Passionsspiele und mehr

von Christof Beckmann

Freitag, 05.04.2019

Bei den Lippetaler Passionspielen sind mehr als 100 Darstellerinnen und Darsteller sind bei den Aufführungen beteiligt, Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann
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Bei den Lippetaler Passionspielen sind mehr als 100 Darstellerinnen und Darsteller sind bei den Aufführungen beteiligt, Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann

Abertausende gehen in diesen Tagen den Kreuzweg und an vielen Orten sind barocke Traditionen lebendig, wenn am Karfreitag wieder Kreuztrachten durch die Straßen ziehen. Selbst Passionsspiele gibt es – wie in Lippetal. Worum könnte es gehen?

INFO: 2014 wurde erstmals ein speziell für die Lippetaler Passionsspiele geschriebenes Drehbuch über die Leidensgeschichte Jesu auf die Bühne gebracht. Rund 120 Darstellerinnen und Darsteller sind im Einsatz, viele weitere wirken im Hintergrund bei Maske, Kostüm, Bühnenbild und Technik mit. Nach einer Wiederholung 2015 begann die Spielzeit 2019 am Samstag, 16. März, mit einem Gottesdienst um 17 Uhr in der St. Ida-Basilika. Die Schirmherrschaft hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn übernommen. Alle neun Aufführungen in der Katholischen Pfarrkirche St. Albertus-Magnus in Hovestadt waren in wenigen Minuten ausverkauft. Nach Aufführungen am 22.03., 23.03., 24.03., 29.03., 30.03. und 31.03. finden noch weitere am Freitag, 05.04.2019 um 19.30 Uhr, Samstag, 06.04.2019 um 19.00 Uhr und Sonntag, 07.04.2019 um 18.00 Uhr statt. Alle Veranstaltungen sind ausverkauft! Internet: https://www.lippetalerpassionsspiele.de/

Passionsspiele stehen in der Tradition einer alten Frömmigkeitsgeschichte: In der Fastenzeit und besonders in der „Heiligen Woche“ ab Palmsonntag wird das Leiden und Sterben Jesu Christi in besonderer Weise vergegenwärtigt. Eine alte Übung ist der Kreuzweg: Er bezeichnet ursprünglich die Nachahmung der Via Dolorosa (lat. Für „schmerzensreiche Straße”) in Jerusalem als Stationsweg vor Wallfahrtskirchen. Aus dem Heiligen Land zurückgekehrte Pilger legten Nachbildungen der heiligen Orte in ihrer Heimat an. Oftmals übertrugen sie exakt die Länge der Via Dolorosa auf ihren heimischen Kreuzweg. Aus zunächst sieben Stationen bildeten sich bis um 1600 Kreuzwege mit 14 Stationen. Sie zeigten den Weg Jesu von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zur Kreuzigung und Grablegung. Als Teil der Ausstattung von Kirchenräumen entstand der vierzehnteilige Kreuzwegzyklus gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Die meist an Freitagen stattfindende Kreuzwegandacht ist in der Fastenzeit ein vielfach praktiziertes meditatives Gebet vor den Stationen. Betend gedenken die Christen dabei auch der Leidenden unserer Tage, die ungerecht verurteilt, gefoltert und getötet, ihres Lebensunterhalts beraubt oder verspottet werden.

Die üblichen Stationen sind: 1. Jesus wird zum Tode verurteilt. 2. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern. 3. Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz. 4. Jesus begegnet seiner Mutter. 5. Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen. 6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch. 7. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz. 8. Jesus begegnet den weinenden Frauen. 9. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz. 10. Jesus wird seiner Kleider beraubt. 11. Jesus wird ans Kreuz geschlagen. 12. Jesus stirbt am Kreuz. 13. Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt. 14. Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt.

Kreuztrachten: Traditionsreiche Kreuztrachten ziehen an vielen Orten Westfalens durch die Straßen: Im Bistum Münster ziehen sie in Coesfeld (Kreis Coesfeld) und Hörstel-Bevergern (Kreis Steinfurt), haben aber seit der Barockzeit auch im Erzbistum Paderborn eine lange Geschichte.

