Aachen: Karlsfest voraus

von Christof Beckmann

Freitag, 24.01.2020

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Karl der Große, Generalvikar Andreas Frick, Fotos: Bistum Aachen, Collage: KiP-NRW

Am Sonntag geht es in Aachen wieder hoch her: Wie jedes Jahr feiern Bistum und Stadt „ihren Karl“. Auch Generalvikar Andreas Frick freut sich drauf: Zu Besuch kommt diesmal der neue Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz ...

INFO: In jedem Jahr erinnert der letzte Sonntag im Januar an den Todestag von Kaiser Karl dem Großen am 28. Januar 814. Seit 2003 wird ihm zu Ehren das Aachener Karlsfest gefeiert. Der Tag beginnt um 10 Uhr mit einem festlichen Pontifikalamt im Hohen Dom zu Aachen. Zu den Besonderheiten der Liturgie gehören neben der Karlssequenz aus dem 12. Jahrhundert und der Stadthymne „Urbs Aquensis“ die Kaiserlaudes, ein aus karolingischer Zeit stammender lateinischer Gesang. Ein sehr ähnliches Pontifikalamt, das Karlsamt, wird jedes Jahr am letzten Samstag im Januar in Frankfurt am Main gehalten.

Die musikalische Gestaltung übernehmen der Aachener Domchor und das Sinfonieorchester Aachen unter Leitung von Domkapellmeister. Aufgeführt werden die Missa solemnis KV 337 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), „Erschallet ihr Lieder“ (Kantatensatz) von Johann Sebastian Bach (1685-1750) und „Veritas mea“ von Franz Nekes (1844-1914). Die Orgel intoniert „Acclamations“ von Jean Langlais (1907-1991). Auch ohne reservierte Plätze steht der Dom allen Gläubigen offen, die die Karlsmesse im Dom mitfeiern wollen.

Im Anschluss an das Hochamt im Aachener Dom kredenzen die Aixtra-Stadtfleischer im Krönungssaal des Aachener Rathauses Karlswurst mit Grünkohl und Reichsäpfel (Bratapfel-Dessert mit Printen-Kreuz in Vanillesoße). Der Erlös des Karlsfestes geht an den Aachener Rathausverein. Aus Verbundenheit zu Aix la Chapelle, dem französischen Namen für Aachen, haben sich die Aachener Stadtfleischer 2014 den Namen Aixtra-Fleischer gegeben. Zwischen 11.00 und 16.30 Uhr werden kostenlose Führungen durch das Rathaus angeboten. Mehr: https://www.rathausverein-aachen.de/rathausfilm.

Domkonzert: Für Freunde der Dom-Musik beginnt zum Karlsfest um 16.30 Uhr im Aachener Dom ein festliches Orgelkonzert von Domorganist Prof. Michael Hoppe mit Werken von J. S. Bach, W. Middelschulte, M. Dupré, S. Preston, P. Planyavsky u. a. , Einlass: 16.00 Uhr, Eintritt frei - angemessene Spende erbeten, https://dommusik-aachen.de/termine/eucharistiefeier-karlsfest/. Der Tag im Dom schließt um 18.00 Uhr mit der deutschen Vesper. Mehr zum Aachener Dom, der Domschatzkammer und Karl dem Großen unter www.aachendom.de.  

Ehrengast 2020 ist Éric de Moulins-Beaufort: Erstmals wird der Erzbischof von Reims und Anfang April 2019 gewählte Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz das Karlsfest mitfeiern. Geboren wurde der Sohn eines französischen Offizier 1962 in Landau in der Pfalz. Er studierte Politik am Institut d’études politiques de Paris, Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paris II, ab 1985 katholische Theologie in Brüssel, ab 1990 in Rom und wurde zum Dr. theol. promoviert. Am 29. Juni 1991 wurde Éric de Moulins-Beaufort für das Erzbistum Paris zum Priester geweiht, war 1992-2000 Leiter des Priesterseminars in Paris, dann Pfarrer in der Pfarrei Saint Paul-Saint Louis und 2005 persönlicher Sekretär von Erzbischof André Vingt-Trois. 2008 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Titularbischof von Cresima und zum Weihbischof in Paris, 2018 zum Erzbischof von Reims. Zum 1. Juli 2019 übernahm Éric de Moulins-Beaufort als Nachfolger von Georges Pontier das Amt als neuer Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz. Seine Amtszeit beträgt drei Jahre.

