Mit Smartphone, Pinsel und Farbe

von Margret Wand

Mittwoch, 22.10.2014

Selfie
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Was soll dieses Selfie bewirken?

Vor knapp einem Jahr wurde das Wort "Selfie" vom Oxford English Dictionary zum „Wort des Jahres 2013“ erklärt. Es gehört zum alltäglichen Sprachgebrauch und erfreut sich großer Beliebtheit. Haben Selfies etwas mit dem Drang zur Selbstdarstellung zu tun? 

Circa 30 Prozent der Selfie-Fotos werden von Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren geschossen. Das ergab eine Umfrage des Smartphone- und Kameraherstellers Samsung. Der Anreiz der Selfies kommt daher, dass sie einfach zu erstellen und weiterzugeben sind und dem Fotografen die Kontrolle darüber geben, wie er sich präsentieren will. Viele Selfies sollen ein schmeichelhaftes Bild der Person abgeben, so wie sie von den anderen gesehen werden will. Oft soll auch der mitfotografierte Hintergrund beeindrucken. Eine Studie von Facebook-Nutzern aus dem Jahr 2013 ergab, dass das häufige Posten von Selfies mit schwacher sozialer Unterstützung einhergehe.

Selfies sind besonders beliebt bei Mädchen und jungen Frauen. Eine Funktion des Selfies kann darin liegen, sich durch soziale Bestätigung und Aufmerksamkeit attraktiv und in der eigenen Geschlechtsidentität bestätigt zu fühlen. Die Soziologin und Frauenforscherin Professor Gail Dines verknüpft das Selfie-Phänomen mit der Gefahr, dass Frauen sich auf ihre Körper reduzieren bzw. darauf reduziert werden.

Aus christlicher Sicht ist es immer kritisch zu sehen, wenn Menschen auf bestimmte Eigenschaften reduziert werden. Der Eitelkeit mit Vorsicht zu begegnen, ist nicht nur ein christliches Anliegen. Der Psychologe Alfred Adler (gestorben 1937) hält sie ab einem gewissen Grad für gefährlich:

"Abgesehen davon, dass sie den Menschen zu allerhand nutzlosen Arbeiten und Aufwendungen zwingt, die mehr auf den Schein gehen als auf das Sein, dass sie den Menschen mehr an sich denken lässt und höchstens an das Urteil der anderen über sich, verliert er durch sie leicht den Kontakt mit der Wirklichkeit. Er geht einher ohne Verständnis für die menschlichen Zusammenhänge, ohne Beziehung mit dem Leben, er vergisst, was das Leben von ihm fordert und was er als Mensch zu geben hätte."

Hier finden Sie die Überlegungen Adlers in aller Ausführlichkeit.

Mittwoch, 22.10.2014