Münster liegt am Amazonas

von Stefan Klinkhammer

Montag, 23.11.2020

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Johannes Bahlmann, Bischof von Óbidos in Brasilien, heute Abend im Online-Gesprächsabend, Foto: Florian Kopp / ADVENIAT

In der Urwalddiözese von Johannes Bahlmann ist jetzt ein zweites Krankenhausschiff auf dem Amazonas im Einsatz. Der Bischof aus dem Bistum Münster lebt seit fast 40 Jahren in Brasilien und diskutiert heute online mit Aktiven von „Fridays for Future“...

INFO: In der Amazonas-Region sind nach Angaben des kirchlichen Amazonas-Netzwerks REPAM bisher fast 35.000 Menschen an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben, daneben seien insgesamt 1.432.102 bestätigte Infektionen registriert. Die Daten basierten auf Angaben der Gesundheitsbehörden in Kolumbien, Peru, Ecuador, Bolivien, Brasilien, Surinam und Guayana, teilte der lateinamerikanische Bischofsrat CELAM am Wochenende auf seiner Internetseite mit.
Auch Bischof Bernardo Johannes Bahlmann schaut mit großer Sorge auf die Lage in seiner Urwalddiözese Óbidos am Amazonas. Bahlmann, der gebürtig aus Visbek im Oldenburger Teil des Bistums Münster stammt und seit fast 40 Jahren in Brasilien lebt, kritisiert in diesem Zusammenhang die staatlichen Behörden. Wegen den Kommunalwahlen werde das Einhalten der Maßnahmen nicht streng genug kontrolliert. „Keine Partei möchte Wähler verlieren“, so Bahlmann, der im vergangenen Jahr Teilnehmer der Amazonas-Synode im Vatikan war.
Doch er ist dankbar und froh, dass jetzt ein zweites Krankenhausschiff auf dem Amazonas im Einsatz ist. Es ist dem verstorbenen Papst Johannes Paul II. gewidmet, nachdem das erste Hospitalschiff auf den Namen „Papa Francisco“ getauft worden war. „Mit dem ehemaligen Hängemattenboot haben wir nun mehr Platz und weitere Behandlungszimmer für die Patienten“, erklärt der Bischof von Óbidos. Zudem könnte nun auch das Personal auf dem Schiff untergebracht werden. Damit soll nun die medizinische Versorgung der indigenen Völker in den abgelegenen Gebieten noch weiter verbessert werden. In der zurückliegenden Woche wurde in Manaus bereits der Bau eines dritten Krankenhausschiffes mit dem Namen João XXIII. (Papst Paul XXIII.) beschlossen.

Heute Debatte in Münster online: Am Montag, 23. November, wird Bischof Bernhard Johannes Bahlmann Gast bei einem Online-Gesprächsabend sein, zu dem die katholische Akademie Franz Hitze Haus in Kooperation mit dem Lateinamerika-Hilfswerk „Adveniat“ und der Fachstelle Weltkirche des Bistums Münster einlädt. Unter dem Thema „Kein Regenwald? Keine Zukunft!“ stellt sich Bahlmann gemeinsam mit der Landschaftsökologin Leandra Praetzel von „Fridays for Future“ aus Münster von 18.30 bis 21 Uhr dem Gespräch zur doppelten Herausforderung von Armutsbekämpfung und dem Schutz der Regenwälder. Die Veranstaltung wird digital über die Videoplattform Zoom durchgeführt. Anmeldungen sind über den Link https://www.franz-hitze-haus.de/info/20-534möglich. Nach erfolgreicher Anmeldung erhalten die Teilnehmenden die Zugangsdaten zur Veranstaltung per Mail.

Unser Gesprächspartner: Pater Johannes Bahlmann OFM, geboren am 10. Dezember 1960 in Visbek im Bistum Münster, ist Franziskaner und römisch-katholischer Bischof von Óbidos im Bundesstaat Pará im Nordosten Brasiliens. Er studierte nach der landwirtschaftlichen Ausbildung in Friesoythe und Visbek Agraringenieurwesen, arbeitete in den USA und schloss sich in Brasilien 1983 der Ordensgemeinschaft der Franziskaner an. Nach Studium der Theologie und Philosophie legte er 1991 die Profess ab und wurde 1997 zum Priester geweiht. Ab 2001 war er Leiter der Franziskanerprovinz der Unbefleckten Empfängnis in São Paulo sowie die Koordination der franziskanischen Sozialwerke SEFRAS in São Paulo, wurde 2009 von Papst Benedikt XVI. zum Prälaten von Óbidos ernannt und empfing die Bischofsweihe im St.-Paulus-Dom zu Münster. Seit Erhebung der Territorialprälatur zum Bistum am 9. November 2011 ist er dessen erster Diözesanbischof. Mehr zum Bistum: http://www.partnerschaft-obidos.bistum-wuerzburg.de/index.html

Montag, 23.11.2020