Paderborn: Faszination Gotik

von Christof Beckmann

Samstag, 15.09.2018

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Gotik-Ausstellung in Paderborn, Motiv vom Informationsflyer, Montage: KIP

Monumental und doch leicht, massig schwer und doch durchsichtig: Kirchen mit damals topmodernen gotischen Formen als das irdische Abbild des Himmlischen Jerusalem. Alles Wissenswerte dazu wird ab Ende nächster Woche in Paderborn gezeigt ...

INFO: Für die zeitliche Abfolge von Baustilen reicht der Blick ins Portemonnaie - über die Klassik (5 Euro) geht es zur Romanik (10 Euro) und Gotik (20 Euro), dann über die Renaissance (50), Barock und Rokoko (100) zur Eisen- und Glasarchitektur des 19. Jahrhunderts (200). Es werden keine bestimmten Bauwerke abgebildet, doch sind entscheidende Stilmerkmale erkennbar. Das Maßwerkfenster auf dem 20-Euro-Schein steht dabei für den in der Mitte des 12. Jahrhunderts entstandenen Stil, der sich nördlich der Alpen bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts verbreitete und der mit dem Aufkommen der Renaissance durch den Architekten Giorgio Vasari aus Florenz die damals herabwürdigend gemeinte Bezeichnung „Gotik“ erhielt.
Die in Paris und der umgebenden Region entstandene Bauweise setzte völlig neue technische und konstruktive Verfahren ein, die besonders in der als Gesamtkunstwerk konzipierten gotischen Kathedrale als Ausdruck für die göttliche Schöpfungsordnung standen. Die innovativen Bauten erforderten eine herausragende Logistik und schoben zahlreiche handwerkliche Entwicklungen an. Ihre regional unterschiedlich ausgeprägten Formen wurden im 19. Jahrhundert wieder neu entdeckt und im Historismus in der Neugotik wieder aufgegriffen. Sie erlebten vor allem im außerordentlich intensiven Kirchenneubau des 19. Jahrhunderts eine späte Würdigung.

950 Jahre Paderborner Dom: 2017 beging das Paderborner Metropolitankapitel das 1.000-jährige Jubiläum der Bartholomäuskapelle – 2018 ist das Jubiläumsjahr zur Weihe des Paderborner Doms vor 950 Jahren. Der von Bischof Imad gebaute und 1068 geweihte „Hohe Dom St. Maria, St. Liborius, St. Kilian“ steht auf Vorgängerbauten des 8. Jahrhundert. Rund um die Kathedralkirche des Erzbistums Paderborn wurde unter dem Leitwort „behütet und bedacht“ ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm auf die Beine gestellt, das am 22. Juli 2018, dem Festtag der Domweihe, seinen Höhepunkt mit einem Festgottesdienst fand. Internet: https://www.dom-paderborn.de/, www.behuetetundbedacht.de.

Gotik – Der Paderborner Dom und die Baukultur des 13. Jahrhunderts in Europa“: Teil des Festjahres zum Jahr des Domjubiläums ist ab Freitag, 21. September 2018, eine Ausstellung im Diözesanmuseum, die derzeit noch eingerichtet wird. Sie beginnt ab 18.15 Uhr unter dem Motto 
„Friede sei ihr erst Geläute“ mit dem europaweiten Glockenläuten zum Internationalen Friedenstag (European Cultural Heritage Year 2018), an dem sich der Paderborn beteiligt, ab 20 Uhr wird die Ausstellung für die Öffentlichkeit freigegeben.
Bis zum 13. Januar 2019 wird die große kunst- und kulturhistorische Ausstellung zur Baukultur der Gotik in Europa zu sehen sein und von Paderborn aus ein Panorama einer bewegten Zeit präsentieren. Dabei werden die bahnbrechenden technischen Neuerungen und ihre Verbreitung mit hochkarätigen Exponaten aus ganz Europa gezeigt. Sechs Ausstellungseinheiten mit bedeutenden Architekturfragmenten, Skulpturen und Bauplänen großer Kathedralen beleuchten das länderübergreifende Phänomen der Gotik, die von Frankreich als Ausdruck eines neuen Denkens die Architektur und Kunst in ganz Europa, von Reims über Paderborn bis nach Riga veränderte  – auch in der Elfenbeinschnitzerei und der Goldschmiedekunst. Aufwändige 3D-Modelle und digitale Animationen visualisieren den neuesten Stand der Forschung.
Die Schau mit bislang noch nie in Deutschland gezeigten Werken steht unter der Schirmherrschaft des Erzbischofs von Paderborn, Hans-Josef Becker, und Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Adresse: Erzbischöfliches Diözesanmuseum und Domschatzkammer, direkt vor dem Paderborner Dom, Markt 17, 33098 Paderborn, Tel. 05251 / 125-1400, E-Mail: museum@erzbistum-paderborn.de. Mehr: www.dioezesanmuseum-paderborn.de/gotik, Download Flyer zur Gotik-Ausstellung, Programm-Broschüre zur GOTIK-Ausstellung

Öffnungszeiten: 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen, jeden ersten Mittwoch im Monat bis 20 Uhr

Eintrittspreise: regulär 9,00 €, ermäßigt: SGB II, SGB XII, bei Vorlage eines Nachweises 6,00 €; Teilnehmer einer gebuchten Führung 6,00 €; Schüler/Studierende 6,00 €; Familientageskarte 15,00 €; Kinder bis 6 Jahre Eintritt frei; Schulklassen bei Buchung einer Führung 2,50 €; Dauerkarte 30,00 €; Begleitpersonen Schwerbehinderter Eintritt frei; Ordensangehörige Eintritt frei; Preise zzgl. Eintritt: 60 Minuten (Rapidführung), 60,00 €; 90 Minuten 80,00 €; Aufpreis fremdsprachige Führung  15,00 €; Führung für Schulklassen 75,00 €; „Gotik mit allen Sinnen erleben. Führungen für blinde und seheingeschränkte Besucher/innen“; Führungen in „einfacher Sprache“ für Menschen mit Lernschwierigkeiten und geistiger Behinderung

Führungen durch den Paderborner Dom: Dauer: 75 Min., Preis: 40 € bis 25 Personen, Buchung: Tourist Information Paderborn: Marienplatz 2a, 33098 Paderborn, Tel. 05251 / 882980, tourist-info@paderborn.de, www.paderborn.de/tourismus.

Begleitprogramm: Zur GOTIK-Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm für alle Altersstufen angeboten, darunter Führungen, Lesungen, Workshops, abwechslungsreiche museumspädagogische Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche sowie Schulklassenprogramme. Auch inklusive Angebote sind buchbar.

Katalog: Der Paderborner Dom und die Baukultur des 13. Jahrhunderts in Europa, hg. v. Christoph Stiegemann, ca. 550 Seiten, 400 Abbildungen, ISBN 978-3-7319-0734-3, Euro 49,95

Samstag, 15.09.2018