Schaltjahr: Vier Jahre und ein Tag
Donnerstag, 29.02.2024
Schön für alle, die heute einen „richtigen“ Geburtstag haben: Ein geschenkter Tag steht heute ins Haus. Obwohl: wir holen nur ein, was wir in den letzten vier Jahren verloren haben. Leider aber kann man den „Schalter“ nicht für alles in der Welt umlegen.
INFO: 2024 ist ein Schaltjahr mit 366 Tagen; der Februar hat 29 Tage. Der Grund: Die Erde braucht bei der Umrundung der Sonne nicht genau 365 Tage, sondern 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Das so genannte Sonnenjahr dauert also knapp sechs Stunden länger als ein normales Jahr. Diese Differenz muss ausgeglichen werden. Bereits im dritten Jahrhundert vor Christus halfen ägyptische Astronomen der Erde erstmals auf die Sprünge und führten einen zusätzlichen Kalendertag ein. 45 vor Christus übernahm Julius Cäsar für das Römische Reich diese Regelung. Er ließ die Länge der einzelnen Monate offiziell festlegen und schrieb zugleich einen alle vier Jahre begangenen Schalttag fest. Auch dann noch aber blieb eine kleine Restungenauigkeit von jährlich elf Minuten. Und so wuchs dieser winzige Fehler, den der julianische Kalender fortan jährlich machte, immer weiter an und führte schließlich dazu, dass sich im 16. Jahrhundert Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winteranfang um mehr als zehn Tage nach vorne verschoben hatten.
Abhilfe brachte erst Papst Gregor XIII. mit einer Radikallösung: 10 Tage oder 240 Stunden fielen 1582 schlichtweg unter den Tisch. Auf den 4. Oktober folgte unmittelbar der 15. Oktober 1582. Zugleich wurden im gregorianischen Kalender, der bis heute gilt, die Schalttagsregelungen weiter präzisiert, um künftige Restungenauigkeiten zu vermeiden. So blieb weiterhin jedes vierte Jahr grundsätzlich ein Schaltjahr. Der Extra-Tag fällt allerdings dann aus, wenn die Jahreszahl durch 100, aber nicht durch 400 teilbar ist. Durch diese Finesse hat nun jeder 400-Jahre-Zyklus nicht mehr 100 Schaltjahre, sondern nur noch 97. Der Papst stand damit an der Spitze des wissenschaftlichen Fortschritts. Was allerdings nicht alle anerkennen wollten: Zunächst verfluchten die Protestanten Gregors Reform als „trojanisches Pferd“, das die evangelischen Kirchen unter päpstliche Knechtschaft zwingen solle. Erst im 18. Jahrhundert setzte sich bei ihnen der Gregorianische Kalender durch. Die orthodoxe Christenheit tut sich immer noch schwer mit der mehr als 400 Jahre alten Reform. Erst als sich in den Ländern der Orthodoxie das gregorianische Modell für die bürgerliche Zeitrechnung durchsetzte, versuchten die Ostkirchen 1923 eine Reform des Julianischen Kalenders. Das Projekt endete in einer Spaltung: Einige Kirchen, etwa in Griechenland, Polen und den USA, befürworteten die Reform, andere wie die Russisch-Orthodoxen und Armenier lehnen sie bis heute ab.
In Deutschland leben rund 55.000 Menschen, die an einem 29. Februar geboren wurden. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch gilt für sie aus Paragraf 188, dass sie in einem Schaltjahr ihre Volljährigkeit zum 18. Geburtstag zum 1. März erhalten. Arbeitgeber haben in einem Schaltjahr einen Tag mehr Zeit, um fristgerecht Kündigungen auszusprechen. Geht es um die Zahl der Geburten in Deutschland, wird pro Jahr abgerechnet. In den vergangenen 10 Jahren wurden am einem Februartag im Durchschnitt 2.000 Kinder geboren. Anders bei der Berechnung der Geburtenkennzahlen wie der zusammengefassten Geburtenziffer oder der Geburtenziffern nach Alter der Frau: Dabei wird berücksichtigt, ob ein Jahr 365 oder 366 Tage hat.
Bei den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen wird zwar die Zahl der Arbeitstage berücksichtigt - aber die unterscheidet sich auch unabhängig von Schaltjahren wegen der Feiertage und Sonntage. So gibt es trotz Schaltjahr 2024 mit 248,8 rund 0,6 Arbeitstage weniger als 2023 (249,4 Arbeitstage). Das liegt daran, dass die Feiertage 2024 arbeitnehmerfreundlicher liegen - also seltener an einem Wochenende. Als Faustregel kann man nach Angaben der Statistiker sagen: Durchschnittlich bedeutet ein Arbeitstag mehr, dass das Bruttoinlandsprodukt um rund 0,1 Prozentpunkte höher ist. Eine ähnliche Rechnung muss man wohl auch wegen möglicherweise höherer Löhne in einem Schaltjahr aufmachen: Aufgrund von Feiertagen und Wochenenden fällt das Schaltjahr vermutlich gar nicht so sehr ins Gewicht. Die Zahl der Arbeitstage schwankt in jedem Jahr. So hat das aktuelle Jahr 252 Arbeitstage, 2023 hatte 251 Tage. 2022 kam auf 253 Tage und 2021 sogar auf 255 Tage. Bei Personen mit vertraglich vereinbarter Arbeitszeit ist die Anzahl der Arbeitstage sowieso unerheblich. (KNA)