Nikodemus: Glaube braucht Bewegung!

von Christof Beckmann

Dienstag, 07.06.2022

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Echternach und P. Dr. Nikodemus Claudius Schnabel OSB, Collage: KiP

Heute springen sie wieder bei der Echternacher Springprozession herum. Warum auch nicht? „Glaube ist nicht nur eine intellektuelle Auseinandersetzung“, sagt Pater Nikodemus aus Jerusalem: „Glaube braucht Bewegung.“

INFO: Echternach im Großherzogtum Luxemburg war seit dem Ende des 7. Jahrhunderts ein wichtiger Ort für die Ausbreitung des Christentums. Der Ort mit seiner ehemaligen Reichsabtei ist Begräbnisstätte des Heiligen Willibrord. Der 658 in Northumbrien geborene angelsächsischen Missionar kam als Oblate ins Kloster Ripon, war Einsiedler, ging mit 20 Jahren ins Kloster Rathmelsigi nach Irland und wurde 688 zum Priester geweiht.

Wie viele seiner geistlichen Landsleute suchte er in der „peregrinatio“ als Wandermissionar seine Bestimmung und erreichte 690 mit 11 Gefährten den europäischen Kontinent. Unter dem Schutz des Franken Pippin II. predigte er unter den Friesen und sicherte sich 695 auf zwei Romreisen die Unterstützung des Papstes. Von Papst Sergius I. wurde er zum Erzbischof von Utrecht geweiht und erhielt 698 von Äbtissin Irmina in Trier ein Gut in Echternach, wo er ein Kloster gründete. Reisen führten bis nach Dänemark und Thüringen, auch Winfrid/Bonifatius, der spätere „Apostel der Deutschen“, war 719 zunächst fast drei Jahre bei ihm. Willibrord starb mit 81 Jahren am 7. November 739 und wurde in Echternach beigesetzt.

Sein Grab zog bald sehr viele Pilger an und um 800 wurde eine große Kirche gebaut. Legenden und Wunder verbreiteten seine Verehrung in viele Regionen Europas, von wo immer noch Pilger auch zur Springprozession kommen – so aus Belgien, Holland und vom Niederrhein. Sie soll um das Jahr 1000 entstanden sein und findet jährlich am Pfingstdienstag statt. Das Erzbistum Luxemburg rechnet in diesem Jahr mit besonders großem Zuspruch an der außergewöhnlichen Prozession, nachdem die Wallfahrt zwei Jahre wegen der Pandemie ausfiel, wie ein Sprecher des Erzbistums am Mittwoch mitteilte. Erwartet werden rund 10.000 bis 15.000 Teilnehmende, darunter etwa zwei Drittel Springende.

2010 wurde die „Procession Dansante“ von der Unesco als „Immaterielles Weltkulturerbe“ anerkannt. Aus Deutschland kommen Wallfahrer seit Hunderten von Jahren aus der Region der Städte Prüm und Waxweiler in die alte Abteistadt. Jeder ist herzlich willkommen - man muss sich nicht anmelden. Internet: http://www.springprozession.com/, mehr: www.cathol.lu

Der Willibrordus-Bauverein Echternach lädt am 7. Juni 2022 wieder in die Abteistadt und bittet in Anbetracht der großen Teilnehmeranzahl, dass nicht alle Musik- und Pilgergruppen am Anfang der Prozession aufgestellt werden können und vor 14 Uhr keine zusätzlichen Aktivitäten von Gruppen zu planen. Die Organisatoren bitten, den traditionellen und religiösen Charakter der Prozession zu wahren und sich an eine angemessene Kleiderordnung zu halten. Hier das Programm:

 

Pfingstsonntag, 5. Juni 2022

10.30 Uhr: Feierliches Hochamt

16.00 Uhr: Vesper, gesungen von der „Schola Willibrordiana“

Pfingstmontag, 6. Juni 2022

09.00 Uhr: Willibrordusmesse in der Krypta

20.00 Uhr: FEIERLICHE ERÖFFNUNGSANDACHT

Pfingstdienstag, 7. Juni 2022

05.15 Uhr: Eintreffen der Teilnehmer der Route-Echternach-Sternwallfahrt
05.30 Uhr: Messe für die Teilnehmer der Route-Echternach
06.45 Uhr: Gemeinschaftsmesse in der Krypta

07.30 Uhr: Echternacherbrück: Empfang der Pilger von Grossprüm und Waxweiler durch den Vorstand des Willibrordus-Bauvereins. Die Pilger werden in geschlossener Prozession zur Basilika geleitet.

