Woche der Brüderlichkeit 2023

von Johanna Risse

Donnerstag, 02.03.2023

Logo der Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit, Buber-Rosenzweig-Medaille, Collage KiP
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Logo der Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit, Buber-Rosenzweig-Medaille, Collage KiP

Am Sonntag eröffnen die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit wieder ihre Woche der Brüderlichkeit. Warum – wie in seiner Heimat - aber auch ein „Tag des Judentums“ wichtig wäre, erklärt der Schweizer Jesuit Christian Rutishauser. …

INFO: Am Sonntag, 5. März, wird in Erfurt die bundesweite „Woche der Brüderlichkeit“ eröffnet und die nach den jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig benannte Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen. Die bis 12. März laufende Woche steht 2023 unter dem Motto „Öffnet Tore der Gerechtigkeit – Freiheit Macht Verantwortung". Hinter dieser Aufforderung, so die Veranstalter, steht die „biblische Vorstellung, dass die Welt Gottes ein Ort ist, der für alle offensteht. Das Bild des Tores wird damit zum Gegenentwurf für alle Mauern, die Menschen gegeneinander aufrichten. Der Dreiklang „Freiheit-Macht-Verantwortung“ umschreibt darüber hinaus das spannungsvolle Verhältnis dieser Begriffe im Blick auf die Gestaltung politischer Systeme. Das Jahresthema fordert auf, diese zentralen Begriffe in ihrer Komplexität auszuleuchten, und im Hinblick auf gemeinsames Handeln gegen Antisemitismus und Rassismus zu deuten“, so das Präsidium und der Vorstand des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR).

Seit dem März 1952 werden in der Woche der Brüderlichkeit bundesweit Veranstaltungen durchgeführt, um auf die Zielsetzung der Gesellschaften und auf ihr jeweiliges Jahresthema hinzuweisen. Im Rahmen der zentralen Eröffnungsfeier wird die Buber-Rosenzweig-Medaille an Persönlichkeiten und/oder Organisationen verliehen, die sich im christlich-jüdischen Dialog außerordentliche Verdienste erworben haben. In diesem Jahr wird die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum ausgezeichnet. Die im Vorfeld des Gedenkens an die Novemberpogrome 1988 vom Ministerrat der DDR gegründete Stiftung entwickelte sich mit innovativen Ausstellungen, Seminaren, Publikationen und vielfältigen Angeboten und Veranstaltungen zu einem Ort des Dialogs mit bundesweiter Ausstrahlung. Die Stiftung versteht sich als Brücke zwischen Historie und Heute, jüdischen und nichtjüdischen Stadtcommunities und als Anlaufstelle für alle mit Neugier auf das Jüdische als bedeutenden Teil der Stadtgeschichte und Gegenwart Berlins. Die Laudatio im Theater Erfurt hält Prof. Dr. Andreas Nachama, Jüdischer Präsident des DKR. Es sprechen außerdem Andreas Bausewein, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt sowie Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen. Die Veranstaltung wird von Komponist Alan Bern, Kantorin Sveta Kundish und Violinist Mark Kovnatskiy musikalisch begleitet. Journalistin Yara Hoffmann moderiert die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille, die vom MDR im Livestream übertragen wird.

Deutscher Koordinierungsrat: Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vertritt als bundesweiter Dachverband die 83 Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Deutschland auf nationaler und internationaler Ebene. Er ist größtes Einzelmitglied im Internationalen Rat der Christen und Juden (ICCJ), in dem 32 nationale Vereinigungen für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vertreten sind. Seit 1968 verleiht der Deutsche Koordinierungsrat die Buber-Rosenzweig-Medaille. Mehr: www.deutscher-koordinierungsrat.de.

Unser Gesprächspartner: Pater Dr. Christian Rutishauser SJ spricht sich für eine positive und sichtbarere Anknüpfung an die jüdischen Wurzeln des Christentums in der Liturgie aus. Dazu verweist er auf den in vielen Ländern üblichen „Tag des Judentums“, den es in Deutschland in diesem Sinne nicht gibt. Der Delegat für Schulen und Hochschulen der neuen Zentraleuropäischen Provinz war bis zur Gründung der neuen Provinz Provinzial der Schweizer Provinz. 1965 geboren und in St. Gallen aufgewachsen, studierte er Theologie in Fribourg und Lyon, war ein Jahr in der Pfarreiarbeit und ging anschließend in das Noviziat der Jesuiten in Innsbruck. 1994-1998 arbeitete er als Studentenseelsorger an der Universität Bern und war Leiter des Akademikerhauses in Bern. Sein Doktoratsstudium im Bereich Judaistik in Jerusalem, New York und Luzern schloss er im Mai 2002mit einer Dissertation zu Rav Josef Dov Soloveitchik (1903-1990) ab. Seither verschiedene Lehraufträge im Bereich jüdischer Studien, so an der Hochschule für Philosophie S.J. in München, am Kardinal-Bea-Institut an der Universität Gregoriana in Rom und am Theologischen Studienjahr an der Dormitio-Abtei in Jerusalem. Seit 2002 führt er Lehraufträge für jüdische Studien an der Hochschule für Philosophie in München. Weitere Lehraufträge folgten am Kardinal Bea-Zentrum der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg (Schweiz). Seit 2004 ist er Mitglied der Jüdisch/Römisch-katholischen Gesprächskommission der Schweizer Bischofskonferenz, seit 2012 Mitglied der Ökumene-Kommission II der Deutschen Bischofskonferenz. Delegationsmitglied der vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum seit 2004; seit 2014 in derselben Funktion ständiger Berater des Heiligen Stuhls.

Kontakt: Pater Christian Rutishauser SJ, E-Mail: christian.rutishauser(at)jesuiten.org, Internet: http://www.jesuites.ch. Provinzialat der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten, Kaulbachstraße 29a, 80539 München, E-Mail: curia.ece(at)jesuiten.org , Tel. 089 38185-241, Internet: http://www.jesuiten.org

Donnerstag, 02.03.2023