Kurzauftritte in der Bibel: Nathan bei König David

von Daniel Schneider (Foto: Lea Barnowsky)

Dienstag, 28.07.2020

Nathan bei König David - Szene in einem Kirchenfenster
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Ein Fenster in der Stadtkirche Schwabach zeigt die Begegnung von König David und Nathan. (Foto: Wolfgang Sauber - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46188589 ; Zuschnitt: Manfred Rütten

In vielen Filmen sind sie auf einmal da, haben einen kurzen, aber eindrucksvollen Auftritt und verschwinden dann wieder. Schauspieler oder Gaststars im Kurzeinsatz.

Eine sehr interessante Gastrolle hat auch eine Figur der Bibel. Der Mann heißt Nathan und hat einige Verse lang die Aufgabe, einem König mal ordentlich die Meinung zu sagen. Im Auftrag Gottes. Denn dieser König, David, hatte einem seiner Soldaten die Frau ausgespannt. Und damit nicht genug. Er hat den Soldaten in ein Himmelfahrtskommando geschickt, wo er dann auch getötet wurde. Das fand Gott nicht gut. Und Nathan sollte das ausrichten. Im Namen Gottes.

Das gestaltete sich etwas schwierig. Denn Könige darf man nicht so einfach auf einen Fehler hinweisen. Deshalb trickst Nathan David aus. Er erzählt eine Geschichte, die genau das Thema behandelt: Ein Mensch nimmt einem anderen Menschen etwas weg, nur so verfremdet, dass David nicht checkt, dass es um ihn geht. Das funktioniert. David wird sehr wütend. Er fragt: „Wer ist dieser Mann? Dafür soll er büßen.“ Touché. Ich stelle mir vor, dass Nathan eine kurze Pause gemacht hat und dann antwortet: „Du bist es selbst, mein lieber David.“ Das wars. Auftrag erfüllt. David wurde bestimmt rot.

Ich rege mich auch gerne über Ungerechtigkeiten aus. Wenn Menschen über andere lästern zum Beispiel. Komischerweise habe ich aber manchmal wenig Probleme damit, mich über andere auszulassen, wenn die nicht anwesend sind. Oft fällt mir das zu spät auf. Dann schäme ich mich. Wie David.

Dienstag, 28.07.2020