Michael: Wer ist wie Gott?

von Johanna Risse

Dienstag, 29.09.2020

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Sablés du Mont Saint-Michel, Bild: thekitchenlioness.com

Was der „Deutsche Michel“, ein etwas schlafmütziger Biedermann, mit ihm zu tun hat, ist ein Rätsel. Aber sei Gedenktag erinnert daran, dass der als der erste deutsche Schutzpatron galt. Zum Michaelstag gib's Tipps für Rezepte, die seinen Namen tragen.

ZUM REZEPT: Zum Michaelistag passen natürlich dann auch die Sablés du Mont Saint-Michel benannt nach der Benediktinerabtei Mont-Saint-Michel. Unsere „Küchenlöwin“ Andrea Mohr aus Bonn kennt viele fromme Rezepte und weil alles, was sie in Küche und Ofen zaubert, so lecker ist, veröffentlichen wir immer wieder gerne Rezepte von ihr, die gut ins Kirchenjahr passen. Kontakt: N. Andrea Mohr, E-Mail: nclndrmhr@gmail.com, Internet: http://kitchenlioness.blogspot.de. Hier ihr Text und Rezept zum heutigen Tag:

„Aubert von Avranches: Der Legende nach soll 708 nach Chr. der Erzengel Michael dem Bischof Aubert von Avranches im Traum erschienen sein und ihm mehrfach befohlen haben, ihm zu Ehren eine Kapelle zu errichten. Nach einigem Zögern von Seiten Auberts, soll der Erzengel ihm den Finger in den Schädel gebohrt haben und so begann der Bau auf dem Mont-Tombe (der damalige Name des Felsens) und wurde am 16. Oktober 709 eingeweiht. Dazu beschaffte Aubert Reliquien des Erzengels aus Monte Sant‘Angelo und besetzte die Kirche mit zwölf Kanonikern. Nach seinem Tod wurde Aubert auf seinen Wunsch in der Kapelle auf Mont-Saint-Michel bestattet. 1012 wurden seine Gebeine aufgefunden, in einem neuen Schrein beigesetzt und der Kopf gesondert verwahrt. Während der Französischen Revolution wurden die Reliquien geplündert und zerstreut. Ein durchbohrter Schädel befindet sich heute als Reliquie in der Kirche St. Gervais in Avranches. Aubert gilt in der römisch-katholischen Kirche als Heiliger. Sein Gedenktag ist der 10. September.

Abtei Mont-Michel: Über die Jahrhunderte veränderte sich der Bau: Von einer Kirche zu einer Abtei mit Festungsanlage und eigenem Dorf für die Bediensteten. 965/966 gründete eine Gruppe von Benediktinermönchen das Kloster. Während der französischen Revolution wurde die Abtei sogar ganz aufgelöst und diente bis ins 19. Jahrhundert gar als Gefängnis. Heute ist der mystische Klosterberg eines der besterhaltensten Bauwerke des Mittelalters. Seit 1966, dem Jahr der Jahrtausendfeier des Klosters auf dem Mont-Saint-Michel gibt es dort wieder Ordensleute, die gesamte Klosteranlage blieb jedoch in staatlicher Hand. Seit 1979 gehört die Insel mit ihrem imposanten Bauwerk zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 1998 ist der Mont St. Michel auch Teil des Jakobswegs in Frankreich. Mit fast 2,3 Millionen Besuchern jährlich ist der Mont St. Michel eines der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Frankreichs.

Normandie: Normandie ist bekannt für die gute Butter und so sind auch diese Sablés ein Gebäck, das traditionell mit der wunderbaren Salzbutter aus der Normandie und ohne Eier gebacken wird. Viele der gesalzenen Butter Varianten enthalten hochwertiges Meersalz wie das ‚sel de Guérande‘ oder ‚fleur de sel‘. Man kann die Butter aus der Normandie hier kaufen (zum Beispiel die ‚Beurre d'Isigny‘) oder man nimmt eine gute heimische Salzbutter oder eine ungesalzene Butter, sollte dann aber zirka 2g Salz dem Rezept hinzufügen.

Sablés du Mont Saint-Michel
(für zirka 35 Kekse)

Zutaten

Für den Teig
125g Salzbutter, Zimmertemperatur (wie ‚Beurre d´ Isigny, demi sel)
100g feinster Zucker
200g Weizenmehl (Type 450)
1/2 TL Backpulver
3 EL Milch, Zimmertemperatur
8g Bourbon Vanillezucker

Zum Bestreichen
1 Eigelb
2 EL Milch

Zubereitung
Die Butter schmelzen lassen, den Zucker hinzugeben und rühren bis er sich aufgelöst hat.
Das Mehl mit dem Backpulver mischen, dann die Butter-Zucker-Mischung zusammen mit der Milch und dem Vanillezucker dazugeben und vorsichtig zu einem glatten Teig verkneten.
Zu einer Kugel formen und in Frischhaltefolie wickeln, etwas flach drücken und am besten über Nacht aber wenigstens 2 Stunden kalt stellen.
Den Backofen auf 180°C vorheizen. Zwei Backbleche mit Backpapier belegen.
Das Eigelb mit der Milch verquirlen.
Den Teig zwischen Backpapier ausrollen (5 mm dick) und mit Ausstechern oder einem Glas, Kreise (ø 5 cm) ausstechen.
Die Kreise auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen, dabei zwischen den Kreisen etwas Platz lassen. Kreise mit verquirltem Eigelb bestreichen und nach Belieben mit einer Gabel Rillen ziehen.
Dann im vorgeheizten Backofen bei 180°C auf der 2. Schiene von unten 10 bis 12 Minuten goldgelb backen.
Kreise vom Backpapier lösen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.“

