Morgen vor 140 Jahren: Johannes XXIII.

von Christof M. Beckmann

Mittwoch, 24.11.2021

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Papst Johannes XXIII., Zirkusdirektor Bernhard Paul, Collage: KiP-NRW

Wie viele Straßen nach ihm benannt sind, kann man kaum schätzen. Und jeder denkt natürlich an den Zirkus, wenn er „Roncalli“ hört. Irgendwie stimmt es auch – Papst Johannes XXIII. (Angelo Guiseppe Roncalli und morgen auf dem Kalender) war Zirkusfreund ...

INFO: Wie viele Straßen nach ihm benannt sind, kann man kaum schätzen. Und jeder denkt natürlich an den Zirkus, wenn er „Roncalli“ hört. Irgendwie stimmt es auch – Papst Johannes XXIII., mit bürgerlichem Namen Angelo Guiseppe Roncalli und morgen auf dem Kalender, war ein Zirkusfreund. Und inspirierte Zur Gründung des Zirkus „Roncalli“. Denn als Bernard Paul, André Heller und andere für einen neu gegründeten Zirkus einen Namen suchten, sollte er einen typischen Zirkus-Namen haben. Und es fiel auch der Name Roncalli - der klinge wie Rastelli, erinnert sich Bernhard Paul, der Gründer und Direktor des Circus Roncalli. Der Geburtsname von Papst Johannes XXIII., Angelo Guiseppe Roncalli, sei im Gründungsjahr 1975 für viele noch im Hinterkopf gewesen – er war der Papst, der mit der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils die Öffnung der Kirche vorantrieb. „Er hat mir irgendwie imponiert, von seiner Statur, von seiner Persönlichkeit, von seinem Charisma, von seiner Ausstrahlung. Während seiner Zeit als Papst habe ich damals einen ähnlich frischen Wind gespürt wie beim jetzigen Papst“, erzählt der Zirkusdirektor. Auch hatte Johannes XXIII. einen besonderen Bezug zur Zirkusleuten. Er habe sie immer wieder in den Vatikan eingeladen und dort auftreten lassen. Dabei sei auch ein berühmtes Bild entstanden, wie Johannes XXIII. einen Ball auf dem Finger jongliere.

Circus Roncalli: Der Circus Roncalli hat seinen Geschäftssitz und sein Winterquartier in Köln. Die Tourneedaten für 2022 stehen nach langer Corona-Pause fest: „All for ART for All“ ist der Titel des multimedialen Spektakels, das Theater, Film, Malerei, Musik und Zirkuskunst zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen wird. Zu erwarten sind atemberaubende Kostüme - inspiriert von Mondrian bis Warhol, der Sound der großen Stars aus Rock, Pop und Klassik, Roncallis neu inszenierte und weltweit einzigartige 300-Grad-Holografie, Weltklasse-Artisten und liebevolle Clowns. Die Spielorte: Recklinghausen 10.03. - 03.04., Köln 07.04. - 22.05., Düsseldorf 26.05. - 26.06., Ludwigsburg 10.08. - 04.09., Wien 14.09. - 09.10., Bremen 18.11. - 03.12..
Mehr im Internet: http://www.roncalli.de/

Papst Johannes XXIII. (1958-1963) - heute ist sein Gedenktag im Kirchenkalender: Geboren wurde Angelo Giuseppe Roncalli in ärmlichen Verhältnissen am 25. November 1881 in Sotto il Monte, Provinz Bergamo, und wuchs mit zwölf Geschwistern in einer Bauernfamilie auf. Der Gemeindepfarrer erkannte sein Talent und er wurde 1892 Vorbereitungsseminar in Bergamo aufgenommen. Nach Militärdienst in der italienischen Armee studierte er in Rom, wurde zum Dr. theol. promoviert und 1904 zum Priester geweiht. Bis 1914 wirkte Roncalli als Bischofssekretär in Bergamo, lehrte dort Kirchengeschichte am Seminar und erlebte 1915 bis 1919 als Militärseelsorger die Schrecken des Ersten Weltkriegs mit. Er war Jugend- und Studentenpfarrer, ab 1921 Chef der Päpstlichen Missionswerke in Italien in Rom und unternahm auch Reisen nach Aachen und Köln. Ab 1925 wirkte er als Vatikandiplomat, zunächst in Bulgarien, ab 1934 als Erzbischof in der Türkei und Griechenland und konnte während des Zweiten Weltkriegs Juden zur Flucht aus dem besetzten Ungarn verhelfen. 1944 ging er als Apostolischer Nuntius nach Frankreich, wurde 1953 von Papst Pius XII. zum Kardinal und Patriarchen von Venedig ernannt und 1958 als sein Nachfolger zum 261. Papst gewählt. Wegen seiner Volksnähe und humorvollen und bescheidenen Art nannte man ihn auch „il Papa buono“ („der gute Papst“), vielen galt er als Übergangspapst.

