Bezahlen mit Daten

von Juergen Marx

Mittwoch, 09.03.2016

Big Data
Beitrag anhören

Daten sind begehrt.

SMS, Emails, Telefonate, Apps, Kreditkarten, Onlinebanking… Alles gut schön und bequem. Doch langsam melden sich auch die Stimmen zu Wort, die "Vorsicht!" rufen. Denn die Daten werden nicht immer vertrauensvoll behandelt.

Die Warnungen kommen durchaus nicht nur von den ewig Gestrigen, die vor jeder technischen Neuerung warnen.

So macht der Medienethiker Dr. Alexander Filipović darauf aufmerksam:

"Dass wir mit unseren Daten Produkte wie Facebook und Google Mail bezahlen, hat sich mittlerweile rumgesprochen. Die Frage bleibt, ob das ein gutes Geschäft ist. WhatsApp wurde für 19 Milliarden Dollar verkauft und der eingepreiste Wert dieser App besteht vor allem darin, dass sie im Besitz von schätzungsweise 90% aller, also weltweit aller Mobilfunknummern ist. Unsere Daten, Daten die zu unserer Person gehören und Daten, die im Zuge unserer Kommunikation anfallen, sind offensichtlich bares Geld wert. Wir geben Google damit Gelegenheit, mit unglaublichen Mengen Barreserven auf Einkaufstour zu gehen und ein Imperium zu schaffen, das historisch seinesgleichen sucht.

Sollten wir unsere Daten nicht teurer verkaufen? Wie auch immer: Wir merken schon gar nicht mehr, wie sehr wir mittlerweile an den Deal gewöhnt sind, dass uns das Tor zur Kommunikation nur aufgeschlossen wird, wenn wir unsere Daten preisgeben. Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, dass jede Kommunikation von Werbeeinblendungen begleitet wird, die in enormem Ausmaß personalisiert ist. Fernsehleute werden zunehmend nervös, weil sie ein weiteres goldenes Zeitalter des Fernsehens anbrechen sehen: Sender wissen schon heute sehr genau, wer die Sendungen schaut, weil schon viel auf den Websites geschaut wird.

Wenn in naher Zukunft auch das Wohnzimmergerät mit dem Internet verbunden ist und wegen Log-Ins und über Sensoren klar ist, wer davor sitzt, dann wird der TV-Unternehmer-Traum von personalisierter Werbung im Fernsehen endlich wahr. Dass Pro7/Sat 1 über ihre Beteiligungstochter Anteile an Zalando hält, macht in diesem Kontext natürlich ökonomisch Sinn.

Die Datenökonomie als Paradigma für sämtliche Kommunikations- und Medienprodukte führt dazu, dass unsere Kommunikation und unsere Medienrezeption in einer rein ökonomischen, datengetriebenen Infrastruktur stattfinden und somit abhängig sind von wirtschaftlichen Interessen."

Hier lesen Sie seinen Vortrag "Big Data: Medienethische Fragen zur

digitalen Vermessung der Welt"

Mittwoch, 09.03.2016