Blick in die nächste Woche: Fronleichnam

von Christof Beckmann

Samstag, 15.06.2019

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Monstranz zur Fronleichnamsprozession, Fotos/Montage: KiP

Nächste Woche beginnt der Evangelische Kirchentag, viele schwärmen zu Kurzurlauben aus und die Fronleichnamsprozessionen ziehen durch die Straßen. Was ist so besonders an diesem arbeitsfreien Tag? Mehr mit Pastoralreferent Mathias Albracht aus Münster...

INFO: Das Wort Fronleichnam leitet sich ab aus dem Althochdeutschen „fron“ für „Herr“ und „lichnam“ für „Leib“ und bedeutet übersetzt so viel wie „Fest des Leibes und Blutes Christi“. Es erinnert an die Einsetzung des Altarsakraments durch Jesus selbst (Brot und Wein bei der Abendmahls- bzw. Eucharistiefeier) und wurde zum ersten Mal im Jahr 1246 im Bistum Lüttich gefeiert. Das Fest geht auf eine Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahre 1209 zurück, das 1264 von Papst Urban IV. zum Fest der Gesamtkirche erhoben wurde. 1317 legte Papst Johannes XXII. den Donnerstag als Festtag fest.

Üblicher Termin für das Fronleichnamsfest am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest (1. Sonntag nach Pfingsten). Hunderttausende Gläubige begleiten die konsekrierte Hostie in einer Monstranz feierlich unter Gesang und Gebet durch die Straßen. An vier Stationen („Altären“) werden das Evangelium verlesen, Fürbitten gesprochen, und der Segen für die gesamte Bevölkerung gespendet.

Zur Fronleichnams-Feier gehört bis heute eine Prozession, bei der die Gläubigen hinter der Monstranz herschreiten, die als Symbol für den Leib Christi eine geweihte Hostie enthält. In dieser Art wurde das Fest erstmals 1279 in Köln begangen. Im Mittelalter wurde der Feiertag später zunehmend dazu genutzt, um zusätzliche Ablassgelder zu gewinnen. Nicht zuletzt deshalb war der Reformator Martin Luther ein ausdrücklicher Gegner des Fronleichnamsfestes: Er bezeichnete es 1527 als das „schädlichste aller Feste“ und betrachtete die Prozessionen als unbiblisch und als Gotteslästerung. Heute dagegen wirken nicht selten evangelische Pastoren in Amtstracht bei der Fronleichnamsfeier mit. In der Orthodoxen Kirche ist die Zurschaustellung des eucharistischen Brotes dagegen unbekannt.

Nach dem Konzil von Trient (1545 und 1563) gewann das Fest als „antiprotestantische Demonstration“ an Bedeutung. Die römisch-katholische Kirche nutzte vor allen Dingen die Prozession dazu, um demonstrativ ihren Alleinanspruch über die Eucharistie klar zu machen. Als Reaktion darauf wurde es in manchen gemischt-konfessionellen Gebieten üblich, dass die protestantischen Bauern den Mist gerade an Fronleichnam auf die Felder ausbrachten.

Die gegenseitigen Provokationen gehören inzwischen der Vergangenheit an. Mit Blick auf die traditionellen Fronleichnamsprozessionen eint katholische und evangelische Christen das biblische Bild vom „wandernden Gottesvolk“, dessen Mitte Christus als das „Brot des Lebens“ ist. Ein wirklich ökumenisches Fest ist es aber trotzdem nicht. Dazu ist in beiden Konfessionen das theologische Verständnis des Abendmahls, das im Zentrum der Fronleichnamsfeier steht, zu unterschiedlich. Fronleichnam ist gesetzlicher Feiertag in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie in ausgewählten Gemeinden in Sachsen und Thüringen.

Die Prozession ist seit 1279 besonders traditionsreich in Köln: Hier begleiten bei der „Mülheimer Gottestracht“ (www.muelheimer-gottestracht.de) mehr als 100 Boote das große Schiff mit dem Allerheiligsten auf dem Rhein. Fronleichnam ist gesetzlicher Feiertag überwiegend katholischen Gegenden - in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, aber auch in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen, im Saarland sowie teilweise in Sachsen und Thüringen.

Unser Gesprächspartner: Pastoralreferent Mathias Albracht, im Sauerland aufgewachsen, ist im Bistum Münster für Verkündigung in Rundfunk, TV und sozialen Medien zuständig. Er studierte 2008-2014 Theologie in Paderborn und verbrachte ein Auslandssemester im schwedischen Uppsala. Nach einem Praktikum im Bistum Hildesheim – u.a. für das ökumenische Projekt „Kirche²“ - begann er im Bistum Münster die Ausbildung als Pastoralassistent in St. Josef in Oldenburg im niedersächsischen Bistumsteil. Kontakt: Tel. 0251 / 495-1199, E-Mail: albracht@bistum-muenster.de.

Samstag, 15.06.2019