Zweifelnder Glaube

von Carsten Griese

Dienstag, 06.04.2021

Drei Kreuze
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Glauben heißt auch zweifeln

Normalerweise plätschern die letzten Schulstunden vor den Ferien gerne so dahin. In der letzten Religionsstunde vor Ostern wurde es bei Pfarrer Carsten Griese aber nochmal richtig spannend:

Ich zeige einer Grundschulklasse einen Film, der für Kinder das Leben, Sterben und die Auferstehung Jesu zeigt. Gut gemacht, mit animierten Puppen, alles auf der Grundlage der biblischen Berichte. Der Film endet mit einer Szene, in der Auferstandene seinen Schülerinnen und Schülern erscheint.

 

Am Ende der Stunde fragt mich Tom: „Sag mal, stimmt das mit der Auferstehung?“

 „Ja, ich glaube daran“, antworte ich kurz.

Darauf erwidert Ben: „Ne, ich nicht. Wie soll das gehen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ein Toter auf einmal wieder da. Ich glaub das nicht. Ich glaube nur was ich sehe“.

Luke wirft ein: „Wenn der Jesus auferstanden ist, wenn der im Himmel ist, dann will ich mal was vom ihm sehen hier im Dorf. Der Jesus soll mal runterkommen.“

Es klingelt, die Stunde ist zu Ende. Tom, der die Frage gestellt hat, geht langsam raus und sagt: „Ich glaube auch, dass der Jesus wieder auferstanden ist. Es gibt so vieles Unvorstellbares was ich nicht verstehe. Ich glaub´ daran.“ Die anderen bleiben skeptisch. „Schöne Osterferien!“ Weg sind sie.

Mich beschäftigt dieses Gespräch aus der Schule noch etwas länger. Denn ich vermute, es ist den Jüngern Jesu nach dessen Tod ähnlich ergangen wie meinen Schülern. Einige werden angezweifelt haben, was die Frauen vom leeren Grab erzählten. Es gab Thomas, den Zweifler, der Jesus sehen und berühren wollte. Und es gab diejenigen, die wie Tom darauf vertrauten, dass Gott auch Unvorstellbares möglich machen kann.

Und ich glaube, dass es Gott nicht schlimm findet, wenn jemand an der ganzen Geschichte zweifelt. Denn zweifeln gehört zum Glauben. 

Dienstag, 06.04.2021