Notre-Dame weiter Baustelle

von Christof Beckmann

Dienstag, 27.02.2024

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Buchcover „Zurück im Herzen Europas“, Greven Verlag. Collage: KIP

Fast fünf Jahre ist es nun her, dass ein Schock durch Europa und die Welt ging: Der Brand der Kathedrale Notre-Dame im Herzen von Paris war ein Flammenzeichen. Hilfe aus Deutschland und vor allem NRW war willkommen. Und bald soll die Eröffnung sein …

INFO: Nach dem bei Renovierungsarbeiten ausgebrochenen Brand vom 15. April 2019 ist die Kathedrale Notre-Dame im Herzen von Paris weiterhin von hohen Bauzäunen umgeben. Dahinter laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Denn bald soll das weltberühmte Gotteshaus wieder geöffnet werden. Nach Ansicht der Architektin und ehemaligen Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner wird die frühgotische Bischofskirche aber wohl auch über die geplante Wiedereröffnung hinaus eine Baustelle bleiben, auch wenn der bei dem Brand zerstörte Vierungsturm wieder stehen werde. Der für den Wiederaufbau von Notre-Dame zuständige Architekt Philippe Villeneuve wünsche sich nicht ohne Grund die Einrichtung einer Dombauhütte an der Pariser Kathedrale - sie seien für die fortlaufenden Instandhaltungsarbeiten bei großen gotischen Gotteshäusern unverzichtbar. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte nach dem Brand angekündigt, das Gotteshaus in fünf Jahren wieder zugänglich zu machen – bislang sollen die Sanierungsarbeiten bis zum 8. Dezember fertig sein.

Das Großfeuer vor fünf Jahren hatte Dächer und Dachstuhl, Teile der Gewölbe sowie den 96 Meter hohen hölzernen Vierungsturm zerstört. Im Herzen des Brandes herrschten Temperaturen bis zu 1.000 Grad, die dem Mauerwerk extrem zusetzten. Der Einsturz konnte abgewendet werden, auch die Türme des Westwerks wurden gerettet, wichtige Gemälde, Kunstgegenstände und Reliquien, darunter auch die traditionell verehrte Dornenkrone Jesu. Die frühgotische Kathedrale Notre-Dame gehört zu den Wahrzeichen von Paris, zum Weltkulturerbe der Unesco und gilt vielen als Inbegriff von Frankreichs Kathedralen. Sie wurde zwischen 1163 und 1345 erbaut; 2013 wurde der 850. Jahrestag der Grundsteinlegung gefeiert. Victor Hugos Roman „Der Glöckner von Notre Dame“ (1831) machte das nach der Französischen Revolution verfallende Gotteshaus zum Gegenstand romantischer Verklärung. Jährlich wird Notre-Dame von 12 bis 14 Millionen Menschen besucht.

Glasfenster in Köln restauriert: In der Glasrestaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte wurden vier schwer in Mitleidenschaft gezogene Fenster aus dem Langhausobergaden der Pariser Kathedrale restauriert. Die Arbeiten umfassten die schonende Oberflächenreinigung der Scheiben, das Kleben von Sprüngen im Glas, das Löten von Brüchen im Bleinetz und die Erneuerung der Randbleie. Der Wiedereinbau der Fenster erfolgte vor Ort durch die Kölner Dombauhütte mit Unterstützung von französischer Seite. Bei den vier Fenstern handelt es sich um Kunstwerke des französischen Glasmalers, Grafikers und Kupferstechers Jacques Le Chevallier von 1965. Sie zeigen abstrakte Formen, in denen neben hellen Gläsern Blau- und Rottöne dominieren, die sich eng an die Farben mittelalterlicher Fenster anlehnen.

Die Zusammenarbeit deutscher und französischer Institutionen wurde vor allem durch das Engagement des damaligen deutsch-französischen Kulturbevollmächtigten Armin Laschet möglich gemacht: Bereits am Tag nach der Brandkatastrophe rief der NRW-Ministerpräsident gemeinsam mit der Deutschen UNESCO-Kommission die Spendenaktion „NRW für Notre-Dame“ ins Leben. Dabei kamen rund eine halbe Million Euro von Menschen aus Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland zusammen. Dieser Betrag geht an die für die Erhaltung und Restaurierung der Kathedrale Notre-Dame de Paris zuständige öffentliche Einrichtung, die die Arbeiten vergibt, um sie für die Restaurierung der Kathedrale zu verwenden.

Ein neues Buch dokumentiert den deutschen Beitrag zur Wiederherstellung: Unter dem Titel „Zurück im Herzen Europas. Notre-Dame de Paris und die deutsch-französische Freundschaft“ versammelt der Bildband auch Texte von Präsident Macron, der Schriftstellerin Agnes C. Poirier und der wissenschaftlichen Leiterin der Glaswerkstatt der Kölner Dombauhütte, Katrin Wittstadt. Mit zahlreichen Fotos - darunter unveröffentlichte Einblicke in die Restaurationsarbeiten in Köln - schaut das Buch voraus auf die geplante Wiedereröffnung der Kathedrale im Dezember. Herausgeber sind Professorin Dr. Barbara Schock-Werner und der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Schock-Werner war von 1999 bis 2012 Dombaumeisterin in Köln und wurde 2019 zur Beauftragten der Kulturstaatsministerin für die Koordinierung der Hilfsangebote aus Deutschland für den Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame ernannt. Laschet, Abgeordneter der CDU im Deutschen Bundestag, war von 2019 bis 2021 Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Deutsch-Französischen Vertrags. Er gehört außerdem dem Vorstand der Deutsch-Französisch Parlamentarischen Versammlung an.  Präsident Emmanuel Macron berief ihn 2022 zum Kommandeur der Französischen Ehrenlegion.

Das Buch: Armin Laschet, Barbara Schock-Werner (Herausgeber), „Zurück im Herzen Europas. Notre-Dame de Paris und die deutsch-französische Freundschaft“, Greven Verlag, Köln 2024, 22,00 Euro, ISBN 978-3-7743-0976-0.

Dienstag, 27.02.2024