Overbeck: „Solidarisch durch die Krise“

von Christof Beckmann

Freitag, 22.01.2021

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Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, Foto: Nicole Cronauge, Bistum Essen

Angesichts der epochalen Veränderungen durch die Corona-Pandemie appelliert der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zu Besonnenheit und Solidarität. Er warnt davor, Ängste zu missbrauchen, um eigene politische Interessen zu verfolgen ... 

INFO: Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat in seinem „Wort zum Neuen Jahr 2021“zu einem besonnenen Umgang mit der Corona-Krise aufgerufen. Die Pandemie sei kein Weltuntergangs-Szenario, sondern ein innerweltliches Naturphänomen, dessen Schäden nur durch effektives Handeln begrenzt werden könne: „Umfassende Solidarität ist das Gebot der Stunde“, so der Bischof. Das bedeute, Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten und sich Menschen zuzuwenden, die unter Vereinsamung, Krankheit oder existenziellen Krisen leiden. Er habe Verständnis für Menschen, die sich derzeit Sorgen machen, doch dürften diese Ängste nicht dazu missbraucht werden, eigene politische Interessen zu verfolgen, so Overbeck: „Es ist auffallend, dass rechtspopulistische und rechtsextreme Bewegungen die Corona-Krise nutzen, um unsere Demokratie zu beschädigen.“ Wer die Gefahr des Virus leugne, von einer „Corona-Diktatur“ spreche oder Vergleiche mit der Zeit des Nationalsozialismus formuliere, befinde sich auf einem verantwortungslosen wie gefährlichen Irrweg. Die Corona-Krise selbst empfinde er als Prüfung, die gerade für Christen zu einer individuellen wie kollektiven Gewissenserforschung führen müsse: „Sind wir in der Lage, in Krisensituationen besonnen und solidarisch zu reagieren? Können wir uns für eine bestimmte Zeit einschränken, um damit auf Dauer das Gemeinwohl zu schützen und zu sichern? Sind unsere politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen stark genug, um diese Krise zu bewältigen? Haben die Menschen, die Verantwortung tragen, aber auch alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, genügend persönliche Reife und Stärke, um in dieser Ausnahmesituation angemessen zu handeln?“, fragt Overbeck. Die Krise sei auch eine Chance, das persönliche, gesellschaftliche und kirchliche Leben kritisch zu hinterfragen und im guten Sinne zu reformieren. 

Traditionell wird das Wort des Ruhrbischofs zum Neuen Jahr am Sonntag nach dem Dreikönigsfest, dem offiziellen Ende der Weihnachtszeit, in den Kirchen des Bistums Essen verlesen. Da derzeit viele Gottesdienste ausfallen, liegt die gedruckte Version des Bischofswortes laut Bistum Essen in den Kirchen zur Mitnahme aus. Zudem kann der Text (https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/overbeck-besonnen-und-solidarisch-durch-die-krise) auf der Internetseite der Diözese abgerufen werden.

Unser Gesprächspartner: Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, geboren 1964 in Marl, ist seit 2009 Bischof von Essen. Nach dem Theologiestudium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Rom wurde er am 10. Oktober 1989 durch Joseph Kardinal Ratzinger zum Priester geweiht, war Kaplan in Haltern und Domvikar am St. Paulus-Dom in Münster. Im Anschluss an die Promotion zum Dr. theol. übernahm er im Jahr 2000 die Leitung des Instituts für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster, war Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat im Bistum Münster und Heimleiter im Deutschen Studentenheim. 2007 wurde er zum Weihbischof in Münster ernannt, residierender Domkapitular und Regionalbischof der Region Münster-Warendorf. Nach dem Tod von Bischof Dr. Reinhard Lettmann war er bis 2009 Diözesanadministrator des Bistums und wurde am 20. Dezember 2009 als vierter Bischof von Essen eingeführt. Seit 2010 ist Bischof Dr. Overbeck als Vorsitzender der Bischöflichen Kommission Adveniat verantwortlich für das katholische Lateinamerika-Hilfswerk der Deutschen Bischofskonferenz und Mitglied der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, seit 2011 Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr und seit 2014 Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz. Als Delegierter der deutschen Bischöfe in der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) ist er seit 2018 tätig und gewählter Vizepräsident. Kontakt: Sekretariat Bischof Overbeck, Burgplatz 2, 45127 Essen, Tel. 0201 / 2204-201; Internet: www.bistum-essen.de.

Freitag, 22.01.2021