Karl der Große: Der Frankenkönig und Kaiser, auch Carolus Magnus oder Charlemagne genannt, gehört zu den bedeutendsten Gestalten der mittelalterlichen Geschichte. Als sein Geburtsdatum gilt der 2. April 742. Der Sohn von Pippin dem Kleinen übernahm nach dem Tod seines Vaters 768 Titel und Regierung als König der Franken, zunächst gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann und nach dessen Tod 771 als Alleinherrscher. Er nahm den aus Rom geflohenen Papst Leo III. bei sich auf, bestätigte ihm die Herrschaft über den Kirchenstaat und wurde am 25. Dezember 800 in Rom durch Papst Leo zum Kaiser gekrönt.
Karls Bedeutung liegt weniger in seinem frommen Leben, als in seiner politischen und geschichtlichen Wirksamkeit. Er starb am 28.1.814 in Aachen, wo er in seiner Pfalzkapelle, dem Aachener Münster, beigesetzt wurde. 1165 erfolgte auf Veranlassung durch Kaiser Friedrich Barbarossa die Heiligsprechung Karls durch den Erzbischof von Köln - unter Billigung von Gegenpapst Paschalis III., aber gegen den Willen von Papst Alexander III. – seine Gebeine waren seitdem im römischen Proserpina-Sarkophag bestattet. Seit 1176 ist die Verehrung offiziell „gestattet, nicht anerkannt” – darum ist er nicht im Martyrologium Romanum verzeichnet.
1215 ließ der spätere Kaiser Friedrich II. die sterblichen Überreste Karls in den neuen Karlsschrein übertragen (Translatio) und schlug die letzten Sargnägel ein. Der Schrein wurde am jetzigen Hauptaltar des Domes aufgestellt. Der Kern ist ein Holzschrein aus Eiche, darauf silbervergoldete Figuren und Reliefs, Verzierungen aus Emaille, Edelsteine und Filigrane. Auf der Stirnseite sitzt Karl der Große, neben ihm - stehend genauso groß - Papst Leo III. und Erzbischof Turpin von Reims. Auf der rückwärtigen Stirnseite die thronende Maria und das Christuskind. Auf den Dachreliefs sind zwei Mal acht deutsche Könige und Kaiser zu sehen, die meisten in Aachen gekrönt, in irgendeiner Form Gönner oder Gefährten von Karl dem Großen.

Unser Gesprächspartner: Generalvikar Dr. Andreas Frick ist Jahrgang 1964, stammt aus gebürtig aus der Bischofstadt und wurde 1989 in Rom zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in der Pfarrei St. Nikolaus in Meerbusch-Osterath war er 1997-2007 Domvikar am Hohen Dom zu Aachen, übernahm 1997-2004 die Leitung der Pfarrei St. Foillan in Aachen und war von 2003 bis 2004 Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Aachen-Mitte und Dechant des Dekanates Aachen-Mitte. Weitere Stationen: 2004-2007 Direktor am Pauluskolleg in Bonn, dem Theologenkonvikt des Bistums Aachen, 2004- 2012 Mitglied des Kuratoriums für die Fortbildung der Priester, 2005 -2015 Richter am kirchlichen Arbeitsgericht erster Instanz der nordrhein-westfälischen Bistümer, 2007-2009 Pfarrer an St. Peter und Paul in Eschweiler, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Eschweiler-Mitte. Am 9. Januar 2015 übernahm Dr. Andreas Frick das Amt des Generalvikars des Bistums Aachen und wurde am selben Tag zum residierenden Domkapitular ernannt. Bischof Helmut Dieser ernannte ihn am 12. November 2016 erneut zum Generalvikar. Mehr: http://www.bistum-aachen.de.

Freitag, 24.01.2020