Ein Apostel mit Brille

von Michael Nitzke

Freitag, 16.06.2023

Bild vom Wildunger Altar
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Altes Bild mit moderner Message

Er ist einer der berühmtesten Maler Westfalens. Conrad von Soest. Sein Vater zog aus Soest nach Dortmund, dort kam Conrad um 1370 auf die Welt: Sein größtes erhaltenes Werk steht in Hessen: der Wildunger Altar. Den hat Michael Nitzke besucht:

Ich betrete die evangelische Stadtkirche in Bad Wildungen und sehe das monumentale Werk, sechs Meter breit. Conrad hat dreizehn Bilder aus der Geschichte von Jesus Christus gemalt. Das größte ist die Kreuzigung. Berühmt geworden sind zwei der kleinen Bilder.

Links sehe ich Maria mit dem Christkind. Davor kniet Josef, aber nicht, weil er etwa betet. Er bereitet einen Brei für das Jesuskind vor. Auf einer kleinen Feuerstelle steht ein Topf. Es sieht so aus, als ob Josef probiert, ob das Essen schon fertig ist. Eine seltene Darstellung.

Rechts erkenne ich die Pfingstgeschichte. Unter den Menschen aus aller Herren Länder trägt einer eine Brille. Die ersten Brillen kamen hundert Jahre vorher aus Venedig. Neuigkeiten verbreiteten sich damals langsam. Der Brillenapostel aus Bad Wildungen ist die erste Darstellung einer Brille nördlich der Alpen.

Ich finde die beiden Bilder beeindruckend: Der Brillenapostel nutzt neue Technik und muss auf das Lesen der Bibel nicht verzichten. Josef kümmert sich wie ein moderner Vater um die praktischen Dinge in der Familie.Conrad von Soest bezieht in seinem Altar das alltägliche Leben seiner Zeit in das Glaubensleben ein.

Mehr Infos zum Wildunger Altar bekommt Ihr hier: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/GDFPBH5WVXVTZ67C3FUNU2FW2C2ZAVLB

Freitag, 16.06.2023