Menden: Die Kreuztrachten in Menden beginnen am Gründonnerstag um 21.00 Uhr mit dem Jugendkreuzweg. Danach findet zu jeder vollen Stunde eine Kreuztracht statt außer während der Großen Kreuztracht und während der Karfreitagsliturgie um 15.00 Uhr. Am Karfreitagmorgen ist um 8.00 Uhr keine Prozession. Die Große Kreuztracht beginnt am Karfreitag um 9.00 Uhr. Um 15.00 Uhr wird in der Pfarrkirche St. Vincenz die Karfreitagsliturgie gefeiert. Die letzte Prozession geht am Karsamstag von 6.00 bis 7.00 Uhr. Informationen: Pfarramt St. Vincenz, Tel. 023 73 / 918726, Internet: www.pv-menden.de

Wiedenbrück: Am Freitag um 13.00 Uhr beginnt in der Wiedenbrücker Franziskanerkirche St. Ursula die Karfreitagsliturgie, darin ist die Kreuztracht eingebunden. Diese beginnt um 13.30 Uhr und zieht rund eine Stunde durch die Innenstadt. Nach der Rückkehr in die Kirche wird dann die Karfreitagsliturgie fortgesetzt. Informationen: Franziskanerkloster Wiedenbrück, Tel. 05242/92890, Internet: www.franziskanerwiedenbrueck.de

Delbrück: Die Kreuztracht zieht Karfreitag um 10.00 Uhr von der Kirche St. Johannes Baptist zur Kreuzkapelle, anschließend Predigt. Um 15.00 Uhr: Feier vom Leiden und Sterben Christi, anschließend Beichtgelegenheit, 19.00 Uhr: Kreuzfeier mit Predigt, 21.00 Uhr: Komplet in der Kreuzkapelle. Informationen: Pfarramt St. Johannes Baptist, Tel. 05250 / 5 3212, Internet: www.pv-delbrueck.de

Brakel-Cehrden: Die Kreuztracht am Karfreitag in Brakel-Gehrden beginnt um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Die Prozession zieht dann zum Rosenberg. Ab 8.30 Uhr besteht die Möglichkeit zur Beichte. Informationen: Pfarramt, Tel. 05648 / 380, Internet: www.pr-brakel.de

Pömbsen: In Pömbsen bei Bad Driburg fängt die Kreuztracht um 14.00 Uhr in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt an. Die Karfreitagsliturgie wird dann im Anschluss an die Kreuztracht in der Kirche gefeiert. Informationen: Pfarramt, Tel. 05253 / 9 7990, Internet: www.pv-bad-driburg.de

Sundern-Stockum: In Sundern-Stockum findet die Kreuztracht im Anschluss an die Karfreitagsliturgie statt. Diese beginnt um 15.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Pankratius. Nach der Predigt auf dem Kirchplatz zieht die Kreuztracht dann zur Kapelle auf den Rehberg. Informationen: Pfarramt St. Pankratius, Tel. 02933 / 22 74 (mittwochs vormittags erreichbar), Internet: www.stockum-sauerland.de

Karfreitagsprozession der katholischen italienischen Gemeinde in Wuppertal: Seit fast 40 Jahren wird am Karfreitag von der katholischen italienischen Gemeinde in Wuppertal mit der „Passione Vivente“ der Leidensweg Christi in Szene gesetzt. Jedes Jahr kommen Tausende Gläubige und Besucher, um an sieben Stationen bis zur abschließenden Kreuzigungsszene in der Hardtanlage die Passion nachzuempfinden. Für die rund 70 Darsteller ist es aber nicht nur ein Schauspiel, sondern auch ein Zeugnis ihres Glaubens. Beginn der Karfreitagsprozession ist um 16 Uhr am Deweerthscher Garten in Wuppertal. Kontakt: Don Angelo Ragosta, Bernhard-Letterhaus-Str. 11, Wuppertal 42275, Tel. 0202 / 666092, Fax 0202 / 2998659, E-Mail: info@mci-wuppertal.de, Internet: http://mci-wuppertal.de/

Oberammergauer Passion: 1634 begann die Geschichte der Passionsspiele in Oberammergau – zur Zeit der Pest gelobte die Gemeinde, das Spiel alle 10 Jahre aufzuführen. Die 42. Oberammergauer Passionsspiele finden vom 16. Mai bis 4. Oktober 2020 statt. Einzeltickets (ohne Übernachtung) werden ab Mitte 2019 im Onlineshop zu Preisen zwischen (je nach Kategorie) EUR 30 und EUR 180 angeboten. Internet: https://www.passionsspiele-oberammergau.de/de/startseite

Freitag, 05.04.2019