Hoffnungsmelodie

von Carsten Griese

Mittwoch, 07.04.2021

Blüte auf einem Notenblatt
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Lieder sind Hoffnungsträger

Eine Universität hat mal erforscht, was ein Lied braucht, um im Kopf zu bleiben – um ein Ohrwurm zu werden: Rhythmische Wiederholungen zum Beispiel oder wenige Überraschungen in der Melodie. Carsten Griese hat noch einen Ohrwurmgrund parat: Hoffnung

Dieter gehört eindeutig zur Risikogruppe. Er ist alt und hat Vorerkrankungen. Geimpft ist er noch nicht. Er steht an seinem Gartentor mit Kappe auf dem Kopf. Ich freute mich, ihn zufällig zu treffen. In unserer Gemeinde ist er seit Jahrzehnten aktiv und spielt im Posaunenchor. Wir begrüßen uns in gebührendem Abstand. "Wie geht es dir?", rufe ich ihm zu. Er lächelt verschmitzt und sagt: "Mir geht es so gut wie lange nicht mehr, keinen Zeitdruck, alles viel ruhiger als vorher."

Ich muss grinsen. Klar, Corona nervt: Kurzarbeit, Kontakteinschränkungen und Sorge um die wirtschaftliche Existenz. Dazu kommt die Angst, selber zu erkranken, bevor man endlich geimpft ist. Im kurzen Gespräch mit Dieter ist davon nichts zu spüren. Andere kaufen für ihn ein und sorgen sich um ihn.

An Ostern hat er zur Freude seiner Nachbarn einen alten Choral im Garten auf seiner Posaune gespielt: "Christ ist erstanden". Ein Hoffnungslied. Die Nachbarn haben zugehört und applaudiert. Dieses Osterlied hat Menschen in schwierigen Zeiten schon oft ermutigt ermutigt. Es ist über 1000 Jahre alt und wurde in Krisen, nach Kriegen oder Epidemien, in den christlichen Gottesdiensten zu Ostern gesungen. Auch daran muss ich denken, als Dieter erzählt wie er Ostern im Garten Posaune gespielt hat.

Ich verabschiede mich und summe beim Weggehen die Melodie des alten Liedes: „Christ ist erstanden, drum lasst uns alle froh sein. Christi will unser Trost sein“.

Mittwoch, 07.04.2021