus grassiert und alle Gotteshäuser geschlossen bleiben müssen, veranstalten Kirchenkreise und gemeinden ihre Gottesdienste jetzt kurzerhand im Internet. Sehr zur Freude von Ralf Peter Reimann, dem Internetkoordinator der Evangelischen Kirche im Rheinland. Deren Online-Redaktion hat ein Video mit vielen Streaming-Tipps für Einsteiger veröffentlicht, um die Gemeinden dabei zu unterstützen.

Was noch vor wenigen Jahren nur für Nerds und kirchliche Pioniere interessant war, wird plötzlich zum Massenphänomen, sagt Reimann: "Die Technik, die benötigt wird, um einen Gottesdienst zu streamen, ist mittlerweile sehr einfach geworden - im einfachsten Falle geht das mit einem Handy, das ich dann auf ein Stativ stelle, man muss noch gucken, dass der Ton gut ist, und dann kann ich einen Gottesdienst live verbreiten."

Genau das tun mittlerweile Tausende von Gemeinden in ganz Deutschland. Auch, weil sich das Denken bei Kirche geändert hat, so Internet-Pastor Ralf Peter Reimann: "Während wir früher viel überlegt haben, was nicht geht, was man alles beachten muss, ist jetzt auf einmal der Drive da zu sagen, wie können wir es hinbekommen?" Die rasante Entwicklung ist auch durch externe Faktoren begünstigt worden. Verwertungsgesellschaften wie die GEMA oder die VG Wort, die Urheberrechte schützen, seien den Kirchen kulant entgegengekommen, so Reimann: "Auch von den Landesmedienanstalten hören wir: Solange das nur Gottesdienst ist, der während der Corona-Pandemie übertragen wird, fällt er nicht unter den Rundfunkbegriff. Und das finde ich schon toll, wie eben Menschen und auch Institutionen auf Gelingen Sachen machen wollen."

Die Nutzer belohnen das kirchliche Engagement im Netz: Statt 50 Leute beim Gemeindegottesdienst in der Kirche sind im Internet auf einmal 500 dabei. Und wenn der Gottesdienst LIVE gestreamt wird, können sie sogar mitmachen, sagt Ralf Peter Reimann: "Über Internet können sie z.B. Fürbitten stellen, die dann im Gottesdienst verlesen werden." Auch die Kommentarfunktion in den Sozialen Medien könne man als Feedback-Kanal nutzen.

Donnerstag, 09.04.2020