Welttag des Flüchtlings: Aktion Neue Nachbarn

von Christof Beckmann

Freitag, 20.06.2025

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Logo: Aktion Neue Nachbarn

Zum Welttag des Flüchtlings geht es auch um die Opfer von Flucht und Vertreibung. Klaus Hagedorn hat die Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln koordiniert. Seine Meinung: „Wir können uns der auch christlich begründeten Verantwortung einfach nicht entziehen"…

INFO: Jedes Jahr am 20. Juni findet der Weltflüchtlingstag statt (A/RES/55/76), UN-Webseite, für Deutschland: http://www.unhcr.org/dach/de/aktiv-werden/weltfluechtlingstag). Das von der Generalversammlung 1950 gegründete Hochkommissariat nahm am 1. Januar 1951 seine Arbeit auf. Die Behörde ist die Nachfolgeorganisation des Flüchtlingskommissariats des Völkerbundes, das von Friedensnobelpreisträger und Polarforscher Fridtjof Nansen nach dem Ersten Weltkrieg gegründet und von ihm bis 1927 geleitet wurde. Vor 70 Jahren, 1954, wurde das UNHCR mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, erneut 1981 und 1986 mit dem Balzan-Preis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern.

Nach Berechnungen der Vereinten Nationen ist die Zahl der geflüchteten Menschen auf der Welt zuletzt erneut gestiegen. Zu Ende April waren weltweit rund 122 Millionen Menschen vor Krieg und Verfolgung auf der Flucht; zwei Millionen mehr als noch im Vorjahr, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten jährlichen Weltflüchtlingsbericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hervorgeht. Die weltweit größte Vertreibungskrise spielt sich demnach derzeit im Sudan ab. Wegen des dortigen Bürgerkriegs sind rund 13,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Dahinter folgen Afghanistan mit etwa 10,3 Millionen und die Ukraine mit rund 8,8 Millionen Vertriebenen. Dabei würden nicht nur die Geflüchteten gezählt, die die Landesgrenze überschreiten. Deren Zahl sei mit 42,7 Millionen weitgehend stabil geblieben. Hingegen sei die Zahl der Binnenvertriebenen, die also innerhalb ihrer Landesgrenzen auf der Flucht sind, um über 6 Millionen auf 73,5 Millionen gestiegen. Im Sudan etwa ist die Zahl der Binnenvertrieben demnach doppelt so hoch wie der, die das Land verlassen haben.

Als positiv vermerkt der Bericht hingegen eine steigende Zahl an Rückkehrern. Insgesamt hätten 2024 fast 10 Millionen Vertriebene in ihre Heimat zurückkehren können, davon mit rund 1,6 Millionen ins Ausland Geflüchteten so viele wie seit über zwei Jahrzehnten nicht. Insbesondere die Syrer, die nach dem Ende des Bürgerkriegs zurückkehren konnten, seien dabei hervorzuheben. (KNA, 11.6.2025)

Zehn Jahre Aktion Neue Nachbarn: Die im November 2014 begründete Aktion im Erzbistum Köln geht auf eine Initiative von Erzbischof Kardinal Woelki zurück, der einen Brief an die Katholischen Gemeinden im Erzbistum richtete und zu einer Verstärkung der Willkommenskultur für geflüchtete Menschen aufrief. Dafür wurden unterstützende Ansprechpartner in den Caritasverbänden benannt und ein Fonds zur finanziellen Unterstützung von Aktionen und Projekten aufgelegt. Seitdem unterstützt, vernetzt und fördert die Aktion Neue Nachbarn Haupt- und Ehrenamtliche sowie Engagierte in der Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln.

Geleitet wird die „Aktion Neue Nachbarn“ von Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel und Weihbischof Ansgar Puff. Neben den Integrationsbeauftragten der Aktion, die in den Stadt- und Kreisdekanaten angesiedelt und dort für die Vernetzung und die Ansprechbarkeit für Ehrenamtliche zuständig sind arbeiten 8.700 Menschen ehrenamtlich mit. Von 2014 bis 2024 sind insgesamt 63,4 Millionen Euro für die Aktion Neue Nachbarn und die Flüchtlingshilfe des Erzbistums Köln eingesetzt worden. Die Flüchtlingshilfe ist in vielen Bereichen der sozial-caritativen Arbeit ein integraler Bestandteil.

Hotline für Flüchtlingsfragen: Telefon: 0221 1642 1212, E-Mail: fluechtlingshilfe@erzbistum-koeln.de, werktags von 9 bis 16 Uhr, Internet: https://aktion-neue-nachbarn.de

Unser Gesprächspartner:  Klaus Hagedorn, Jg. 1959, Koordinator der Flüchtlingshilfe im Generalvikariat des Erzbistums Köln, war seit Januar 2015 Koordinator der Flüchtlingshilfe im Erzbistum. Nach Studium der Sozialpädagogik an der FH Düsseldorf ging der Diplom-Sozialpädagoge zunächst in die offene Jugendarbeit in den Städten Velbert und Wuppertal, war ab 1992 Flüchtlingsberater beim Caritasverband für den Kreis Mettmann und anschließend in verschiedene Leitungsfunktionen, u.a. Abteilungsleiter für Integration sowie Beschäftigungsförderung und Projektentwicklung. Zu seinen Hauptaufgaben gehörte die Abwicklung der Anträge auf Mittelzuweisung aus dem Soforthilfefonds für die Flüchtlingshilfe, Beratung der Antragsteller und Behandlung des Themas „Wohnraum für Flüchtlinge“ durch Beratung interessierter Kirchengemeinden und Vermittlung an Unterbringungsbehörden.

Freitag, 20.06.2025