200. Geburtstag von Johann Gregor Breuer

von Christof Beckmann

Freitag, 26.11.2021

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Motive: Breuer Festjahr Kath. Stadtdekanat Wuppertal

„Wir breuern das!“ – das haben sie vor einem Jahr in Wuppertal ausgerufen. Heute feiern sie den 200. Geburtstag von Johann Gregor Breuer, Gründer des ersten Gesellenvereins vor 175 Jahren. Mehr mit Thomas Dörflinger, lange Vorsitzender des Kolpingwerks.

INFO: Die katholische Kirche in Wuppertal feiert seit einem Jahr ein Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag von Johann Gregor Breuer am 26.11.2021. Sie wollen ihn als Christen, Pädagogen, Netzwerker und Visionär in Erinnerung bringen und zugleich ermutigen, selbst ein sinnstiftendes und engagiertes Leben aus dem Glauben zu führen.

Breuer wirkte über vier Jahrzehnte als begnadeter Netzwerker gegen die Not der Bevölkerung, gründete zahlreiche Vereine und katholische Initiativen, die in Wuppertal bis heute sichtbar sind. So hat die von ihm gegründete Gesellschaft „Parlament“ immer noch Bestand, ebenso das von ihm initiierte erste Krankenhaus in Elberfeld, das St. Josef-Krankenhaus. Auch die bergische Volksbank geht in einer ihrer Wurzeln auf den von Breuer ins Leben gerufenen Spar- und Darlehensverein für Arbeiter zurück. Auch das heutige Kolpingwerk ist in seinen Ursprüngen auf die Gründung eines Elberfelder Gesellenvereins durch Breuer zurückzuführen.

Zahlreiche weitere Gründungen brachten ihm im Volksmund den Titel „General-Gründer“ ein. „Als die „Mitwirkung von Laien am kirchlichen Leben“ dem Begriff nach noch unbekannt war, lebten Breuer und seine Gefährten bereits aktiv ihre Berufung als Christen in Gesellschaft und Kirche. Sie gestalteten das soziale Leben in Stadt und Pfarrei, nicht ohne Reibungspunkte mit der Geistlichkeit. Im Jubiläumsjahr erinnern wir an all das und noch viel mehr. Unter dem Motto „Wir breuern das!“ möchten wir im Jubiläumsjahr anregen, im Sinne Breuers zu handeln“, so Stadtdechant Pfarrer Dr. Bruno Kurth.

Fest zum 200. Geburtstag von Johann Gregor Breuer: Mit Kranzniederlegung am Grab um 17 Uhr (Katholischer Friedhof, Hochstraße 11) und anschließender Festmesse in der Laurentiusbasilika um 18 Uhr begeht das Stadtdekanat Wuppertal am 26. November 2021 das Gedenken an Johann Gregor Breuer. Die musikalische Gestaltung hat der dortige Jugendchor übernommen. Mehr über das Katholische Stadtdekanat Wuppertal, Laurentiusstraße 7, 42103 Wuppertal, Tel. 0202 / 303020, E-Mail: info@johann-gregor-breuer.de, Internet: www.johann-gregor-breuer.de sowie www.johann-gregor-breuer.momente-weitergeben.de/. Veranstaltungsprogramm 2021: https://www.kath-wuppertal.de/wp-content/uploads/2020/11/SDW_Progr_201104.pdf. Kontakt: Stadtdekanat Wuppertal, Laurentiusstraße 7, 42103 Wuppertal, Tel. 0202 / 30 94 98, E-Mail: dufner@stadtdekanat-wuppertal.de, Internet: www.kath-wuppertal.de

Johann Gregor Breuer: Geboren unter acht Geschwistern in armen Verhältnissen am 26. November 1821 in Neuss, wächst er bei seinem ältesten Bruder auf. Schon als 14-Jähriger gründet er in Neu-Honrath mit Gleichgesinnten einen „Arme-Knaben-Verein“, sammelt bei Begüterten Lebensmittel und Geld und vermittelt es den Bedürftigen. Mit 16 geht er nach Lohmar in eine Vorbereitungsschule für das Lehrerseminar, der örtliche Kaplan vermittelt ihn als Hilfslehrer nach Elberfeld. Nach dem erfolgreichen Besuch des Lehrerseminars in Kempen kehrt Breuer 1844 an die Wupper zurück, ist als Privatlehrer, dann als Lehrer an der Mädchenschule tätig.

