Alfons Versen: Statt China in die Strafkompanie
Montag, 16.06.2025

Pater Alfons Versen SVD
Vor 90 Jahren sagte er ja, schloss sich fest den Steyler Missionaren an: Alfons Versen aus Brakel legte 1935 sein erstes Gelübde ab und wollte in die Mission nach China. Stattdessen landete der Kaplan von Rhede in einer Strafkompanie …
INFO: In Rhede-Krechting erinnert direkt neben dem DRK-Kindergarten eine kleine Straße an ihn: Pater Alfons Versen SVD, von Oktober 1941 bis April 1943 Seelsorger in der Pfarrei St. Gudula. Er wurde am 24.2.1913 in Istrup bei Brakel geboren und besuchte mit zwölf Jahren das Missionshaus St. Xaver in Bad Driburg. Später wechselte er zur Missionsschule St. Michael in Steyl und machte dort sein Abitur – sein größter Wunsch war es, in die Mission zu gehen. 1933 kam er zu den Steyler Missionaren, legte 1935 sein erstes Gelübde ab und studierte erfolgreich Theologie und Philosophie. Am 10. September 1939 wurde er zum Priester geweiht und wollte nun in die Mission nach China. Doch dann kam der Krieg dazwischen – er durfte nicht ausreisen.
Stattdessen übernahm er eine Stelle als Kaplan an der Kirche St. Gudula in Rhede. Hier gewann er schnell das Zutrauen vieler Jugendlicher, hielt Gesprächsrunden mit Erwachsenen und seine sehr beliebten Religionsstunden standen in Konkurrenz zur Rheder Hitlerjugend. Als er 1942 seine Familie in Istrup besuchte, predigte er im sonntäglichen Hochamt, übte öffentlich Kritik am Nationalsozialismus, erhielt daraufhin Heimatverbot und musste Istrup innerhalb eines Tages verlassen. Kurz drauf wurde er zur Wehrmacht eingezogen, kam über verschiedene Stationen in die Nähe von Pleskau in eine Strafkompanie und musste nach eigenen Angaben in Briefen dort Arbeiten verrichten, „die sonst keinem Soldaten zugemutet wurden.“ In seiner Gemeinde war er nicht vergessen: Zu Weihnachten 1944 erhielt er über 200 Weihnachtsbriefe und rund 35 Pakete. Doch nachdem er einem sterbenden Soldaten auf dessen Wunsch das Sakrament der Krankensalbung gespendet hatte, wurde er dort von Vorgesetzten misshandelt, worauf er beim Bataillon eine Klage einreichte. Auf dem Weg zur Verhandlung wurde er am 17. Januar 1944 im Alter von 31 Jahren wohl aus Rache von den Offizieren ermordet. Er galt bis zur Aufklärung nach dem Krieg als vermisst. Die katholische Kirche hat Pater Alfons Versen als Blutzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.
Literatur: Johannes Fleckner und Helmut Moll, Art.: Pater Alfons Versen, in: Helmut Moll (Hg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Paderborn u. a. 1999, Siebte, überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019, S. 1058–1060 (mit Bild).
Mehr: https://www.heimat-und-museumsverein-rhede.de/weltoffen-und-beliebt-in-rhede-kaplan-versen
150 Jahre Steyler Missionare: Goch, Nettetal, St. Augustin – allein drei Niederlassungen haben sie in NRW: Die „Steyler Missionare“ (SVD). Ihr Gründer, der Hl. Arnold Janssen, am 5.11.1837 als Sohn eines Fuhrmanns in Goch am Niederrhein geboren, gilt als Bahnbrecher der modernen Missionsbewegung in Europa. Er studierte in Münster und Bonn, war Gymnasiallehrer für Mathematik und Naturwissenschaften, wurde 1861 Priester der Diözese Münster und Konrektor an der höheren Bürgerschule in Bocholt und ab 1873 Hausgeistlicher der Ursulinen in Kempen/Niederrhein. Am 8. September 1875 rief er das erste deutsche Missionshaus Sankt Michael im niederländischen Dorf Steyl an der Maas, heute Stadt Venlo, und eine Missionsdruckerei ins Leben - eine Gründung auf deutschem Boden war wegen des Kulturkampfes nicht möglich. Wenige Jahre später schickte er die ersten Missionare nach China und gründete im Lauf der Jahre zahlreiche Missionshäuser, so in Wien, St. Wendel, in der Nähe von Salzburg und bei Chicago in den USA. Steyler Missionare gingen bis nach Neuguinea, Japan, Südamerika, Brasilien, Chile und auf die Philippinen. Die finanziellen Mittel für diese Unternehmungen und für sein Werk erwirtschaftete die Steyler Missionsdruckerei.
Arnold Janssen gründet 1889 und 1896 auch die Gesellschaft der Steyler Missionsschwestern, die heute in über 40 Ländern tätig sind, und 1896 die Steyler Anbetungsschwestern. Zur Steyler Familie gehören neben den drei Steyler Gemeinschaften auch Steyler Freundes- und Partnerkreise, die das Missionswerk in vielfältiger Weise unterstützen. Die Ordensgemeinschaft der „Steyler“ Missionare trägt den offiziellen Namen „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ - Societas Verbi Divini (SVD) und zählt rund 10.000 Frauen und Männer aus 65 Nationalitäten. Arnold Janssen starb am 15.1.1909 in Steyl/NL, am 19. Oktober 1975 selig- und 2003 durch Papst Johannes Paul II. zusammen mit P. Josef Freinademetz - einem der beiden ersten Steyler Missionare in China, heiliggesprochen (Gedenktag im Kirchenjahr: 15. Januar). In Deutschland haben die Steyler Missionare seit dem 1. Mai 2007 eine Provinz mit insgesamt neun Niederlassungen und zwei Distrikten. Zur Deutschen Provinz gehört auch das Gründungshaus Steyl in den Niederlanden, direkt an der deutsch-niederländischen Grenze gelegen.
Kontakt: Steyler Missionare, Arnold-Janssen-Str. 30, 53757 Sankt Augustin, Tel. 02241 / 237 757, Fax 02241 / 237 376; Steyler Mission / Gemeinnützige Gesellschaft für Auswärtige Missionen mbH: Arnold-Janssen-Str. 32, 53757 Sankt Augustin, Tel. 02241 / 237-438, Fax 02241 / 29142, E-Mail: presse(bei)steyler-mission.de.Internet: www.steyler.de, www.steyler.eu, http://www.steyler-mission.de, www.MissionarIn-auf-Zeit.de, www.facebook.com/SteylerMissionare.SVD