Cäcilia: Mit Musik geht alles besser

von Christof Beckmann

Montag, 22.11.2021

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Chordirektorin Stephanie Borkenfeld-Müllers, St. Laurentius in Mönchengladbach-Odenkirchen, Foto: Olaf D. Hennig

Der Tag der Hausmusik und der Tag der Kirchenmusik fallen heute auf einen Tag. Kein Wunder. Auf dem Kalender steht Cäcilia von Rom, dargestellt wird sie mit einer Orgel. Nachgefragt bei den Musikern in St. Laurentius in Mönchengladbach-Odenkirchen...

INFO: Wenn ihr Name auf dem Kalender steht, wird überall auf die Pauke gehauen: Seit Jahrhunderten steht eine sonst fast Unbekannte im Rampenlicht. Kirchenchöre feiern ihr Cäcilienfest – bis heute das Hauptfest der kirchlich engagierten Sänger. Ihren Ursprung hat die Kirchenmusik im jüdischen Synagogengottesdienst. Vermutlich wurden anfangs die Psalmen von einem Priester oder Diakon im Wechsel mit der Gemeinde gesungen, später übernahmen Klerikerchöre den Part der Gemeinde. Die Anfänge des Kirchenliedes reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück. Als ältestes noch heute bekanntes Stück gilt das Osterlied „Christ ist erstanden“. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil trat Latein im Kirchenlied zugunsten der Landessprache zurück.

Cäcilia von Rom: Die Märtyrerin der frühen Kirche (um 200-230 n. Chr.), wird als heilige Jungfrau und Patronin der Kirchenmusik verehrt. Gegen ihren Willen verheiratet, so berichtet die Legende, bekehrte sie ihren Mann Valerianus und dessen Bruder zum Christentum. Sie wurde verhaftet und verteilte vor ihrer Hinrichtung ihre Reichtümer unter den Armen. In der über ihrem Geburtshaus errichteten Basilika Santa Caecilia wurde ihr unverwest aufgefundener Leichnam im 9. Jahrhundert beigesetzt. Dargestellt wird sie mit Orgel, Geige, einem Schwert und Rosen – auch wenn die Verbindung zur Orgel offensichtlich auf einen Übersetzungsfehler aus dem Lateinischen zurückzuführen ist. Seit 1594 begeht die Katholische Kirche ihren Gedenktag als Tag der Musik, der bis heute am 22. November gefeiert wird.

Allgemeiner Cäcilien-Verband für Deutschland: Der 1868 in Bamberg gegründete Allgemeine Cäcilien-Verband für Deutschland (ACV) ist der der Chorverband der Katholischen Kirche. Er vertritt gut 320.000 Sängerinnen und Sänger in über 13.000 Chören, die an diesem Wochenende das Caecilienfest feiern – bis heute ist es das Hauptfest der kirchlich engagierten Musiker. Der ACV fördert die Kirchenmusik durch Fachtagungen, Publikationen, Forschungs- und Kompositionsaufträgen. Er ist Initiator und Mitveranstalter des Chorleitungswettbewerbs Spitzenklänge sowie von Weiterbildungsangeboten für Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker, zudem Herausgeber der deutschlandweit einzigen Zeitschrift für katholische Kirchenmusik Musica sacra. Die Landesverbände Deutschlands, Österreichs und der Schweiz arbeiten in der Ständigen Konferenz der Allgemeinen Cäcilienverbände der Länder deutscher Sprache (SK-ACV) zusammen. Der ACV ist Mitglied in der Europäischen Konferenz der katholischen Kirchenmusikverbände (CEDAME).
Kontakt: Allgemeiner Cäcilien-Verband für Deutschland, Weinweg 31, 93049 Regensburg, Tel. 0941 / 843 39, Fax 0941 / 870 34 32, E-Mail: info@acv-deutschland.de, https://www.acv-deutschland.de/.

Video: Der Cäcilien-Verband im Portrait

Orgeln in der Musikgeschichte: Nirgendwo auf der ganzen Welt gibt es so viele Orgeln wie bei uns, die wahrscheinlich älteste spielbare steht in NRW – in St. Andreas Ostönnen, Teil von Soest. Sie verfügt heute über acht Register mit 576 Pfeifen, von denen noch mehr als die Hälfte aus der Zeit vor 1500 stammen. Damit zählt sie neben den Instrumenten in Sion, Kiedrich, Rysum und Bologna zu den ältesten spielbaren Orgeln der Welt. Doch die Orgel – von altgriechisch „organon“ - ist noch viel älter: Die erste wird dem Mechaniker Ktesibios (285-222 v.Chr.) im ägyptischen Alexandria zugeschrieben, der den benötigten Winddruck auf die Pfeifen durch Wasser erzeugte. Orgelmusik war Disziplin bei den Olympischen Spielen, wurde bei Theateraufführungen und als Zeichen kaiserlicher Macht in den Arenen des römischen Reichs eingesetzt. Über Byzanz gelangte die Orgel ins christliche Abendland. Die erste Orgel in Deutschland wurde vor fast genau 1200 Jahren für die Kaiserpfalz in Aachen gebaut und wurde ab der Gotik zum klassischen Instrument der Kirchenmusik. Ihr Frequenzspektrum reicht vom tiefsten Laut, den das menschliche Ohr wahrnehmen kann, bis in die höchsten Höhen. Die größte im Passauer Dom St. Stephan zählt 229 Register und 326 Pfeifenreihen.