Ein Jahr später wird er Schulleiter, gründet 1845 die Gesellschaft Parlament und einen Mädchenverein. 1846 ruft Breuer aus einem Jünglingschor den Gesellenverein ins Leben, eine Idee, die der zweite Präses des Gesellenvereins, Adolph Kolping, deutschlandweit bekannt macht. 1847 entsteht ein Verein für zugewanderte katholischen Dienstmädchen sowie eine Nähschule mit Lehrerinnen, 1849 ein Hospitalverein, der 1855 das St. Josefs-Hospitals einweihen kann, 1850 der zweite Chor mit dem Kirchengesangsverein Cäcilia und 1866 der Spar- und Darlehnsverein zum hl. Joseph - ein Vorläufer der heutigen Genossenschaftsbanken. Ihn leitet Breuer über 16 Jahre hinweg selbst. 1867 wird der Frauen- und Mütterverein gegründet, 1868 ist Breuer für die neugegründeten Christlich-sozialen Blätter aktiv. 1869 regt er auf der Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands in Düsseldorf an, überall Kreditvereine zu gründen, er initiiert Baufördervereine für die Kirchen Herz Jesu, St. Suitbertus und St. Marien in Elberfeld. 1870 wird Breuer Schriftführer bei der Generalversammlung der Christlich-sozialen Vereine in Elberfeld und in das Komitee zur Gründung christlicher Arbeitervereine gewählt. Mit dem Verein „Eintracht“ legt er einen Parteienstreit innerhalb der Elberfelder Katholiken bei, 1871 wählte ihn die Generalversammlung der Katholischen Vereine zum zweiten Vorsitzenden der Sektion für soziale Fragen. 1885 eröffnet er das Katholische Erziehungshaus an der Mirke, er ist an der Gründung des Wuppertaler Kirchenblatts für Katholiken beteiligt, auch an den später herausgegebenen Wuppertaler Volksblättern.

Johann Gregor Breuer, seit 1847 mit Gertrud Kesseler verheiratet, hatte sieben Kinder, von denen fünf früh starben. Nach seiner Pensionierung 1881 zog er sich zu seinem Sohn nach Höchst zurück, starb 1897 auf einer Genesungsreise nach San Remo und wurde unter großer Anteilnahme in Elberfeld beigesetzt. 1966 wurde am Elberfelder Kolpinghaus neben der St. Laurentiuskirche eine Gedenkplakette für Breuer angebracht. Sie zeigt im Hintergrund die Kirchen Herz Jesu und St. Suitbertus, für deren Erbauung sich Breuer engagiert hatte. Seine handschriftliche Biografie wird im Archiv der Stadt Wuppertal aufbewahrt. Im Druck ist sie erschienen als Johann Gregor Breuer, Was für Jahre! Lebenserinnerungen, hrsg. von Klaus Goebel, Verlag der Dortmunder Gesellschaft für Schulgeschichte, Dortmund 1995. Biographie: https://gemeinden.erzbistum-koeln.de/johann-gregor-breuer/Biografie/https://gemeinden.erzbistum-koeln.de/johann-gregor-breuer/start/.

Video „200 Jahre Johann Gregor Breuer“

Briefmarke zum Geburtstag von Johann Gregor Breuer: Im Kolpingwerk Diözesanverband Köln gibt es ein besonderes Angebot. Ein Briefmarkenbogen zeigt u.a. ein Porträt von Johann Gregor Breuer sowie eine Marke mit einem QR-Code, der auf Informationen über sein Leben und Wirken verlinkt. Der Preis liegt nach Staffelrabatt bei etwa 26 Euro zzgl. Porto. Bestellung per Mail an Lothar Dröse, droese@wtal.de.

Unser Gesprächspartner: Thomas Dörflinger, Jg. 1965, gehört dem Kolpingwerk seit 1978 an. Von 1998 bis 2017 war Dörflinger Mitglied des Deutschen Bundestages, zwischen 2004 und 2018 Bundesvorsitzender des Kolpingwerkes Deutschland und in dieser Funktion auch Mitglied der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Anlässlich des 200. Geburtstages von Johann Gregor Breuer hat Thomas Dörflinger sich intensiv mit dem Leben und Wirken Breuers befasst. Davon ausgehend verfasste er eine Serie von vier Beiträgen für die „Idee & Tat“, die Zeitschrift für Leitungskräfte und Engagierte im Kolpingwerk sowie einen Beitrag für das Kolpingmagazin. Mehr im Kolpingmagazin (Ausgabe 4-2020).

Freitag, 26.11.2021