Masken und Moral

von Carsten Griese

Samstag, 10.04.2021

Nähmaschine
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Ein Nähkreis zeigt, wie es richtig geht

Sie ist ihm in Erinnerung geblieben: Die Nähgruppe von Carsten Grieses Kirchengemeinde Witten-Rüdinghausen. Warum? Weil hier einfach geholfen wurde. Ehrenamtlich und unentgeltlich

Es gibt relativ wenige Anlässe, an die ich mich im März 2020 gerne zurückerinnere. Eine davon ist definitiv die Hilfsbereitschaft im ersten Lockdown. Erinnert ihr euch noch? Da wurde füreinander eingekauft, da gab es Konzerte auf dem Balkon und als klar war, dass die Masken knapp waren, haben die Frauen aus der Nähgruppe meiner Kirchengemeinde sofort losgelegt: Sie kauften Stoff, besorgten Schnittmuster und schmissen die Nähmaschinen an. Über 700 Masken wurden mit ehrenamtlichem Einsatz genäht und fertiggestellt. Gut gemacht und auch noch schön anzusehen.

Die Nachfrage in der Gemeinde war riesig, auf Anfrage wurden sie verteilt und in die Briefkästen geworfen: an ältere Menschen und alle, die nicht wussten, wo sie eine Maske bekommen konnten. Viele halfen bei der Aktion mit. Selbstverständlich, ehrenamtlich, unentgeltlich.

Diese Geschichte aus meiner Kirchengemeinde fiel mir ein als ich davon hörte, dass zwei Bundestagsabgeordnete der Union Provisionen für die Vermittlung von Schutzmasken bekommen hatten. Es mögen Einzelfälle sein, genau weiß man es nicht, aber: Transparenz bei Lobbytätigkeiten müsste eigentlich selbstverständlich sein. Für Bundestagsabgeordnete sollte gelten, was für die Frauen aus der Nähgruppe meiner Kirchengemeinde selbstverständlich ist. In einer Notlage hilft man sich. Ehrenamtlich und unentgeltlich.

Samstag, 10.04.2021