Besondere Schote: die Monstranzbohne
Mittwoch, 18.06.2025

Monstranzbohne / KIP
Die Natur bietet manches Sonderbares: Vor Fronleichnam morgen der Blick auf die Monstranzbohne, die noch bis Juli ausgesät werden kann. Die Kerne der alten Bohnensorte gaben ihr den Namen, sie wird auch als „Engelsbohne" oder „Gottesbohne" bezeichnet.
INFO: Die Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) aus der Gattung Phaseolus, Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae), wird je nach Wuchsform wird die Art auch als Buschbohne oder Stangenbohne bezeichnet. Die einjährige Rankpflanze gelangte im 16. Jahrhundert aus Mittel- und Südamerika nach Europa iund verdrängte die bis dahin angebauten Acker- und Kuhbohne. Die Monstranzbohne wurde früher in vielen Klöstern angebaut, vor allem wegen ihrer geheimnisvollen Zeichnung, die an eine Monstranz erinnert. Denn die Samen der Monstranzbohne zeigen eine Art Gefäß, das einen hellen Kreis umschließt - wie die Monstranz, ein vergoldetes Schaugefäß für die Hostie, die als geweihtes Brot für den gegenwärtigen Gott steht. Bei manchen Sorten sind außerdem Flügel zu erkennen, so dass die Bohne auch „Engelsbohne“ genannt wird. Somit wurde die Monstranzbohne auch für die Fertigung von Rosenkränzen genutzt. Sie bevorzugen einen sonnigen Standort mit humushaltigem Boden und werden zwischen Mai und Juli ausgesät. Anfang September bis Mitte Oktober können sie geerntet werden und schmecken gut als Suppe oder im Salat.
Monstranz: Die Monstranz (von lateinisch monstrare „zeigen“) ist ein liturgisches Schaugerät (Ostensorium), meist kostbar mit Gold und auch mit Edelsteinen gestaltet. Über einen Fensterbereich wird bei Gottesdiensten und Prozessionen eine konsekrierte Hostie („das Allerheiligste“) zur Verehrung und Anbetung gezeigt. Man unterscheidet Turm-, Altarretabel- oder Laternenmonstranzen, die Scheibenmonstranz und die Sonnen- oder Strahlenmonstranzen. Die halb- oder auch kreisrunde Vorrichtung zur Befestigung der Hostie heißt wegen ihrer halbmondartigen Form Lunula (von lat. luna „Mond“).
Fronleichnam: Immer am 2. Donnerstag nach Pfingsten wird in der römisch-katholischen Kirche das Fest Fronleichnam gefeiert. Fronleichnam ist gesetzlicher Feiertag in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie in ausgewählten Gemeinden in Sachsen und Thüringen. Der Name klingt morbide, aber mit Sterben und Tod hat dieser Tag rein gar nichts zu tun – ganz im Gegenteil. Das Fest geht zurück auf eine Vision der später heiliggesprochenen Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahre 1209. Sie habe, so wird berichtet, beim Beten den Mond gesehen, der an einer Stelle verdunkelt gewesen sei. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond die Kirche bedeute, der dunkle Fleck das Fehlen eines Festes des Eucharistie-Sakraments. Das Wort Fronleichnam leitet sich ab aus dem Althochdeutschen „vron“ für „Herr“ und „licham“ für „Leib“ und bedeutet übersetzt so viel wie „Fest des Leibes und Blutes Christi“. Es erinnert an die Einsetzung des Altarsakraments durch Jesus selbst (Brot und Wein bei der Abendmahls- bzw. Eucharistiefeier) und wurde zum ersten Mal im Jahr 1246 im Bistum Lüttich gefeiert. Papst Urban IV. führte es 1264 als allgemeines Kirchenfest ein, 1317 legte Papst Johannes XXII. den Donnerstag als Festtag fest.
Zur Fronleichnams-Feier gehört bis heute eine Prozession, bei der die Gläubigen hinter der Monstranz herziehen, die als Symbol für den Leib Christi eine geweihte Hostie enthält. In dieser Art wurde das Fest erstmals 1279 in Köln begangen. Im Mittelalter wurde der Feiertag später zunehmend dazu genutzt, um zusätzliche Ablassgelder zu gewinnen. Nicht zuletzt deshalb war der Reformator Martin Luther ein ausdrücklicher Gegner des Fronleichnamsfestes: Er bezeichnete es 1527 als das „schädlichste aller Feste“ und betrachtete die Prozessionen als unbiblisch und als Gotteslästerung. Nach dem Konzil von Trient (1545 und 1563) gewann das Fest als „antiprotestantische Demonstration“ an Bedeutung, wurde im Barock zunehmend prunkvoller und nach dem von Preußen ausgehenden Kulturkampf zur Demonstration der katholischen Sammlung und Stärke. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus erfuhren die Prozessionen eine zusätzliche politische Bedeutung. Heute wirken nicht selten evangelische Pastoren in Amtstracht bei der Fronleichnamsfeier mit: Mit Blick auf die traditionellen Fronleichnamsprozessionen eint katholische und evangelische Christen das biblische Bild vom „wandernden Gottesvolk“, dessen Mitte Christus als das „Brot des Lebens“ ist. In der Orthodoxen Kirche ist die Zurschaustellung des eucharistischen Brotes dagegen unbekannt.
Die Prozession ist seit 1279 besonders traditionsreich in Köln: Hier begleiten heute bei der „Mülheimer Gottestracht“ (www.muelheimer-gottestracht.de) mehr als 100 Boote das große Schiff mit dem Allerheiligsten auf dem Rhein. Fronleichnam ist gesetzlicher Feiertag überwiegend katholischen Gegenden - in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, aber auch in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen, im Saarland sowie teilweise in Sachsen und Thüringen.