Tag der deutschen Einheit
Samstag, 03.10.2020
30 Jahre Deutsche Einheit. Die friedliche Revolution ist ohne die Kirchen nicht zu denken: Wie ist bei ihnen die Lage angesichts des Jubiläums? Dazu ein persönliches Wort von unserem katholischen Kollegen Daniel Heinze aus dem Bistum Dresden-Meißen ...
INFO: Als deutscher Nationalfeiertag erinnert der „Tag der Deutschen Einheit“ an die deutsche Wiedervereinigung, die „mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 vollendet“ wurde. An diesem Tag um Null Uhr trat die DDR offiziell der Bundesrepublik bei, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Berlin in seiner Gesamtheit wurden zu neuen Ländern der Bundesrepublik Deutschland. Die vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges hatten mit der Vereinbarung vom 1.10.1990 in New York auf ihre Vorbehaltsrechte verzichtet, das vereinte Deutschland besaß damit von Beginn an die volle Souveränität. Am 4. Oktober 1990 trat erstmals der gesamtdeutsche Bundestag im Berliner Reichstag zusammen, dem 144 Abgeordnete aus der bisherigen DDR-Volkskammer angehörten.
Der Wiedervereinigung voraus ging eine friedliche Revolution, die am 9.11.1989 mit dem Fall der Berliner Mauer endete. Sie war ohne die Kirchen nicht zu denken: Schon damals waren Christen eine Minderheit, doch sie boten offenen Raum, waren Orte, an denen frei gesprochen und gebetet werden konnte. Viel wurde seitdem unternommen, um die Einheit auch der Kirche zu fördern: Die katholische Laienvertretung des ZdK wählte mit Hans Joachim Meyer einen sächsischen Minister zum Präsidenten (1997-2009), es gab Katholikentage wie in Dresden (1999) und den Jubiläumskatholikentag in Leipzig (2016) und der für 2024 in Erfurt geplante 103. Deutsche Katholikentag, aber auch die Gründung neuer Bistümer wie in Hamburg.
Unser Autor: Daniel Heinze (42), seit 2017 in der GKP, arbeitet in Leipzig als katholischer Hörfunkredakteur im Auftrag des Bistums Dresden-Meißen für mehrere sächsische Privatsender (u.a. RADIO PSR, R.SA) und moderiert verschiedene Magazin- und Verkündigungsformate. Zudem ist er für die Radioholding REGIOCAST als Texter und Kreativer im Bereich On-Air-Kommunikation tätig. In seiner Freizeit macht er Musik und tritt regelmäßig solo oder mit seinem Trio 2zueins! auf. Weitere Infos auf www.danielheinze.de.
Ökumenisches Wort der Kirchen zu 30 Jahren Deutscher Einheit: „Nicht Besserwisserei, sondern wechselseitiges Zuhören muss die Grundhaltung sein, in der Menschen mit unterschiedlichen Geschichten aus Ost und West sich begegnen. Dann wird deutlich werden: Es kommt nicht darauf an, wer aus „dem Osten“, „dem Westen“ oder anderswo herstammt. Es kommt darauf an, dass wir einander achten und beistehen“ – so heißt es in einem gemeinsamen Wort der Kirchen zum 30-jährigen Jubiläums der Wiedervereinigung und Tag der Deutschen Einheit. Das am Freitag veröffentlichte Schreiben trägt den Titel „Freiheit, Demokratie und Solidarität und erinnert an die hohen Werte der demokratischen Freiheit und des solidarischen Zusammenhalts.
Der demokratische Geist einer verantwortungsvollen Gestaltung von Gesellschaft in Freiheit und Pluralismus vereine die Menschen in Deutschland und Europa in föderaler Vielfalt, so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing. Zugleich warnen sie vor spaltenden Kräften: „Wachsende Abstände beobachten wir heute nicht nur veranlasst durch die Corona-Pandemie, sondern auch durch sich verschärfende soziale Ungleichheiten und durch einen sich polarisierenden öffentlichen Diskurs. Wenn wir bedenken, dass die in der Einheit geheilte Teilung Deutschlands in der Katastrophe des Nationalsozialismus wurzelte, erweist sich dieses Auseinanderdriften der Gesellschaft in Form eines erstarkenden Nationalismus oder eines wieder aggressiveren Antisemitismus als ganz besonders fatal. Unsere Einheit in Vielfalt erfordert unbedingten Respekt voreinander, verständnisvolles Interesse füreinander und gelebte Solidarität untereinander“, erklären Bischof Bätzing und Landesbischof Bedford-Strohm. „Wir wenden uns daher entschieden gegen Tendenzen einer gesellschaftlichen Spaltung. Im geeinten Deutschland müssen wir für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft eintreten.“
Dabei gelte es, die unterschiedlichen Lebensgeschichten auch jetzt noch zu erzählen. Nicht Besserwisserei, sondern wechselseitiges Zuhören müsse die Grundhaltung sein, in der Menschen mit unterschiedlichen Geschichten aus Ost und West sich begegneten. Es komme vor allem darauf an, wie man einander achte und beistehe. „Vor 30 Jahren durften wir den Tag der Wiedervereinigung Deutschlands feiern. Friedlicher Protest, Kerzen und Gebete der Menschen in Ostdeutschland hatten den Weg dazu gebahnt. Heute stehen wir vor der Herausforderung der Corona-Pandemie. Wie die Menschen damals vertrauen wir heute auf die Kraft Gottes“, schreiben Landesbischof Bedford-Strohm und Bischof Bätzing.
Die gemeinsame Erklärung Freiheit, Demokratie und Solidarität – Ein Wort zu 30 Jahren Deutscher Einheit zum Download auf www.dbk.de und www.ekd.de: https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2020/2020-157a-Gemeinsame-Erklaerung-zu-30-Jahren-Deutscher-Einheit.pdf
Feiern in Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam: Unter dem Motto „30 Jahre – 30 Tage – 30 x Deutschland“ präsentieren sich Bundesländer, Verfassungsorgane, die Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ und weitere Partner bei der „EinheitsEXPO“ mit Installationen, Exponaten oder wandlungsfähigen „City-Cubes“. Teil der Aktion ist die noch junge Tradition des #Einheitsbuddelns, bei der am 3. Oktober Bäume gepflanzt werden. Mehr: https://tag-der-deutschen-einheit.de/einheitsbuddeln/
Beim Höhepunkt der Feierlichkeiten, dem offiziellen Festakt am 3. Oktober, gibt es Auftritte namhafter Musiker, offizielle Ansprachen und unterhaltsame Show- und Talk-Elemente. Anna Loos und Günther Jauch führen durch das Programm. Die ARD überträgt die Geburtstagsfeier der Deutschen Einheit live aus der „Metropolis Halle“ in Potsdam-Babelsberg. Und den ökumenischen Gottesdienst zuvor gibt es im ZDF. Links: Gastgeber Brandenburg. Mehr: https://tag-der-deutschen-einheit.de/