Engel: Der Name stammt aus dem lateinischen „angelus“ (altgriechisch ángelos) und bedeutet „Bote“ oder „Abgesandter“. Geflügelte Geistwesen, im vorderasiatischen Kulturraum weit verbreitet, gelten in den monotheistischen abrahamitischen Religionen des Judentums, Christentums und Islams von Gott erschaffen und ihm untergeordnet. In der jüdischen Tradition sind sie als übernatürliche Wesen bereits in der frühen Überlieferung des Volkes Israel wichtig - neben dem Erzengel Michael, der die Engels-Heere anführt, als Erzengel Gabriel, Botschafter Gottes, Raphael, Uriel, Jophiel, Zadkiel und Camael. So berichtet das Buch Henoch über Engel, ihre Namen, Aufgaben und charakteristischen Eigenschaften. Nach dem Alten Testament (2 Chr 3,10–13 EU schmückten zwei Engelsskulpturen (Cherubim) den Tempel Salomos. Auch im Christentum spielten Engel von Beginn an eine wichtige Rolle. In der frühchristlichen Kunst werden sie als Jünglinge - mit einer weißen Tunika bekleidet und ohne Flügel - dargestellt. Im Lukas- und im Markus-Evangelium lehrt Jesus, dass die Menschen nach der Auferstehung den Engeln gleich sind (Lk 20,35–36 EU, Mk 12,25–27 EU). Vor allem seit dem 15. und 16. Jahrhundert verbreitete sich in der Liturgie zudem die Verehrung der Schutzengel. Ihr Fest legte 1670 Papst Clemens X. für die katholische Kirche auf den 2. Oktober. Auch im Islam übermitteln Engel als Boten den Propheten die Offenbarungen Gottes.Das Gebet „Der Engel des Herrn“ oder der Angelus (lateinisch = der Engel) wird dreimal am Tag gebetet: Morgens um 6.00; mittags um 12.00, und abends um 18.00 Uhr. Drei Schriftzitaten folgen jeweils ein „Gegrüßet seist Du Maria“ (vgl. Ave Maria); abschließend folgen eine kurze Anrufung und Schlussgebet.

Erzengel Michael: Die in der Bibel namentlich genannten Erzengel Michael (hebr. „Wer ist wie Gott?“, lateinisch „Quis ut Deus?“), Gabriel und Rafael werden seit dem 4. Jahrhundert verehrt und in einem eigenen Fest gefeiert. Seit der Kalenderreform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil liegt der Termin auf dem 29. September. Michael und Gabriel gelten als Schutzengel des Volkes Israel, in der christlichen kämpft Michael den gefallenen „Lichtengel“ Luzifer nieder und ist Bezwinger des Teufels, den er in Gestalt des Drachen in die Hölle stürzt (Offb 12,7). Auch kennt ihn die kirchliche Tradition als „Seelenwäger“ am Tag des Jüngsten Gerichts. Mit seiner Posaune weckt er die Toten aus ihren Gräbern. Der in Rüstung, mit Schwert und Seelenwaage dargestellte „Himmelsfürst“ ist Patron von Friedhofs- und Burgkapellen. Von seinem Hauptheiligtum, dem Monte Sant'Angelo im apulischen Gargano verbreitete sich sein Kult in ganz Europa und wurde auch auf Raphael und Gabriel ausgeweitet. Zahlreiche Überlieferungen berichten von seinem aktiven Eingreifen: So soll er nach dem Gebet von Papst Gregor (590–604) um die Befreiung der Stadt Rom von der Pest mit dem Schwert in der Hand über dem Hadriansmausoleum erschienen sein – darauf ist der Name „Engelsburg“ zurückzuführen. Vor allem in militärischen Auseinandersetzungen spielt er eine Rolle: Die Stadt Konstantinopel soll er 626 vor den Awaren und 676 vor den Arabern errettet haben, 663 unterstützt er den Sieg der Langobarden bei Manfredonia, im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich leitete die Jungfrau von Orlèans (Jeanne d’Arc) 1425 ihre göttliche Sendung von seinem Erscheinen ab. In der Ostkirche wird Michael zudem als Heilkundiger verehrt.
In Deutschland spielt seine Verehrung seit der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 eine große Rolle – sein Eingreifen macht ihn zum Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches und später Deutschlands. Mit anderen Heiligen wird er als Patron der Soldaten und Krieger verehrt, im Spätmittelalter ist er mit dem Heiligen Georg Patron des Rittertums. Sein Fest wurde zum beliebten Termin für Miet-, Pacht- oder Zinszahlungen und er ist Patron zahlreicher Kirchen und Städte. Das Katholische Büro in Berlin lädt jedes Jahr um seinen Festtag Vertreter der Politik und Kirche zu einem „Michaelsempfang“.

Dienstag, 29.09.2020