Essen sein Schatz

von Christof Beckmann

Freitag, 18.10.2019

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Goldene Madonna im Essener Dom, Foto & Montage: KiP-NRW

Die älteste Marienfigur der Welt, das wichtigste Kunstwerk des Ruhrgebiets und „Essen sein Schatz“: Die Geschichte der „Goldenen Madonna“ wird im Rosenkranzmonat in der Essener Domschatzkammer in Texten, Bildern und ungewöhnlichen Exponaten erzählt...

INFO: Sie ist die älteste Marienfigur der Welt, das wichtigste Kunstwerk des Ruhrgebiets und „Essen sein Schatz“ – mit einer Sonderausstellung erzählt die Essener Domschatzkammer seit Samstag, 12. Oktober, die Geschichte der Goldenen Madonna in Texten, Bildern und ungewöhnlichen Exponaten. Anlass der Schau bis zum 2. Februar ist das 60-jährige Jubiläum der päpstlichen Anerkennung der goldenen Marienfigur als Patronin des Bistums Essen.

Die Goldene Madonna, eine der frühesten Plastiken des europäischen Mittelalters, ist das älteste rundplastische Marienbild der Welt. Dargestellt ist Maria als ‚Mutter vom guten Rat‘, die Patronin des Bistums Essen. Täglich kommen auch im Rosenkranzmonat Oktober viele Gläubige in den Essener Dom, um vor der Skulptur zu beten. Sie entstand um 980 zur Amtszeit der Essener Äbtissin Mathilde, einer Enkelin Kaiser Ottos des Großen. Die 74 cm hohe Figur ist aus Pappelholz geschnitzt, das mit dünnem Goldblech überzogen ist. Gezeigt wird die Plastik als „Sedes sapientiae / Sitz der Weisheit“ – einem der Attribute, die Maria zugeschrieben werden. Sie sitzt auf einem Schemel und hält das Jesuskind auf ihrem linken Oberschenkel. Mit der rechten Hand hält sie ihm eine Kugel hin, die als Reichsapfel oder Weltkugel gedeutet werden. Sie wird von Christus gesegnet. Am Fest Mariä Lichtmess am 2. Februar wurde Maria im Mittelalter mit einer goldenen Krone gekrönt, die als Kinderkrone Ottos III. galt, aber auch bei großen Prozessionen an den Bitt-Tagen vor Christi Himmelfahrt und am Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August durch die Kirche und die Straßen getragen.

Die Essener Domschatzkammer: Die im Vergleich mit anderen Domschätzen vergleichsweise kleine, aber besonders kostbare Sammlung der Essener Domschatzkammer gibt Einblicke in die lange Geschichte des Essener Stiftes. Die religiöse Frauengemeinschaft wurde um 850 im sächsischen Asnide, dem späteren Essen, als Stift für adlige Frauen und Mädchen gegründet, die eine zu ihrer Zeit ausgezeichnete Bildung erhielten. Aus der Liturgie des Frauenstiftes erwuchs der Essener Schatz, der mit seinen Kunstwerken aus dem 10. und 11. Jahrhundert als die weltweit bedeutendste Sammlung ottonisch-salischer Goldschmiedekunst gilt. Noch heute werden einige der liturgischen Geräte im Gottesdienst in der Domkirche benutzt.

Essen gehörte zur Blütezeit im 10. und 11. Jahrhundert neben Quedlinburg und Gandersheim zu den Familienstiften des ottonischen Kaiserhauses: In dieser Zeit entstanden die vier Vortragekreuze, das Essener Schwert und die Essener Lilienkrone, das Kreuznagelreliquiar, das Evangeliar der Äbtissin Theophanu mit dem berühmten Bucheinband und weitere Kunstwerke, die heute in der Domschatzkammer aufbewahrt werden. Der Siebenarmige Leuchter, ebenfalls um 1000 geschaffen, schmückt noch heute die Essener Domkirche, bedeutendstes Kunstwerk dieser Blütezeit ist die Goldene Madonna. Ebenfalls einzigartig ist die Gruppe der rund 30 gotischen Kunstwerke des Domschatzes: Reliquiare, Kreuze, Kelche, Monstranzen, Handschriften und die größte Sammlung emaillierter sogenannter Burgunder-Broschen gehören zu den Preziosen der Essener Münsterkirche. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11.00–17.00 Uhr, Informationen zu Führungen hier.

Kontakt: Domschatzkammer Essen, Burgplatz 2, 45127 Essen, Tel. 0201 / 2204-206, E-Mail: domschatz@bistum-essen.de, Internet: www.domschatz-essen.de, www.frauenstift.de, www.bistum-essen.de. Leitung: Andrea Wegener M.A., Leitung der Domschatzkammer und der Schatzkammer St. Ludgerus Essen-Werden, Tel. 0201 / 2204 573, E-Mail: andrea.wegener@bistum-essen.de. Vita und Veröffentlichungen von Andrea Wegener.

