Anne muss ins Krankenhaus

von Carsten Griese

Montag, 23.03.2020

Arzt tröstet Patienten
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Zuwendung und Nähe können genauso heilsam sein wie Medikamente.

Abstand halten – Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme in diesen Tagen. Carsten Griese ist Pfarrer und gerade jetzt will er für die Menschen da und bei Ihnen sein. Dass das gar nicht so einfach, aber trotzdem möglich ist, erzählt er in seinem heutigen Beitrag:

Der Anruf erreichte mich vor einer Woche. "Hast du schon gehört? Anne muss ins Krankenhaus?". Ich war betroffen. Ausgerechnet Anne. Jahrzehntelang war sie aktiv in unserer Kirchengemeinde. Sie hatte sich um andere gekümmert, Ausflüge organisiert oder die Kasse geführt. Ich ging noch am gleichen Abend zu ihr, um sie zu besuchen. Sie erzählte mir, was die Ärzte gesagt hatten und dass sie ihre Kinder informiert habe, die weit entfernt wohnten. Sie war noch selbstständig und fit, aber war alt geworden und wohnte allein. In zwei Tagen müsse sie ins Krankenhaus, sagte sie. Ich versprach ihr, sie zu besuchen.

Aber in den vergangenen Tagen stellt das Coronavirus alles auf den Kopf: Besuchszeiten in Krankenhäusern wurden untersagt oder eingeschränkt. Verständlich - Durch Besuche könne gerade das Leben älterer und kranker Menschen gefährdet werden.

Ich muss gestehen: der Verzicht auf Kontakt als Form der Anteilnahme fällt mir schwer.

Aber es gibt andere Möglichkeiten der Nächstenliebe: ein Brief, der Anruf oder das Gebet für einen anderen Menschen.

Montag, 23.03.2020