08.00 Uhr: PONTIFIKALKONZELEBRATION IN DER BASILIKA

Ab 08.30 Uhr: Aufstellen der Prozession für die Gruppen A-J und 1-10 im Ehrenhof der Abtei

09.15 Uhr: Ansprache von Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg

09.30 Uhr: BEGINN DER SPRINGPROZESSION: Die Springgruppen 11-37 finden sich im Abteihof ein und stellen sich zu den ihnen zugeordneten Musikgesellschaften auf.

13.00 Uhr: Voraussichtliches Eintreffen der letzten Springergruppen in der Basilika
SCHLUSSANDACHT, anschließend: HL. MESSE IN DER BASILIKA

15.15 Uhr: Lof en zegen van’t Sacrament (St. Willibrordus parochie Eisden en Willibrordus Vrienden van Limburg)

 

Unser Gesprächspartner: Pater Dr. Nikodemus Schnabel OSB, 1978 geboren als Claudius Schnabel in Stuttgart, studierte nach dem Abitur 1998 am Fuldaer Domgymnasium an der Theologischen Fakultät Fulda, anschließend in Jerusalem, Münster und München, Münster und Wien. 2000/2001 Teilnehmer am Theologischen Studienjahr in der deutschsprachigen Abtei „Dormitio Beatae Mariae Virginis“ auf dem Jerusalemer Zionsberg, der er sich nach dem Studium 2003 als Mönch anschloss. Nach Profess 2004 und Weihe zum Diakon 2009 übernahm er 2011 die Leitung des 1908 gegründeten „Jerusalemer Institutes der Görres-Gesellschaft” (JIGG). Im September 2013 empfing er die Priesterweihe durch den Lateinischen Patriarchalvikar für Jerusalem, Bischof William Schomali. 2103 wurde er mit einer liturgiewissenschaftlichen Arbeit an der Universität Wien promoviert; 2014 mit dem Dissertationspreis der Katholischen-Theologischen Fakultät der Universität Wien ausgezeichnet. Nikodemus Schnabel war Subprior, ist Zeremoniar und Rector ecclesiae der Dormitio, Auslandsseelsorger für die deutschsprachigen Katholiken in Israel und Palästina sowie Pressesprecher seines Klosters. Von 2016 bis 2018 wirkte er als Prior-Administrator der Abtei und 2018/19 als Berater im Referat „Religion und Außenpolitik“ im Auswärtigen Amt in Berlin. Nach Aufenthalt im belgischen Benediktinerprioriat Saint-André de Clerlande ist P. Schnabel seit Sommer 2020 für das Theologische Studienjahr Jerusalem zuständig, das nach Rom verlegt wurde. Am 2. Juli 2021 ernannte ihn der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa OFM, zum Patriarchalvikar für die Migrantenseelsorge des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem.

Kontakt: P. Dr. Nikodemus Claudius Schnabel OSB, Latin Patriarchal Vicar for Migrants and Asylum Seekers in Israel, Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft (JIGG)/ Delegierter von Sant'Anselmo und Studienpräfekt für das Theologische Studienjahr Jerusalem, Dormition Abbey, Mount Zion, P.O.B. 22, 9100001 Jerusalem, ISRAEL, mobile: +972-54-946-7505. E-Mail: nikodemus@dormitio.net, www.dormitio.net, www.paternikodemus.de, twitter.com/paternikodemus, facebook.com/nikodemusschnabel, instagram.com/paternikodemus

Dienstag, 07.06.2022