Maria: Die Mutter Jesu, Tochter von Joachim und Anna, Mutter Jesu (* um 20 v. Chr., † 15. August 48 in Jerusalem oder in Ephesus), ging nach der Überlieferung nach Jesu Tod und Auferstehung mit dem „Lieblingsjünger“ Johannes nach Ephesus. Dort wird erstmals 431 ihr Grab beim Konzil von Ephesus benannt, das den Titel Marias als „theotokos”, „Gottesgebärerin”, bestätigte. Ihr angebliches Sterbehaus, das Meryemana (Marien-Haus) liegt am Bülbül-Dag, dem „Nachtigallenberg" bei Selçuk - auch viele Muslime verehren dort die „Mutter des Propheten". Maria als Vorbild des Glaubens und als „Mutter” der katholischen Kirche. Nach den dogmatischen Aussagen der katholischen Kirche ist Maria wahre Gottesmutter; sie hat Jesus jungfräulich durch den Heiligen Geist empfangen; sie wurde ohne Erbsünde empfangen, blieb in ihrem Leben ohne Sünde und ist mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden. Vom 12. Jahrhundert an wird Maria mit dem Kind als „Madonna” verehrt; nach der Apokalypse (Offenbarung 12) ist sie die vom Drachen verfolgte Frau, die das Kind zur Welt bringt und die „von der Sonne bekleidet, von Sternen bekrönt auf dem Monde steht.” Die Monate Mai und Oktober gelten im Kirchenjahr als „Marienmonate“, die mit speziellen Andachten begangen werden.

Rosenkranzmonat: Der Oktober gilt neben dem Mai als „Marienmonat“ und stellt eine besondere Gebetsform in den Mittelpunkt: Der „Rosenkranz“ leitet sich von den an einer Perlenkette entlang gebeteten Gebeten ab. Diese Perlenschnüre gehen bis zu den Anfängen des Christentums zurück und sind auch in anderen Religionen verbreitet. Der Rosenkranz besteht aus einem Kreuz und 59 Perlen. 55 davon - 50 kleinere und fünf größere - bilden eine zusammenhängende Kette. Eine der größeren Perlen dient als Verbindungsglied zu einer weiteren Kette mit drei kleineren Perlen, einer größeren und einem Kreuz.

Nicht historisch ist die Legende, dass der heilige Dominikus, Gründer des Dominikanerordens, die heutige Form des Rosenkranzes 1208 bei einer Marienerscheinung empfangen und in seinem Orden eingeführt haben soll. Durch den Kartäusermönch Heinrich von Kalkar (1328-1408) kam die Gewohnheit auf, fünfmal zehn „Ave Maria" zu beten und jeden Zehnerblock mit einem „Vater Unser" zu beginnen und einem „Ehre sei dem Vater" zu beenden. Die heute gebräuchliche Form des Rosenkranzes entstand im Advent 1409. Der Trierer Kartäuser Dominikus von Preußen († 1460) fasste die Ereignisse des Lebens Jesu in 50 Schlusssätzen zusammen, die sich an den ersten Teil des Ave Maria anschlossen. Adolf von Essen verkürzte sie auf 15. 1508 wurde dem Ave Maria der Schluss „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns ..." angefügt.

Zur Eröffnung des katholischen Rosenkranzes wird mit dem Kreuz und dem Glaubensbekenntnis begonnen, darauf folgen fünfmal zehn kleinere Kugeln für die Ave Maria und eine davon abgesetzte große für das Vater Unser und Ehre sei dem Vater. Zehn Ave Maria, ein Vater Unser und ein Ehre sei dem Vater bilden ein Gesätz, fünf dieser Gesätze einen Rosenkranz. In den Gesätzen des Rosenkranzes werden die freudenreichen Geheimnisse, die lichtreichen Geheimnisse, die schmerzhaften Geheimnisse und die glorreichen Geheimnisse betrachtet. Das vollständige Rosenkranzgebet umfasst drei Rosenkränze, also 150 Ave Maria in Analogie zu den 150 Psalmen.

Der Rosenkranz in traditioneller Form als Gebetsschnur - es gibt ihn auch als Rosenkranz-Gebetsring - existiert in unzählig unterschiedlichen Ausführungen, die nach dem Zeitgeschmack variieren. Zahlreiche Ordensleute tragen einen Rosenkranz an ihrem Gürtel. Eine Auswahl von Gebetstexten bietet katholisch.de: Das Kreuzzeichen, Das Vaterunser, Das Ave Maria, Das Glaubensbekenntnis, Ehre sei dem Vater, Das Rosenkranzgebet, Gebete für jeden Tag, Das Benedictus, Das Magnificat, In allen Sprachen beten, Kindern das Beten erklären, Gebet für die Tiere. Mehr: http://www.katholisch.de/glaube/unsere-gebete

Freitag, 18.10.2019