Immaterielles Kulturerbe der Unesco: Allein in Deutschland gibt es rund 50.000 Orgeln in Kirchen, Konzert- oder Wohnhäusern, 400 Orgelbau-Betriebe beschäftigen über 2.800 Menschen, Zehntausende arbeiten haupt- und ehrenamtlich als Kirchenmusiker. Die Bundesrepublik nahm 2014 den „Orgelbau und Orgelmusik“ in das „Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes“ auf, im September 2018 folgte die offizielle Aufnahme des deutschen Orgelbaus und der deutschen Orgelmusik in die Liste des internationalen immateriellen Kulturerbes der Unesco - als eines der ersten deutschen Kulturgüter. Deutschland zählt weltweit zu den wichtigsten Ländern für Orgelbau und -musik. Für das Jahr 2021 haben die 16 Landes-Musik-Räte die „Königin der Instrumente“ zum Instrument des Jahres bestimmt und wollen damit Aufmerksamkeit und Neugier für das Tasten-Instrument wecken. Mehr: http://www.orgeltag.de/.

„Orgel App“ des „Bund deutscher Orgelbaumeister“ (BDO): Sie versammelt Orgelkonzerte und nützliche Informationen zum Instrument weltweit. Die App erlaubt eine weltweite Suche und listet Details zu den über 150 BDO Mitgliedswerkstätten auf. Download bei Apple und Google unter: https://apps.apple.com/de/app/orgel/id1541476040 bzw. https://play.google.com/store/apps/details?id=de.nmds.Orgel&hl=de&gl=US. Links zu Verbänden: Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands e.V., Bund Deutscher Orgelbaumeister e.V., Gesellschaft der Orgelfreunde e.V.

Kirchenchor St. Laurentius in Mönchengladbach-Odenkirchen: Der 1770 gegründete Kirchenchor feierte am 14. November seinen nachgeholten Jubiläumsgottesdienst mit dem Aachener Bischof Dr. Dieser zum 250. Geburtstag des Chores und das 130-jährige Bestehen der gleichnamigen Pfarrkirche. Dem Kirchen-Chor St. Laurentius gehören rund 60 Frauen und Männer an, die erste Kirche wird auf das 10. Jahrhundert datiert. Mehr auf: st-laurentius-mg.de. Die Rensch-Orgel an Sankt Laurentius in Mönchengladbach-Odenkirchen wurde überholt und gereinigt. Konzerte und Veranstaltungen sind auf der Homepage der Pfarrei unter https://st-laurentius-mg.de/unsere-pfarre/miteinander/kirchenmusik/ abrufbar. Darüber hinaus kann man der Kirchenmusik St. Laurentius auch bei facebook folgen. Zum Orgelprogramm in der Kirche: Konzertflyer, Förderverein Kirchenmusik St. Laurentius: Tel. 02166 / 68 06 26, E-Mail: kirchenmusik-st-laurentius@st-laurentius-mg.de

Unsere Gesprächspartnerin: Stephanie Borkenfeld-Müllers studierte Katholische Kirchenmusik an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf bei Prof. Rosalinde Haas und legte das A-Examen sowie das Kantoren-Examen ab. Es folgte ein Aufbaustudium der Instrumentalpädagogik mit dem Hauptfach Cembalo bei Prof. Dr. Werner Smigelski und Kristin Wachenfeld sowie das Fach Dirigieren mit Schwerpunkt Chorleitung bei Prof. Volker Hempfling mit dem Abschluss als Diplommusikerin. Seit 1990 ist Stephanie Borkenfeld-Müllers hauptamtliche Kantorin an Sankt Laurentius in Mönchengladbach-Odenkirchen, wo sie für die Pfarrkirche St. Laurentius die Disposition für das neue Instrument entwarf. Die 1993 erbaute Orgel der Firma Richard Rensch / Lauffen a. Neckar gehört mit 40 Registern und rund 2.700 Pfeifen zu den klangvollsten Orgelbauten am Niederrhein. Neben ihren liturgischen Diensten übt Stephanie Borkenfeld-Müllers eine rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland aus. Konzertreisen führten sie nach Italien (u.a. Mailand, Basilika San Lorenzo /Asti, Kathedrale), Frankreich (Kathedrale Notre Dame), Kroatien (Kathedrale Zagreb) sowie nach Österreich und in die Schweiz. Stephanie Borkenfeld-Müllers ist Leiterin des Vokalensembles cantica vobis Mönchengladbach.
Kontakt: Stephanie Borkenfeld-Müllers, Chordirektorin BDC, von-der-Helm-Straße 21, 41199 Mönchengladbach, Tel. 02166 / 96 49 50 oder 02166 / 68 06 26, Fax 02166 / 96 49 520, E-Mail: sbm-musik@t-online.de, Internet: https://st-laurentius-mg.de/unsere-pfarre/miteinander/kirchenmusik/

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