Ukraine: Leben mit dem Krieg

von Stefan Klinkhammer

Montag, 26.02.2024

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Bild: Münsteraner Bistumspodcast „kannste glauben“

Wie kann man mit diesem Krieg leben? Nicht nur in der Ukraine selbst stellt sich diese Frage, auch für viele, die mitten unter uns leben und in Angst um ihre Heimat sind. Der Podcast „kannste glauben“ im Bistum Münster stellt sich dieser Frage,

INFO: Fast zwei Jahre sind es her, dass das Leben von Ivan Kozak komplett auf den Kopf gestellt wurde. Als russische Truppen die Ukraine angriffen, blieb der heute 19-Jährige noch zwei Wochen zu Hause. Doch der Krieg rückte näher und Kozak floh – zunächst in die Westukraine, dann zu seiner Tante nach Altenberge. Zusammen mit Mariya Sharko, die ebenfalls aus der Ukraine stammt und in der Fachstelle Weltkirche des Bistums Münster arbeitet, ist er zu Gast in der neuen Folge des Bistumspodcast „kannste glauben“.

„Ich konnte mir damals gar nicht vorstellen, dass ich fast zwei Jahre in Deutschland leben würde“, sagt Kozak im Gespräch mit Moderatorin Ann-Christin Ladermann. Mittlerweile hat er sich gut eingelebt, hat die deutsche Sprache gelernt und schmiedet Pläne für die Zukunft – erst einmal in Deutschland. „Ich würde gerne Grafikdesign studieren“, sagt er. Trotz allem bleibt seine Familie zerrissen. Während Ivan mit seiner Mutter in Altenberge lebt, sind sein Vater und seine Oma in Kiew. Der 19-Jährige erzählt, wie es ist, mit der Sorge um die Verwandten in der Ukraine zu leben und wie unterschiedlich er und seine Mutter mit den täglichen Nachrichten umgehen. Die Sorgen kennt auch Mariya Sharko. Ihr Bruder lebt in ihrem Elternhaus in Lwiw. „Kurz vor Silvester ist in der Nähe des Hauses eine Rakete eingeschlagen“, sagt sie. „Ich mache mir vermehrt Sorgen.“

Gleichzeitig lernen die Menschen in der Ukraine mit dem Krieg zu leben. In Charkiw werde derzeit beispielsweise eine unterirdische Schule gebaut. „Es ist grausam, dass man die Zukunft der Kinder mit dem Krieg plant“, sagt Sharko. Sharko und Kozak sprechen in der gut halbstündigen Folge auch über die Unterstützung Deutschlands und den Stand der Integration aus ihrer Sicht. Ihr Wunsch für das neue Jahr: Frieden.

Die Episode des Bistums-Podcast „kannste glauben“ mit Mariya Sharko und Ivan Kozak ist auf www.bistum-muenster.de abrufbar. Zudem können alle Folgen der Reihe bei Spotify, podcaster.de, Deezer, Google Play, Youtube und Itunes kostenfrei angehört und abonniert werden. (lb/bpm)

Gottesdienst in Aachen zum zweiten Jahrestag des Ukraine-Kriegs: „Lassen Sie uns gemeinsam um Frieden und Gerechtigkeit für die Ukraine beten, und dafür, dass die Aggression Russlands endet und das Land seine Politik ändert und sich von seiner imperialistischen Ideologie bekehrt“, lädt Bischof Dr. Helmut Dieser zum Gottesdienst am Montag, 26. Februar, um 18.30 Uhr in den Aachener Dom ein.

Der Aachener Bischof zelebriert den Gottesdienst mit dem ukrainischen Pfarrer Roman Horodetskyy, gestaltet wird er zudem von Frauen, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Seit zwei Jahren tobt der Krieg in der Ukraine. Das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer ist unvorstellbar: Ungezählte Menschen sind der sinnlosen Gewalt bisher zum Opfer gefallen, Tausende sind auf der Flucht oder kämpfen im Land selbst ums nackte Überleben. Als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk im vergangenen Jahr den Karlspreis erhielten, betonte der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser bereits: „Die Ukraine verteidigt die europäische Zivilisationsordnung gegen den Überfall des russischen Regimes und gegen dessen imperialistische Ideologie, mit der die Propaganda des Regimes den Angriffskrieg begründen will.“

Rund 1,15 Millionen Menschen aus der Ukraine in Deutschland: Ukrainische Staatsbürger stellen derzeit die zweitgrößte Ausländergruppe in Deutschland: In Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 ist die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen aus der Ukraine auf 1,15 Millionen angestiegen. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, betrug die Nettozuwanderung aus der Ukraine im Jahr 2023 rund 121.000 Menschen. Diese Zahl ist deutlich geringer als im Kriegsjahr 2022.

Wie das Statistikamt weiter mitteilte, wurden im Jahr 2023 rund 277.000 Zuzüge und 156.000 Fortzüge erfasst. Zum Vergleich: 2022 hatte es mit rund 1,1 Millionen Zuzügen und 138.000 Fortzügen eine Nettozuwanderung von 960.000 Menschen gegeben. Die Nettozuwanderung war 2023 weiterhin höher als in den Jahren vor dem Angriffskrieg (2021: 6.000, 2020: 5.000 und 2019: 7.000 Personen). Die insgesamt in den vergangenen zwei Jahren aus der Ukraine Zugewanderten waren zu 61 Prozent weiblich und zu 34 Prozent minderjährig. 2023 hat sich die Alters- und Geschlechterverteilung der Zugewanderten gegenüber dem Vorjahr verändert: Zwar zogen auch im Jahr 2023 mit 53 Prozent der 277.000 aus der Ukraine zugewanderten Personen mehrheitlich Frauen und Mädchen nach Deutschland, ihr Anteil war aber um zehn Prozentpunkte geringer als im Vorjahr (63 Prozent der rund 1,1 Millionen Zugewanderten im Jahr 2022). Die meisten Ukrainer lebten zum Stichtag der Statistik im Oktober 2023 in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (234.000), Bayern (168.000), Baden-Württemberg (159.000) und Niedersachsen (114.000). Der Anteil von Ukrainerinnen und Ukrainern an der Gesamtbevölkerung stieg seit Beginn des Krieges auf 1,4 Prozent von zuvor 0,2 Prozent Anfang 2022. Die ukrainischen Staatsangehörigen waren in der Folge im Oktober 2023 nach den türkischen Staatsangehörigen (1,6 Prozent/ 1,39 Millionen Menschen) die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe in Deutschland. (KNA)

Alle Daten und Fakten zu Menschen aus der Ukraine in Deutschland im Internet: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/02/PD24_065_12411.html.

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