Doch überraschend kündigte Johannes XXIII. am 25. Januar 1959 die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils an, das ab dem 11. Oktober 1962 tagte. Das Ziel: Ein „Aggiornamento“ (= „Aktualisierung“) der katholischen Kirche, die er an der Schwelle einer neuen Epoche sah. Den Abschluss 1965 erlebte nicht mehr: Er starb am Pfingstmontag, 3. Juni 1963, an einem Krebsleiden und wurde in den Vatikanischen Grotten beigesetzt. Sein Nachfolger Kardinal Giovanni Battista Montini (1897–1978), der den Papstnamen Paul VI. annahm, führte das Konzil 1965 zu Ende, dass mit seinen Beschlüssen zahlreiche Veränderungen und eine noch nie dagewesene Öffnung zur Welt brachte. Zum Wirken in der fünfjährigen Amtszeit von Johannes XXIII. gehören die Reform der Kurie, die Abschaffung alter Riten im Vatikan, die Gründung des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, ein neues Verhältnis zu den Vereinten Nationen, die Entspannung mit den kommunistischen Machthabern im Osten und ein starker Einsatz für den Frieden (Kubakrise, Enzyklika Pacem in terris), gegen den Rüstungswettlauf und einen Atomkrieg. Sein Geistliches Tagebuch und seine Schrift über die Gelassenheit gehören zu den verbreiteten Schriften.

Schon sieben Jahre nach seinem Tod wurde das Verfahren zu seiner Seligsprechung eröffnet. Nach seiner Seligsprechung 30 Jahre später, am 3. September 2000 durch Papst Johannes Paul II., ruht sein unverwester Leichnam im Petersdom in einem gläsernen Reliquienschrein, nahe am Grab des Apostels Petrus. Ohne den sonst üblichen Nachweis eines Wunders sprach Papst Franziskus seinen Vorgänger Johannes XXIII. am Weißen Sonntag, 27. April 2014, von rund einer Million Menschen heilig. Sein Gedenktag in der römisch-katholischen Kirche ist der 11. Oktober, an dem 1962 das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet wurde.

„Wir können diesen Unglückspropheten nicht zustimmen“ –
Ansprache Papst Johannes XXIII. zur Eröffnung des Konzils

Am 11. Oktober 1962 wurde im zur Konzilsaula umgebauten Petersdom feierlich das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet. Papst Johannes XXIII. (1958-1963) hielt dort eine längere Ansprache („Gaudete Mater Ecclesia“), in der er die Zielsetzung des Konzils vor rund 2.500 Bischöfen und 1.200 Journalisten erläuterte – hier zum vollständigen Text: In seiner Rede sagte er u.a.:

„Ehrwürdige Brüder, heute jubelt die heilige Mutter Kirche, denn die göttliche Vorsehung hat ihr den ersehnten Tag geschenkt, an dem das II. Vatikanische Ökumenische Konzil hier beim Grabe des heiligen Petrus seinen Anfang nimmt. wird. (...) In der täglichen Ausübung Unseres Hirtenamtes dringen bisweilen betrübliche Stimmen an Unser Ohr, die zwar von großem Eifer zeugen, doch nicht von übermäßigem Sinn für Klugheit und für das rechte Maß zeugen. Sie sehen in den modernen Zeiten nur Unrecht und Niedergang. Sie sagen ständig, unsere Zeit habe sich im Vergleich zur Vergangenheit dauernd zum schlechteren gewandelt. Sie betragen sich, als hätten sie nichts aus der Geschichte gelernt, die doch Lehrmeisterin des Lebens ist, und als ob zur Zeit der früheren Konzilien alles nur im vollen Triumph der christlichen Lehre, des christlichen Lebens und der rechten Freiheit des Glaubens vor sich gegangen sei. Doch Wir können diesen Unglückspropheten nicht zustimmen, wenn sie nur unheilvolle Ereignisse vorhersagen, so, als ob das Ende der Welt bevorstünde.
In der gegenwärtigen Weltordnung führt uns die göttliche Vorsehung vielmehr zu einer neuen Ordnung der Beziehungen unter den Menschen. Sie vollendet so durch das Werk der Menschen selbst und weit über ihre Erwartungen hinaus in immer größerem Maß ihre Pläne, die höher sind als menschliche Gedanken und sich nicht berechnen lassen - und alles, auch die Meinungsverschiedenheiten unter den Menschen, dienen so dem größeren Wohl der Kirche. (...) Wir haben aber nicht allein die Pflicht, diesen kostbaren Schatz zu hüten, gleich als ob uns allein die Vergangenheit beschäftigte. Wir müssen uns vielmehr mutig und ohne Furcht an das Werk machen, das unsere Zeiten erfordern. So führen wir den Weg weiter, den die Kirche seit 20 Jahrhunderten geht ...“.

Mittwoch, 24.11.2021